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EIN SCHMERZVOLLER NEUBEGINN



Hinter Obvurt verbirgt sich die neue Band von Philippe Drouin (Unbreakable Hatred), dem nach seinem schweren Autounfall im Jahr 2016, nicht mehr möglich war rechtshändig Gitarre zu spielen. Hier wagt er nun nach einer schmerzvollen Zeit einen Neubeginn, hat hiefür gelernt linkshändig zu spielen, und zeigt neuerdings sogar gesangliche Qualitäten. „The Beginning“ ist das Zeugnis eines langen Leidensprozesses, für das Aufgeben trotz aller Schwierigkeiten und Schmerzen keine Devise war.

Dabei konnte er mit Olivier Pinard von u.a. Cryptopsy und Samual Santiago von Gorod ziemlich herausragende Musiker um sich scharen, die bei diesem quirligen, technischen Death Metal ebenso ihre großartigen Fähigkeiten wiederholt unter Beweis stellen.

Ihr legt ja ein ordentliches Tempo vor, in jeder Hinsicht. Bereits 1 Jahr nach eurer Gründung ist bereits das ziemlich gelungene Debut erschienen. Wie zufrieden seid ihr damit?

Ich bin sehr zufrieden mit den Reaktionen bzw. den Resonanzen darauf! Es hätte für uns keinen besseren Start geben können. Aber für mich war es dennoch ein langer Prozess, das Gitarre spielen auf linkshändig umzudenken und quasi völlig neu zu erlernen, hinzu kommt auch das ich bei Obvurt als Sänger fungiere. Was auch ziemliches Neuland war. Die Songs haben wir 2020 fertig gestellt und haben auch im selben Jahr aufgenommen. Kurz bevor es ins Studio ging, hab ich mich für den Namen Obvurt entschieden, es passte perfekt, eine Art Konzept was sich wunderbar mit meiner Geschichte verband. Mit meinen guten Freunden Olivier Pinard und Samuel Santiago hatte ich auch die passenden Mitglieder für die Band gefunden. 

Das Besondere ist zweifelsohne das Du Philippe nach dem schweren Autounfall, das Gitarre spielen völlig neu erlernen musstest, da es rechtshändig nicht mehr ging. Wie schwer war die Verletzung nach dem Unfall?

Tatsächlich war es sehr schmerzvoll und ein langer Leidensweg, denn nach dem Unfall war das Gitarre spielen überhaupt nicht mehr möglich. Ich habe immer wieder neu begonnen, aber es war völlig erfolglos, einfach zum Verzweifeln. Durch die Osteophyten, den Knochensporen an meinem rechten Handgelenk war die Beweglichkeit immer wieder deutlich eingeschränkt. Man muss sagen, dass der Autounfall mein Leben völlig auf den Kopf gestellt hatte. Als Linkshänder habe ich nun komplett von vorn angefangen, was ein schwerer Weg war.

Philippe, wie kompliziert war es für Dich linkshändig lernen zu spielen, bist du daran manchmal verzweifelt?

Es war wirklich sehr, sehr schwierig. Absolut Garnichts daran war einfach. Das fing schon beim Halten und Umhängen der Gitarre an, ich musste alles von vorn an beginnen zu lernen. Ich übte ein Jahr lang alleine und dann wurde mir klar, dass ich Hilfe brauchte. Ich bat Michael Angelo Batio mir dabei zu helfen und er willigte sofort ein. Seit diesem Tag habe ich jeden Tag über vier Stunden geübt. Mit Hilfe von Michael Angelo und seiner unaufhörlichen Motivation und Antrieb, habe ich nie aufgegeben. Aber es war eine sehr große Hürde. Auch half mir die Musik von Jason Becker dabei, denn sie gab mir unentwegt Kraft und Rückhalt. Ich habe sehr oft „Triumphant Hearts“ gehört und seine Musik ist für mich absolut schön und magisch.

Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen Obvurt zu gründen, was war der Antrieb?

Nach meinem Autounfall, bei dem ich Ende November 2016 fast gestorben wäre, musste ich nach einem Osteophyten an meiner rechten Hand wieder lernen, als Linkshänder Gitarre zu spielen. In diesem Zusammenhang habe ich darauf Obvurt als Projekt gegründet. Vor 2018 war ich überhaupt kein Sänger, so musste ich herausfinden wie ich das am besten anstelle. Auch hier hatte ich viel zu lernen, ich wollte es auf jeden Fall professionell angehen. Deshalb habe ich meine Freunde Olivier und Samuel gebeten, mich bei diesem Projekt zu unterstützen.

Darf man die Band eher als Projekt ansehen, immerhin sind Olivier noch bei Cryptopsy und Cattle Decapitation und Samuel bei Gorod am Start, oder? Wie habt ihr euch gefunden?

Ja, es ist ein langfristiges Projekt. Wir haben nun erst einmal den Grundstein gelegt. Olivier ist mit seinen anderen Bands beschäftigt und Samuel steht fast jedes Mal zur Verfügung, so dass wir eines Tages sicher live spielen werden. Als ich mit meiner älteren Band Unbreakable Hatred spielte, machten wir gemeinsame Shows und Touren mit Cryptopsy und Gorod. Bald wird aber die Zeit kommen auch gemeinsame Shows auf die Bühne zu bringen.

The Beginning“ war eine ziemliche Überraschung für mich. Es ist ein sehr dynamisches, frisches Debut, das nicht unbedingt die gängigen Ideen einer technischen Death Metal Band benutzt. Das pulsierende Drumming und das treibende Riffing gefiel mir sofort. Dabei verliert ihr euch nicht in wirres Gefrickel, alles wirkt sehr kraftvoll und auf die besondere Art erfrischend. Wie zufrieden seid ihr damit?

Das Gesamtresultat stimmt auf jeden Fall und ich bin ebenso völlig zufrieden. Der Sound ist sehr klar und transparent. Es klingt echt und nicht gekünstelt. Auch der Bass ist kräftig und tief. Auch finde ich die Gitarrenharmonien sehr gelungen. Für das Intro konnten wir meinen Freund Ludovick Daoust begeistern, der auf seiner Midi-Orgel einen Song beisteuerte.

Die Frage, die sich mir stellte, würde das Album anders klingen wenn du noch rechtshändig spielen würdest?

Sicher, es wäre sicher auch extrem geworden, aber womöglich hätte diese Band nie existiert.

Du hast den Bandnamen mit Bedacht gewählt, weil er „verletzt sein“ und dem „Widerstand leisten“ bedeutet. Er passt sehr gut zur Absicht deiner Band. Haben andere Ideen auch eine Rolle gespielt?

Der Name wurde völlig neu erdacht, es gab ihn bisher nirgendwo. Er entstand aus einem Running Gag. Um 2012 herum tourten wir mit Suffocation und Origin. Wir scherzten mit einigen Worten und versuchten stattdessen, Hobb Ed Urt zu sagen von Hobbs Head Hurt… Du weißt, das im französisch/kanadischen das H auf Englisch nicht ausgeprochen wird. Obvert ist ein Synonym für invertiert bzw. umgekehrt, also habe ich das „Ert“ gegen das „Urt“ ausgetauscht. Weil es beim Gitarre spielen immer noch Schmerzen verursacht.

Mit welchen Themen beschäftigt ihr euch in euren Texten, was verarbeitet ihr darin?

Das Hauptthema beschäftigt sich mit Leben und Tod, es erzählt eine Geschichte davon. Die Lyrics sind positiv geprägt, es geht um Ausdauer, Belastbarkeit und Hoffnungen. Es geht darum seinen Traum zu leben, egal was es kostet, egal wie schwer es ist. Auch wenn es mal wieder schwierig ist, nutze es dennoch zu deinem Vorteil. Jeden Tag können wir Veränderungen vornehmen und unseren Geisteszustand auf eine gute Weise beeinflussen. Alles dreht sich um die Bereitschaft dazu. Du willst etwas, geh und hol es dir, denn niemand wird es für dich tun. Es geht nur um die richtige und positive Einstellung. 

Wie verlief die Produktion von „The Beginning“, ich finde sie sehr druckvoll. Wo habt ihr aufgenommen? Das wesentliche wird hervorgehoben und es macht sichtlich viel Laune sich diesen neuen Songs hinzugeben, was waren Aspekte, die euch bei der Aufnahme des Materials wichtig waren?

Es wurde bei The Grid-Produktionen, Pointes-Aux-Tremples, in der Nähe von Montreal produziert. Der wichtigste Aspekt war, meine Pläne und meine Visionen dieser ersten EP zu realisieren. Mir war wichtig das die Texte mit der Musik eine völlige Einheit bilden. Es sollte daran nichts verändert werden, alles sollte seinen bestimmten Platz haben. Einen Monat bevor es ins Studio ging, haben wir alles konkret festgelegt und unsere Vorstellungen gefestigt. Die Gitarrenharmonien sollten klar erkennbar sein, denn ich spiele immer zwei verschiedene Gitarrenparts in den Songs. Das Endergebnis passte für meinen Geschmack ziemlich gut zu meiner Vorstellung für dieses erste Lebenszeichen.

Veröffentlicht wurde „The Beginning“ bei Brutal Mind in Jakarta, wie kam der Kontakt zu Stande?

Ich hatte mir dort das neue Album von Disavowed bestellt, was auf Brutal Mind 2020 veröffentlicht wurde, ich hatte bisher nur gutes von ihnen gehört. Also dachte ich mir, schicke ihnen doch auch mal Material von Obvurt, um zu schauen was passiert und wie die dortigen Reaktionen ausfallen. Wie wir wissen lief es richtig gut.

Wer hat das Coverartwork gestaltet, ich finde es schaut recht klassisch aus, was war die Idee dahinter, was waren eure Vorgaben?

Das Layout für das Album ist einfach schön morbide. Jon Zig hat das Artwork gemacht. Ich erzählte ihm von meinen Ideen und er hat es für meinen Geschmack perfekt umgesetzt. Dort ist der Tod mit einem Osteophyt zu sehen, an der rechten Hand hält er die Saiten der Gitarre und eine zusätzliche Hand, die einen Pickel hält. Der Albumtitel kam erst später zustande, als wir die EP fertiggestellt hatten. Es ist unser erstes Kapitel von Obvurt, der letzte Song „The End“ darauf schließt es perfekt ab.

Wie geht es jetzt mit Obvurt weiter, was sind die Pläne für die kommende Zeit? Wie sehr musstet ihr euch während der Corona Pandemie einschränken?

Mit Obvurt geht es sehr gut voran. Wirklich coole Dinge sind in den letzten Tagen passiert und werden bald passieren. Ganz zu schweigen davon, dass GuitarWorld einen Artikel für mich und Obvurt geschrieben haben, was mich sehr stolz machte. Wir haben vorerst sehr coole Kritiken bekommen. Es werden noch ein paar coole Neuigkeiten folgen. Bleibt am Ball auf  unserer Webseite. Vielen Dank für das Lesen des Interviews und die Unterstützung.


TIMO

Interviewpartner: Philippe Drouin (Gitarre, Gesang)


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