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MENSCH MASCHINE SINGULARITÄT




Hinter dem Ontario Trio THE DESIGN ABSTRACT verbirgt sich ein reichlich symphonisch, melodischer Death Metal. Den ich als einen erfrischenden und lebhaften Kontrast zu den üblichen Veröffentlichungen in dem Bereich wahrnahm. Das moderne und ansprechende Album „Technotheism“ ist das nunmehr zweite Album der Kanadier und konnte nach dem bereits sehr gelungenen Mini Album „Esoteric“ für rege Begeisterung sorgen. Das sich in einem eigenen Cyberpunk Universum angesiedelte Konzeptwerk, verbindet auf seine sehr spezielle Weise eine Art futuristischen, modernen Death Metal mit der Welt der Science-Fiction. Es war daher eine große Freude mich mit The Design Abstract Chefdenker Voiicde zu verabreden und über das neue Album „Technotheism“ zu sprechen.

Mit dem starken „Technotheism“ Album im Rücken, wie fühlt ihr Euch?

Es fühlt sich großartig an, endlich „Technotheism“ veröffentlicht zu haben. Seit 2017 haben wir hart an dem neuen Material gearbeitet, daher sind wir sehr froh, dass wir ein so großes positives Feedback darauf bekommen haben.

Der Name The Design Abstract hat aber eher keine besondere, tiefgreifende Bedeutung. Die Band wurde ursprünglich als Projekt unter dem Namen Design gegründet, wir suchten nicht lange danach. Sobald die Band in der vollständigen Besetzung war, wurde der Name auf The Design Abstract geändert. Natürlich kann man in den Namen, aufgrund unseres Stiles und des lyrischen Konzeptes auch einiges hineininterpretieren, aber um ehrlich zu sein, ich fand das der Name einfach gut passt.


Erzählt uns zu Beginn, wie habt ihr Euch gefunden, was war die Intention TDA zu gründen?

Logan und ich fanden uns auf einem Kleinanzeigenportal. Ich war auf der Suche nach einem Gitarristen, der sich für symphonischen, melodischen Metal interessiert, und ich habe Logan dort zum Glück gefunden, das war schon 2017 glaube ich.

Worin unterscheidet sich das aktuelle Album, zum Debut „Emanate“?

Das ist eine gute Frage, es gibt so viel! „Emanate“ wurde geschrieben, bevor ich mich überhaupt auf der Suche nach Mitglieder machte. Als es Zeit für die Studioaufnahmen wurde, war ich allerdings noch nicht so gut im Gitarre spielen. Zuvor hatte ich die meiste Zeit mit den Drums verbracht und beschäftigte mich sehr intensiv mit orchestralen Ideen, die man sehr oft im Sound von The Design Abstract findet. Jeher war mein Ziel Death Metal der melodischen, aber auch eher technischen Ausrichtung zu spielen. Lange Zeit fand ich aber auch keinen passenden Gitarristen, um all dies umzusetzen.

Einen Vorgeschmack auf „Technotheism“ bot im letzten Jahr bereits, die ebenso starke „Esoteric“ Mini.

Ich bin froh, dass du so denkst! „Esoteric“ war eine sehr eigensinnige und spontane Idee. Es war ursprünglich als Single von unserem Song „Ordo ab Chao“ gedacht, wurde aber immer mehr zu einer vollständigen EP. Ein wesentlicher Unterschied ist das wir vor „Technotheism“ mit einer Sängerin arbeiteten, während ich mittlerweile auch die cleanen Gesangparts übernommen habe. Der Sänger unserer „Esoteric“ EP (Alex) war eher ein Session-Arrangement, und die Texte und das Konzept passen allerdings auch nicht wie die anderen Veröffentlichungen in unseren Handlungsstrang.

Hast du die Songs für das aktuelle Album selbst produziert? In wessen Studio wurden die Aufnahmen gemacht und von wem? Ich finde der Sound ist für eine Eigenproduktion wirklich gelungen.

Ja, auch unser neue Gitarrist Matt war in die Arbeit zum brandneuen Album bereits involviert. Wir haben das gesamte Material in unserem eigenen Studio Abstrakted Records aufgenommen. Wir wären immer offen für Aufnahmen in einem professionellen Studio, dass das erleichtern würde. Wonach wir suchen, so etwas wie zum Beispiel das School House Studio mit Nick Ginn, wo wir unser Debut „Emanate“ aufgenommen haben. Aber mit unserem geringen Budget ist ein großes Studio eigentlich nicht möglich, aber ich finde die Aufnahmequalität des neuen Albums kann sich trotzdem durchaus sehen lassen.

In der Tat, ich finde die Produktion des Albums recht treffend. Und man kann nicht sagen, dass der Sound amateurhaft klingt. Nochmal zu der Zeit nach dem „Emanate“ Debut, beonders auf der im letzten Jahr erschienenen EP war eine deutliche Weiterentwicklung zu erkennen. Dabei fällt sofort auf, dass eure Sängerin Dani Costello nicht mehr dabei war. Auch sind die Einflüsse aus dem melodischen Death Metal noch deutlicher zu erkennen und ein fester Bestandteil eures Sounds geworden. 

Der eigentliche Plan war das Dani auch auf dem aktuellen Album zu hören ist. Aber es gab einige Komplikationen, die wir nicht beeinflussen konnten. Was auch auf die Vorbereitung zum aktuellen Album Einfluss nahm. Irgendwann fasste ich den Entschluss , selbst auf dem Album zu singen, um das Album nicht mehr allzu lang auf sich warten zu lassen. Das Dani Costello nun nicht mehr dabei ist, hat allerdings nichts mit unserem leicht veränderten Stil zu tun. Der Hauptgrund für die ausgeprägte Stiländerung und noch deutlicheren melodischen Death Metal Arrangements, ist eher das ich inzwischen viel besser Gitarre spielen konnte. Da wurde es höchste Zeit das Logan die Songs mit mir aufnehmen konnte, was auch eine kleine Herausforderung war. Inzwischen hatten wir unseren speziellen Sound gefunden, es war uns möglich alles viel effektiver auszudrücken. 

Dennoch wirkt euer Stil niemals veraltet und angestaubt. Vielmehr modern, lebendig und futuristisch. Wie siehst du das?

Ja da bin ich voll bei Dir, mich freut deine Meinung dazu! Wir möchten auf jeden Fall modern und nicht abgegriffen klingen, was natürlich auch eine große Herausforderung sein kann. Den Weg wollen wir weiter voranschreiten und verfeinern. Die „Emanate“ war wirklich wie ein Experiment für uns, dort hatten wir zum ersten Mal diese verschiedenen Komponenten in unseren Sound noch deutlicher vorangetrieben, die verschiedenen Schreibstile und jenen speziellen Sound. Klar ist „Technotheism“ auch ein sehr experimentelles Werk, jedoch einem spezifischeren Metalstil zugewandt und in der Herangehensweise besonders. Diese experimentellen Ideen wollen wir in Zukunft auch noch weiter voranbringen, darauf kann man sich bei zukünftigen The Design Abstract Veröffentlichungen schon jetzt freuen.

Was darf man sich unter dem Titel des Albums „Technotheism“ vorstellen, sollte es den deutlichen elektronischen und futuristischen Weg widerspiegeln?

Absolut. Die Idee hinter dem Titel „Technotheism“ ist, dass der technologische Fortschritt (unsere Schöpfung) uns zu einer Form der Gottheit gemacht hat oder letztendlich machen wird. Das Album konzentriert sich auf die Idee, dass eine Mensch-Maschine-Singularität die Menschheit mittels Technologie zur Gottheit erheben würde. Alles worüber wir schreiben, ist ausgesprochen futuristisch in seiner Sichtweise. Wie weit diese Sicht in die Zukunft reicht, sollte der Hörer allerdings selbst entscheiden.

Mit Matt Ngo habt ihr nun auch einen neuen Gitarristen, woher kennt ihr euch? Ich hatte bei Metal Archives gelesen, dass der Matt der neue Drummer wäre, was allerdings wohl ein Fehleintrag ist. Daher stellt sich natürlich die Frage, wie ihr die Drumarbeit umsetzt, benutzt ihr einen Drumcomputer?

Unser erstes Album und die „Corrupt“ EP von 2019 wurden mit mir an den Drums aufgenommen, dort habe ich jegliche weitere Instrumentierung übernommen und eingespielt. Wir hatten eine Reihe von Schlagzeugern, aber im Studio habe ich die Drums dann eingespielt, bis auf 2 Tracks auf dem Debut. Nach der „Corrupt“ EP entschieden wir uns das Material vorerst als Eigenproduktion zu veröffentlichen. Daraufhin hatten wir nicht mehr die Möglichkeit echte Drums zu verwenden, nun komponiere ich weiter die Drums, greifen dafür aber auf diese technische Hilfe elektronischer Drums zurück.

Das neue Album bewegt sich in einem konzeptionellen Cyberpunk Universum, woher stammt die Idee, was interessiert euch daran?

Wir sind sehr begeistert von dieser Sci-Fi Literatur. Bücher wie „Neuromancer“, „Snow Crash“ und Filme wie „Ghost in the Shell“ sind der Hauptteil der Inspiration. Was die Kernidee von „Technotheism“ behandelt, dass Technologie das Gesicht und das Wesen der Menschheit verändern kann. In der technisierten Welt, in der wir uns immer mehr befinden, der Gedanke in welche Richtung es sich immer mehr entwickelt. Wir spekulieren dabei in welche Richtung unsere Welt sich bewegt.

Der aktuelle Langspieler war bisher nur als digitale Version erhältlich, nun wird es allerdings auch eine physische Version geben, wieviel Stück werden davon gepresst?

Mit so einer großen Nachfrage wie nach der Veröffentlichung von „Technotheism“ haben wir keineswegs gerechnet. Nun haben wir uns erstmal entschieden eine kleine Auflage zu pressen von 50 Cds, aber wir mussten dabei schnell erkennen, dass sie relativ schnell vergriffen sein werden.

Da ist es wohl nur eine Frage der Zeit für eine Nachpressung. Eine weitere Frage zum aktuellen Album, veröffentlicht wurde euer aktuelles Album unter dem Banner von Abstrakted Records, wer und was verbirgt sich genau dahinter?

Abstrakted Records war ursprünglich der Name für unsere zahlreichen Projekte, die sich unter einem gemeinsamen Banner zusammenfügen sollten. Ein in ich geschlossener Kreis von Freunden und Projekten, von denen wir Musik veröffentlichen möchten. Viele der Bands hatten sehr unterschiedliche Genres.

Das Projekt Technophage veröffentlichte zu dieser Zeit seltsamen Industrial Pop/Metal, während Hollow Again diese dunkle, atmosphärische Art von Death Metal war … wir hatten auch einige Indie und Punk-Bands in der Mache. Wir wollten nicht für alles, was wir in den Händen hatten, soziale Medien erstellen und Seiten veröffentlichen. Deshalb haben wir dieses Kollektiv von Abstrakted Records ins Leben gerufen. Einige Veröffentlichungen hatten viel mehr positive Reaktionen hervorgerufen als wir vorerst annahmen, insbesondere Disciples of the Void, Fortress und jetzt unser aktuelles Album „Technotheism“.

Dadurch mussten wir einige Label-ähnliche Aufgaben übernehmen. Wir sehen dies alles als einen kleinen Zusammenschluss, einer Vereinigung von Freunden die es einfach lieben Musik zu machen und diese zu veröffentlichen. Die Hauptbands unter dem Zusammenschluss sind neben The Design Abstract, Hollow Again (atmosphärischer Death Metal) Funeral Bell (Death/Doom) Loremaster (Power Metal), Voiicide (mein eigenenes Projekt, von Katatonia inspirierter Gothic Rock) und zwei Bands namens Swamp Ass und The Meat Sweats, sowie The Lomg Earth Theory, die allerdings nicht viel mit Metal zu tun haben, aber trotzdem uns verdammt viel Spaß machen.


Was kannst du über die Szene bei euch in Ontario erzählen? 

Ich wünschte ich könnte es dir jede Menge erzählen! Ich bin jedoch nicht so sehr auf ein soziales Umfeld fokussiert und konzentriere mich fast völlig darauf Musik zu komponieren. Ich habe es geschafft, mich mit Menschen zu umgeben, die auch gerne Musik schreiben und aufnehmen. Viele der Leute, mit denen ich zusammenarbeite, beschäftigen sich mit einer Vielzahl von Genres, und ich glaube, niemand in der Abstrakted Records-Gruppe kann Ihnen sagen, was das „Hauptgenre“ für uns ist, geschweige denn die gesamte Szene.

In Ontario war die Metalcore-Szene für eine Weile ziemlich groß und Stratford (wo ich herkomme) war wegen seiner großartigen Punks/Grunge-Szene sehr bekannt geworden. Aber großes Interesse an einer bestimmten Szene hatten wir nie. Wir schreiben einfach sehr gerne Musik, daher spiegelt die Szene eher jene Personen wieder, die ich persönlich kenne und meiner Einstellung ähnlich sind.

Seit wann interessiert euch das Sci-Fi Genre, wies seid ihr das erste damit in Kontakt getreten? Welche Filme oder Bücher prägten euch besonders? Kannst du 3 davon benennen und warum gerade diese?

Es begann einige Zeit, bevor ich mich für das musizieren interessierte. Schon damals in der Grundschule schrieb ich bereits Geschichten über Sci-Fi Themen. Meine Vorliebe dafür begeistert mich viel länger, als diese welche ich für diese Musik entwickelte. Einige davon habe ich ja schon erwähnt. Großen Eindruck hinterließ der Roman „Neuromancer“ bei mir. Eine großartige Geschichte über die Cyberpunk Welt und Science-Fiction. William Gibson ist die Wiege des Cyberpunk. Auch „Snow Crash“ betrachte ich ebenfalls als sehr großartig. Ich liebe diesen Humor in Verbindung mit der dort geschriebenen Prosa. Die erdachten Welten, deren Aufbau sind dort einfach herausragend. Natürlich möchte ich solchen Kultroman wie „Per Anhalter durch die Galaxis“ nicht unerwähnt lassen. Manche Menschen mögen es wohl als Jugendbuch abtun, aber es ist exzellent geschrieben. Und eine gute Einführung in die vielseitige Sci-Fi Literatur.

Gab es bereits Anfragen von Labels? Oder würdet ihr es vorziehen weiterhin selbst zu veröffentlichen?

Bisher kam es noch zu keinem konkreten und interessanten Angebot, das uns ins Grübeln bringen würde. Ich denke, wenn wir ein Angebot annehmen würden, also einen Labeldeal, dann müsste es uns schon deutlich voranbringen. Wir haben auch mit unserer Do it yourself Herangehensweise schon sehr viel erreicht, wie ich finde. Diese unabhängigste Art, so zu arbeiten wie wir es gerade tun, sehe ich als einen großen Vorteil.

Kanadische Bands prägten das Heavy Metal Spektrum sehr deutlich, fielen durch ihre Eigensinnigkeit immer wieder besonders positiv auf, wie Exciter, Annihilator, Agent Steel oder Voivod. Welche kanadischen Pioniere imponieren euch besonders? Oder sind es eher Bands aus der alten Welt, Europa?

Unsere Haupteinflüsse sind ganz klar europäisch. Fast jede Band zwischen uns dreien, die wir als Einfluss auflisten würden, kommt wahrscheinlich aus Europa. Ich denke sogar, dass unsere Musik dort besser abschneiden würde als hier, aber ich hoffe natürlich, dass wir auf beiden Seiten der Erde erfolgreich sein können und wir großes Interesse hervor rufen.

Besonders im technischen Death Metal Bereich haben mich kanadische Bands allerdings jeher imponiert und beeinflusst. Da komme ich auch nicht herum die genialen Cryptopsy zu nennen, und auch Gorguts! Beneath the Massacre sind jedoch meine absoluten Alltime Faves. Diese Quebecer beeindrucken mich schon sehr mit ihrer Art von Death Metal. Für Logan waren kanadische Bands wie Rush, oder 3 Inches of Blood und Unleash the Archers weitgehend einflussreich.


Wie gestalten sich die Pläne für das neue Jahr, gibt es auch schon Gedankenspiele für Auftritte ausserhalb Kanadas? Daran die Frage geknüpft, wie ist eure Situation während der Covid 19 Situation?

Wir bleiben definitiv so lange dran, bis diese Covid 19-Pandemie unter Kontrolle oder zumindest sicher ist. Wir arbeiten an neuer Musik, wie wir es immer getan haben, daran ändert sich nichts. Ich kann mir allerdings derzeit nicht vorstellen, dass wir das Land verlassen könnten, um ein paar Shows zu spielen. Wir würden sehr gerne in Deutschland spielen, keine Frage, allerdings ist gerade derzeit nicht daran zu denken.

Zum Abschluss möchte ich mich bedanken für die Zeit meine neugierigen Fragen zu beantworten, ein paar persönliche Worte an unsere Leser?

Vielen Dank an alle für die Unterstützung unseres Albums „Technotheism“. Wir sind sehr froh, dass so viele Leute sich dafür begeistern können. Ihr dürft gespannt sein auf weitere Veröffentlichungen von uns, wir werden den eingeschlagenen Weg fortführen. Wir arbeiten bereits an neuen Songs und ihr werdet sicher sehr bald wieder von uns hören. Folgt uns auf Youtube, Spotify, Bandcamp, wir sind auf allen gängigen Kanälen erreichbar. Wir möchten uns nochmals für das große Interesse an „Technotheism“ bedanken, wir sind völlig begeistert. Danke!


TIMO

Interviewpartner: Voiicde (Guitar, Bass, Drums)


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