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06.03.2020 – Berlin @ Max Schmeling Halle


Ja ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass nun Einige von Euch schreiend die Hände über den Kopf zusammenschlagen werden, doch das ist mir ehrlich gesagt in diesem Fall mal völlig egal. Ich weiß ebenfalls aus meinem recht umfangreichen Freundeskreis, dass es viele Deichkind Sympathisanten, Freunde und sogar Fans gibt, von denen mir sogar einige an diesem nasskalten und regnerischen Tag abends in der Max-Schmeling Halle über den Weg liefen, um die laut Spiegel momentan spannendste Band Deutschlands gnadenlos abzufeiern. Dafür, dass man dieses Konzert nicht im Vollrausch erlebt, sorgten die netten Damen und Herren des örtlichen Caterers, die bei einer Rutsche von 3 Bier satte 19,50€ von der EC-Karte abbuchten. Ok, da waren 6€ Pfand für die Fan-Becher mit dabei, die man natürlich nicht mehr zurückbrachte und tags darauf in die heimische Sammlung integrierte.

Ich muss noch eines vorweg schicken. Ich bin Deichkind Fan seit frühester Stunde und war anno 2005 ebenso überrascht wie viele andere, als die Hamburger mit „Electric super dance band“ erstmals beim von Stefan Raab initialisierten Bundesvision Songcontest statt des massentauglichen deutschen Hip-Hops mit elektronischen Beats und seltsam anmutenden Dreiecken auf dem Kopf herumturnten und prompt für diese Kehrtwende mit dem vorletzten Platz „bestraft“ wurden. Doch dieser Mut machte sich bezahlt und von da an war die steile Karriere der Jungs nicht mehr aufzuhalten. Als dann im letzten Jahr im April die nun laufende Tour angekündigt wurde stand sofort für mich fest: Da muss ich hin und dementsprechend könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen, wie lange ich diesem nun endlich stattfindenden Event entgegenfieberte.

Bereits gegen 19:30 Uhr war die heute bis auf den letzten Platz ausverkaufte, nach dem legendären deutschen Boxer benannte Arena zu gut dreiviertel gefüllt und alle scharrten mit riesiger Vorfreude auf das bald steigende Ereignis mit den Hufen. Der als Support eingesetzte VJ machte seine Sache mehr als ordentlich, mixte guten alten Hiphop der Marke House of pain mit Rage against the machine und vielen anderen Hits, die die Gliedmaßen schon einmal bestens aufwärmten und schaffte somit eine recht ordentliche Grundlage. Doch als dann gegen 20:30 Uhr das von Werner Herzog eingesprochene und von einem nackten Lars Eidinger, der an einem Kran hängend als lebender Pinsel missbraucht das erste bei der Show verwendete Backdrop malte und auch schon im Video zu „Richtig gutes Zeug“ mit agierte, dargestellte Intro ertönte, flippte das nun proppenvolle Auditorium komplett aus und feierte den Opener „Keine Party“ gnadenlos ab, der wummernd aus den Boxen dröhnte. Gleich zu Beginn fiel die Optik der Bühne auf, die eher wie ein Kleinkunsttheater recht minimalistisch gehalten wurde und somit eine Menge Platz für die Protagonisten bot. Dieser wurde auch optimal ausgenutzt, wie uns Philipp Grütering alias Kryptik Joe bei „Richtig gutes Zeug“ mit seinem überdimensionalen Rucksack allein auf der Bühne stehend bewies.

Von da an wurde es eine optisch beeindruckende, wilde Achterbahnfahrt durch das neue Album und den Klassikern aus der beeindruckenden Deichkind Karriere, bei dem die Band zusammen mit ihren Darstellern fast bei jedem Song die Kostüme wechselte, das Bühnenbild sich veränderte und man dementsprechend schon fast von einer Reizüberflutung sprechen konnte. Es war wild, es machte Spaß und der herrlich durchchoreographierte Anarchismus sorgte für ein wogendes Tollhaus im Prenzelberg (UND NICHT PANKOW!) Die Zuschauer sangen wirklich jeden Song lautstark mit und Deichkind ließen sich von dieser ausufernden Atmosphäre mitnehmen. Die Trampolin-Einlage war schon fast eines Cirque du soleil würdig, die Bühnen Choreo beim überraschend gespielten „Voodoo war gespenstig und auch wenn die Hamburger lediglich mit einem Bürodrehstuhl bei „Bück dich hoch“ auf der Bühne ihre Fisimatenten machten, sah das künstlerisch und ansprechend aus.

Highlights waren natürlich die Bühnenbilder bei „Bude voll People“, die legendären blinkenden Dreiecke bei „Arbeit nervt“, die durch die Halle getragene Tonne bei „Rollt das Fass rein“, welcher nahtlos in „Hört ihr die Signale“ überging, bei dem natürlich die „Kein Bier für Nazis“ Fahne den meisten Applaus erhielt. Bei „Limit“ wurden dann noch einmal sämtliche Kraftreserven aktiviert, um dann mit dem unvermeidbaren „Remmidemmi“ den Abend nach über zweieinhalb Stunden zu beschließen, bei dem auf der Bühne neben einem überdimensionalen Emoji-Kackhaufen ein Bällebad, eine Hüpfburg, eine Abrissbirne und vielerlei anderer Kram noch einmal für einen optischen Hochgenuss sorgten. Dass dabei auch ein Deichkind Protagonist in einem großen Schwimmring durch die Halle getragen wurde, sorgte ebenfalls für eine Menge Spaß, wie auch die von ihm im Sitzen initialisierte Kissenschlacht.

Deichkind sind für mich nicht nur Musik, sondern mittlerweile vor allem Kunst. Leider fällt dabei die Interaktion mit dem Publikum hinten ein wenig runter, die fast gar nicht stattfand, doch bei einer solchen Setlist, bei einer so überragenden Show und solch tollen Protagonisten kann man auf ein gebrülltes „Hallo Berlin“ auch gerne mal verzichten. Für mich gehört dieses Konzert in meiner seit 1984 andauernden Besucher-Karriere definitiv zur den Top 5 aller Zeiten und ich freue mich diebisch darauf, Deichkind dieses Jahr noch in der Berliner Wuhlheide, am Dresdner Elbufer und dem in Leipzig stattfindenden Highfield Festival erleben zu dürfen. Was für ein großartiger Abend!

Keine Party
Richtig gutes Zeug
So’ne Musik
Dinge
Quasi
Knallbonbon
Endlich autonom
Party 2
Cliffhänger
Die Welt ist fertig
Wer sagt denn das?
Voodoo
Ich bin ein Geist
Gewinne Gewinne
Illegale Fans
Bück dich hoch
Leider geil
Komm schon!
Bon voyage
Alles außer sunshine
Oma gib handtasche
Arbeit nervt
Bude voll people
Roll das Fass rein
Niveau weshalb warum
Hört Ihr die Signale
1000 Jahre Bier
Sonate in F-Doll
Limit
Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)



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