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ANGRA | GEOFF TATE’S OPERATION: MINDCRIME | HALCYON WAY | RAVENSCRY

12.04.2018 – Berlin @ Lido

Mutig die Herren! Wer sich Geoff Tate mit seiner Interpretation des Queensryche Klassikers „Operation: Mindcrime“ als Support mit ins Boot holen, muss sich wegen eventuellem Zuschauerschwund nach deren Performance mal einen Kopf machen. Dennoch sollte das Gastspiel südamerikanischen Progressive-Power-Metal Brigade Angra an diesem herrlichen, frühsommerlichen Abend im Berliner Lido zu einem gewaltigen und überraschenden Spektakel werden.

Um 18:30 Uhr begann ziemlich früh das musikalische Stelldichein mit Ravenscry, die mich ziemlich schockierten. Die italienischen Female fronted Symphonic was-weiß-ich Metaller nervten mit unausgegorenen Songs, einem furchtbar miesen Sound und dem von mir so verhassten Trällelelsen Gesang, der mir schon beim zweiten Stück heftigste Kopfschmerzen verursachte. Schnell trat ich die Flucht an die Bar an und war nicht der Einzige der versuchte, sich das hier Dargenbotene schön zu saufen. Kurz und bündig: Müll!

Halcyon way hatte ich zumindest schon mal vom Namen her gehört und war gespannt, ob der Fünfer aus Atlanta das vorher Erlebte vergessen machen könnte. Um es vorweg zu nehmen: Sie konnten…und wie! Da war mächtig Schmackes drin und obwohl der Sound selbst für mein Empfinden zu laut aus den Boxen ballerte, holte mich das Quintett sofort ab und begeisterte restlos. In schicker Einheitskleidung gab es Riffs über Riffs, tolle Songs, die mächtig pumpten und eine großartige Bühnenperformance, die ich bei einer Supportband schon lange nicht mehr gesehen habe. Musikalisch irgendwo zwischen alten Vicious Rumors und Pantera angesiedelt, teilweise mit fetten Slayer Anleihen gab die Truppe aus Georgia mächtig Kniegas und animierten mich sogar dazu, mir nach dem Konzert deren letztes Album „Conquer“ von 2014 zuzulegen, welches ich tags darauf raus und runter hörte. Richtig tolle Band und mal wieder eine Entdeckung. Ich hoffe, bald mal was Neues aus dem Hause Halcyon Way zu Gehör zu bekommen, denn die Truppe hat nach diesem grandiosen Gig definitiv meine Aufmerksamkeit erregt.

Nun war ich mehr als skeptisch, denn ich hatte vor geraumer Zeit Geoff Tate mal live gesehen und war, gelinde gesagt, erschüttert und entsetzt aufgrund seiner gesanglichen Leistung gewesen. Alles Schnee von gestern und auch wenn der ehemals nachweislich beste Sänger im Heavy Metal nun optisch wie eine Mischung aus Klaus Lage und Bud Spencer daherkommt: Stimmlich killte der Kerl alles, was ich seit langem gesehen und gehört habe. Dazu gesellte sich natürlich der Fakt, dass man mit dem Songmaterial des Killer-Albums „Operation: Mindcrime“, welches seit Erscheinen am 03.Mai 1988 gar nichts groß falschmachen konnte und somit begab ich mich auf eine wunderbare Zeitreise und sang mit den ersten Reihen fast jeden Song aus voller Kehle mit. Das war mal wieder so ein Auftritt, wo man sich nicht traut aufs Klo zu gehen, da man ja was verpassen könnte. Diese zeitlosen Klassiker mal wieder live zu hören war ein Genuss, ein Erlebnis, welches ich dankbar annahm und fast pausenlos mit Erpelparka am Bühnenrand stand. Der Sound war grandios, die Begleitband auf allerhöchsten Niveau und Tate stimmlich am obersten Level. Natürlich traf er nicht alle hohen Töne, was aber der Begeisterung und der voll mitgehenden Halle keinen Abbruch tat und er, angestachelt von der Mega-Stimmung im Lido, einen brillanten Auftritt auf die Bretter zauberte, der mich heute noch in allerhöchsten Tönen schwärmen lässt. Was für ein großartiges Erlebnis! Revolution calling!!!

I remember now
Anarchy-X
Revolution calling
Operation: Mindcrime
Speak
Spreading the disease
The mission
Suite Sister Mary
The needle lies
Electric requiem
Breaking the silence
I don’t believe in love
Waiting for 22
My empty room
Eyes of a stranger

Wie eingangs erwähnt war es natürlich nun an Angra zu beweisen, dass sie trotz des vorher Gesehenen die Stimmung hochhalten konnten, was sie durchaus schafften, dennoch mit einem erheblichen Zuschauerschwund zu kämpfen hatten. Dieser Umstand schien das brasilianische Quintett aber nicht die Bohne zu interessieren, denn hier gab es Spielfreude pur. Der Sound war glasklar, die Bühnenperformance trotz teilweise schwieriger Passagen agil und flott und die Songauswahl war ein repräsentativer Querschnitt aus der bisherigen Schaffensphase dieser großartigen Band, die wirklich alles gab und der man nicht einmal ansatzweise ihre 27 Jahre lange Zugehörigkeit zur Metalszene anmerkte. Im Gegenteil, denn die Truppe, bei der Fabio Leone mit seinem überragenden Gesang herausstach, wirkte eher wie ein megamotivierter Newcomer, der eine Chance nutzen wollte und dies auch tat. Natürlich war es schwer, nach Tates Auftritt noch den hohen Begeisterungslevel zu toppen, doch Angra kratzten definitiv dran und bestärkten mein neuentdecktes Wohlwollen der Band gegenüber. Nicht zur das aktuelle Album „Omni“ ist es wert, öfter in der Playlist zu haben…denn wenn Angra mal in Eurer Nähe sein sollten, lohnt sich ein Besuch allemal.

Dr.Tyrell’s death (Intro)
Nothing to say
Travelers of time
Angels and demons
Newborn me
War horns
Acid rain
Final light
Insania
Drum Solo
Lisbon
Magic mirror
Lullaby for Lucifer
Rebirth
Carry on / Nova era

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