Alben des Jahres 2023

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CANNIBAL CARCASSTOMBED



In dem weltbekannten Roman von Herman Melville sprach Kapitän Ahab: „Bis zum Letzten ring ich mit dir, aus dem Herzen der Hölle stech ich nach dir, dem Hass zuliebe spei‘ ich meinen letzten Hauch nach dir.“ Viele kennen die berühmte Geschichte um den weißen Wal, doch nicht viele wissen, wie das Schiff hieß, auf welchem sich das Schicksal der gebeutelten Seele entscheiden sollte: Pequod!

Das oben angebrachte Zitat könnte textlich auch prima zum gnadenlos starken Todesblei des Fünfers aus der bayerischen Landeshauptstadt passen, die mit "Spineless"  kurz vor Jahresende 2020 ein richtig geiles Album in die Waagschale geworfen haben und bei mir nur knapp von anderen Bands aus meiner Jahres Top 10 verdrängt wurden, dafür aber in Kalenderwoche 50 mit dem Titel „CD der Woche“ gebührend gefeiert wurde. Richtig abwechslungsreich gibt es, saufett produziert, abwechslungsreichen Death Metal, der sich vor der internationalen Konkurrenz nicht zu scheuen braucht. Definitiv eine Band, die man sich merken muss und somit freute ich mich sehr darüber, mit Gitarrist Daniel Kirstein ein wenig zu plaudern.

Danny, wenn man sich schon mit einem solch literarisch großen Namen schmückt muss die Frage erlaubt sein, ob Du das Original schon einmal gelesen hast. Überhaupt stellt sich mir die Frage, wie Ihr zu dieser, in meinen Augen recht ungewöhnlichen Namensgebung gekommen seid.

Ich muss zugeben, dass ich das Buch nie zu Ende gelesen habe. Den Film Klassiker aus dem Jahr 1956 dagegen dutzende Male gesehen. Alle weiteren Verfilmungen und Adaptionen natürlich auch. Aber nix kommt an den Klassiker mit Gregory Peck als Ahab ran. Den Namen haben wir uns an einem Punkt ausgesucht wo noch nicht sicher war wo die Reise hin geht. Damals wollten wir einen Bandnamen haben der A, nicht 08/15 nach Metal klingt und B, nicht Preis gibt was für Musik sich dahinter verbirgt. Das ginge mit „Cannibal Carcasstombed“ z.B. nicht. So können wir nicht auf nur einen Stil reduziert werden und bleiben dadurch authentisch.

Pequod existieren nun bereits seit 1998, doch bislang gab es nur 2 komplette Alben von Euch, die sich stilistisch auch noch ziemlich voneinander unterschieden. Woran lag es, dass es bis 2020 dauerte, bis der geneigte Hörer die ganze Pracht der Band zu hören bekam?

Ja irgendwie liefen die Jahre schnell ins Land. Der Hauptgrund waren die Besetzungswechsel. Erst mit dem aktuellen Line-up konnten wir endlich an einem Strang ziehen und das umsetzten was uns im Blut liegt. Davor mussten immer wieder Kompromisse geschlossen werden die sich eher negativ auf die Kreativität wie auch auf die Produktivität ausgewirkt haben.

Beim Metal steht und fällt es immer mit dem Drummer. Nicht dass unsere alten schlecht waren aber Mauri (unseren aktuellen Trommler) kenne ich z.B. schon seit 30 Jahren. Wir sind mit denselben Bands aufgewachsen und haben dieselben Konzerte besucht. Dass man sich dann beim Songwriting schnell einig wird ist sollte logisch sein. Das war davor anders.

Dann spielt natürlich noch der finanzielle Faktor eine große Rolle. Klar kann man heutzutage vieles selber machen, was wir auch tun, aber trotzdem muss noch zusätzlich ein Haufen Geld in die Hand genommen werden, um etwas neues zu veröffentlichen. Mit den reinen Songaufnahmen ist es nicht getan. Artwork, CD-Pressung, Aufnahmen samt Mix & Mastering, Neues Merch, Promo und und und...das kannst du über die Jahre hinweg nicht immer aus eigener Tasche zahlen. Habe ich keine Lust mehr. Wir sind auch nie den günstig einfachen, ja vielleicht auch gerade angesagten Weg gegangen, sondern haben auf Qualität gesetzt und haben dabei immer unser Bestes gegeben. Aber wie finanziert sich das dann? Geht ja nur über Konzerte, Gagen (lacht verbittert), Merch und CD-Verkauf. Wie kommt man als kleine Band ohne Deal an coole Konzerte? Wie kann man sich in der ohnehin schon überfluteten Metal-Welt noch abheben? Wie und wo kann man sein Zeug verkaufen? Die Möglichkeiten sind nämlich sehr begrenzt. All die Fragen müssen erst geklärt werden. Aber hör zu.

Wenn du dann einen Gig angeboten bekommst dann musst du meistens die eigene Backline mitbringen und für alle stellen. Bedeutet rein aus logistischer Sicht einen größeren Mehraufwand und Kosten. Wir haben keinen Van und müssen teilweise mit vier Autos anreisen. Deinen Sound und Lichtmann musst du eh aus eigener Tasche bezahlen. Um Spritkohle musste du dich immer streiten von gerechten Gagen ganz zu schweigen. Gibt's meistens eh nicht. In gut der Hälfte aller Gig Anfragen, die uns in den letzten Jahren erreicht haben hieß es: “Wir können aber keine Gage zahlen“, aber „Getränke und Essen“ gibt es. Dann meist nur wenige Marken...Boah echt?? Super! Gut. Musst du dann entscheiden machen oder absagen. Oder „Pay to Play“ und zahlst selber an den Veranstalter. Hier stimmt es vorne und hinten nicht.

Ich habe reihenweise Anfragen abgelehnt da wir nicht mehr bereit sind für 50€ Sprit mit unserem Equipment im Wert von 10.000€ durch die Republik zu reisen um vor 30 Leuten zu spielen die drei CD''s und ein Shirt kaufen. Nicht falsch verstehen, wir spielen und geben auch vor nur 10 Leuten Vollgas nur sollte sich alles schon irgendwie lohnen. So, wie willst du dann als Band Geld auf Seite legen können, um regelmäßig etwas raus zu bringen?

In Punkto Sound, Equipment, Produktion, Merch stellte sich uns nie die Frage Sekt oder Champagner?! Für uns war immer klar, dass nur das Beste genug sein kann. Das spiegelt sich glaube ich auch in unseren Produktionen (Studio & Live) wider. Zumindest bestätigen das regelmäßig unsere Zuschauer inkl. Fans. Andere Bands haben da vielleicht andere Ansätze. Ich glaube jetzt ausführlich erläutert zu haben warum es unter Umständen etwas länger dauern etwas Neues zu veröffentlichen (lacht).

Der Titel „Spineless“ lässt viele Rückschlüsse zu, denn Menschen ohne Rückgrat gibt es gerade in der aktuellen Situation mehr als genug. Hat der Titel irgendeinen Bezug zum Hier und Jetzt? Und wenn nicht, worauf bezieht er sich?

Der Titel bezieht sich allgemein auf die Art und Weise wie sich unsere Gesellschaft verhält, ja, teilweise funktioniert. Zu dem Zeitpunkt als der Text sich noch in der Entstehungsphase befand hat noch niemand etwas von Covid-19 gehört. Aber wie wir sehen ist das Thema zeitlos und passt auch in die jetzige crazy Phase unseres Daseins. Der Text hört sich vielleicht etwas „banal“ an entfaltet aber auf den zweiten Blick seine Tiefe und wichtige Botschaft.

Begeistert hat mich der Sound des Albums, der unfassbar hart rüberkommt und mich an manchen Stellen, gerade was die Gitarrenriffs angeht, sehr wohltuend an Bolt Thrower erinnerte. Wer zeichnet sich dafür verantwortlich?

Cool danke! Für die Riffs/Songs, Aufnahmen und Produktion war ich alleine verantwortlich. Der Rest der Band hat sich beim Songwritings eingebracht was auch immer super bei uns funktioniert, wichtig wie auch gut ist! Quasi der letzte Schliff. Den Mix und das Mastering hat Lawrence Mackrory in Schweden übernommen. Er ist noch ein Geheimtipp hat aber schon für Meshuggah, Lik und Decapitated gearbeitet. Mit dem Endresultat sind wir alle sehr zufrieden. Das knallt und wummst ohne zu schmieren (lacht).

Überhaupt stellt sich mir die Frage, wie man sich den kompositorischen Vorgang eines Pequod Songs wie beispielsweise „Pursuit“ vorstellen kann, der eine Unmenge an verschiedenen Einflüssen und Tempiwechsel aufweist. Ist das Bauchgefühl oder wird bei Euch ellenlang an den Stücken gefeilt?

Gut „Pursuit“ flutschte eigentlich ganz schnell aus dem Geburtskanal da die Hälfte der Riffs bereits seit Jahren auf Halde lagen bzw. auf ihren richtigen Moment gewartet haben. Ob sich Riffs miteinander vertragen und dem Song(s) eine Daseinsberechtigung geben merken wir spätestens im Proberaum, wenn meine neue Songideen oder Demoversionen live und laut gejammt werden. Manchmal dauert es länger, manchmal nicht. Falls sich ein Song für uns nicht rund und gut anfühlt wird weiter daran gearbeitet und um arrangiert bis es passt. Dabei versuchen wir uns nicht selbst zu kopieren und immer wieder etwas Neues einfließen zu lassen.

Es ist aber sehr selten, dass wir neue Riffs komplett rausschmeißen. Die Grundstruktur jedes Songs entsteht zu 90% in meinem kleinen Studio wo ich fast täglich einfach drauf los spiele und dabei Riffs, Ideen und Arrangements aufnehme. Aus diesen produziere ich komplette Demosongs mit allen Spuren, die ich an meine Jungs schicke. Aus deren Feedback heraus setzt sich dann alles weitere zusammen, bis ein neuer Pequod Song fertig ist.

Welche Songs sind Dir die liebsten auf „Spineless“ du vor allem warum? Meine absoluten Favoriten sind „Pursuit“, der titelgebende Track und vor allem „Again we fail“, bei dem sich gerade Euer Drummer Maurizio so richtig austoben kann.

Boah, schwere Frage, ist wie „Welches deiner Kinder magst du am liebsten?“ „Extinction of Souls“ ist super geworden z.B. „Pursuit“ schiebt als Opener sehr gut nach vorne. Mag ich sehr gerne. Ich komme aber mit „Death 52“ und „Rise of Ruin“ am meisten klar. Das ist der jüngste und älteste Song auf dem Album die gegensätzlicher nicht sein können. Aber das spiegelt eben das wider was ich bereits gesagt habe. Hinter den Namen Pequod kann/darf sich vieles verbergen. „OraR“ wollte ich eigentlich gar nicht für Pequod verwenden, sondern für andere Projekte da selbiger sich stilistisch stark vom Rest abhebt. Aber die Jungs haben mich überzeugt und gemeint das wäre ein starker Song der einen guten Kontrast zum restlichen Geballer bietet und sich ebenso nach „Pequod“ anhört. Sie hatten Recht (lacht).

Bei diesen beiden Songs kommt die Produktion samt Sound mitunter am besten zur Geltung. Dafür verantwortlich sind die Riffs, die eben viel Raum dafür bereitstellen. Für mich ist ein Song kein Rock N Roll, wenn nicht ab und zu ganze, stehende Akkorde zu hören sind und nicht nur rum geschraddelt wird. Bei „Again we Fail“? Ja, Mauri braucht seinen regelmäßigen Auslauf. Sonst ist er bockig (lacht laut). Der Track ist eine klasse Thrash Nummer geworden mit cooler Schlagzeugarbeit. Ich mag die Hookline sehr. Eingefleischte Musikkenner erkennen hier vielleicht eine kleine Parallele zu einem großen Death Metal Musiker aus Florida der leider viel zu früh verstorben ist.  Ab und zu ertappen wir uns dabei wie unsere alten Held sich unbemerkt in unser Schaffen einschleichen. Ich denke aber das ist normal.

Apropos Maurizio Guolo. Euer Trommeltier ist ja auch bei Haggard aktiv und ich habe das Gefühl, dass er sich bei Euch so richtig austoben kann und darf. Oder täusche ich mich da?

Nein, das hast du gut erkannt. Haggard ist eine coole Band, mit der Mauri viel rumkommt. Da kann der Rest von uns nur neidisch werden (grinst). Haggard's Mastermind Asis kennen wir auch schon ewig und haben mit ihm Anfang der 90ker Jahre keine Metal Party in Süddeutschland ausgelassen. Was vielleicht kaum einer weiß...früher war Haggard eine reine Death Metal Band.

Ihr seid eine der ersten Bands, die unter dem neu gegründeten Banner von Blood Blast Distribution, einem Sublabel von Nuclear Blast mit Sitz in Paris, veröffentlicht haben. Das sieht nach einem großen Wurf aus. Gab es noch andere Interessenten und seid Ihr zufrieden mit dem Deal? Das sieht für mich zumindest nach einer rosigen Zukunft aus.

Das Angebot von Blood Blast kam irgendwie total aus dem Off. Um so mehr hat es uns gefreut. Ob es der große Wurf ist wird sich zeigen. Wir sind realistisch. Was wir aber jetzt schon bestätigen können ist, dass sich unsere Streamingzahlen weltweit um fast 7000% erhöht haben! Das liegt natürlich zum einen an der Manpower und Erfahrung vom ganzen BB Team die ausgezeichnete Arbeit leistet zum anderen an Oktober Promotion, die für „Spineless“ ein klasse Promo-Kampagne gefahren hat. Auf diese Zahlen kommst du als Death Metal Band alleine eigentlich nicht.

Die Bekanntgabe der Übernahme von Nuclear Blast durch Believe hat die ganze Szene ganz schön aufgewühlt. Aber mal ehrlich...der ganze Musikmarkt hat sich stark gewandelt. CD-Verkäufe stagnieren das Streamen nimmt zu. So kannst du als Label, wie groß du auch sein magst, nicht weiter auf dem Konzept weiter reiten wie gehabt. 2019 wurden etwa 107 Milliarden Titel gestreamt - fünfmal so viel wie noch vor wenigen Jahren. Der deutsche Musikmarkt ist deshalb im ersten Halbjahr 2019 mit acht Prozent so stark gewachsen wie seit gut 25 Jahren nicht! Aus diesem Grund streiten sich die ganz großen Bands wie z.B. Rammstein mit ihren Major-Labels, um größere Anteile aus ihren Streaming-Einkünften zu erhalten? Das hat Believe mit Blood Blast gut gemacht.

Eine weltweite Reichweite erzielt man z.Z. hauptsächlich via Internet und durch eine digitale Vermarktung/Vertrieb. Wir haben auch andere Möglichkeiten gehabt, aber diese waren beim genauem hin sehen weit weg von fair bzw. nicht profitabel für uns. Drum haben wir diesen Weg gewählt und uns für eine Zusammenarbeit mit Blood Blast entschieden. Alles weitere wird sich zeigen.


Bayern ist eines der Bundesländer und vor allem München, die mit den Corona Maßnahmen ziemlich früh und vor allem ziemlich umfangreich in die Gänge gekommen sind. Natürlich ist das für alle Musikschaffenden eine äußerst schwere und schwierige Zeit. Wie seid Ihr damit umgegangen oder kann man diesem Umstand verdanken, dass Ihr „Spineless“ veröffentlicht habt?

Nein unser VÖ hat nichts mit Corona zu tun gehabt. „Spineless“ war bereits Ende 2019 fertig.  Aber wir mussten zunächst auf den richtigen Zeitpunkt warten und uns mit Vertrieb und Promo abstimmen. Daher war ein Release vor dem Dezember leider nicht möglich. Gut, jeder kotzt aber wir müssen nicht von der Musik leben. Daher gilt unsere Anteilnahme all derer die jetzt auf dem Trockenen sitzen (müssen). Wir nützen die stille Zeit, um weiter an neuem Material zu arbeiten und hoffen auf baldige weltweite Entspannung der Auflagen! Kopf hoch...hilft nichts.

Ich habe nur etwas Angst, dass das scheiß Virus mutiert und die aktuellen Impfstoffe die ohnehin noch viel zu knapp sind ihre Wirkung verlieren. Ist ein Wettlauf, den wir nicht verlieren sollten!


Danny, ich danke Dir für Deine Zeit und möchte Dir hier noch dem Raum bieten, Dich über all das auszulassen, was wir jetzt nicht angesprochen haben. Außerdem kannst Du gerne noch einmal kräftig die Werbetrommel rühren und unseren Leser mitteilen, weshalb sie gerade „Spineless“ unbedingt in ihren Regalen zu stehen haben müssen, sofern unser Review dazu noch nicht beigetragen hat.

Vielen Dank erstmal für deine coolen Fragen und die Möglichkeit uns etwas vorstellen zu können. „Spineless“ ist ein geeigneter Soundtrack seinen Unmut der sich im vergangenen Jahr angesammelt hat etwas abzuschütteln. Denn nichts ist härter als die Realität, höchstens guter Death Metal laut im Ohr (lacht)! Besucht unseren Webstore oder hört euch unsere Songs auf Spotify, Youtube oder jeder anderen Streamingplattform an. Bleibt alle gesund und haltet zusammen!!


OLAF

Gesprächspartner: Daniel Kirstein


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