TATSÄCHLICH SOWAS WIE ERFOLG
Love it or hate it! Selten passte dieser Spruch so exakt auf eine deutsche Band, denn die Kadaverficker spalten wie kaum eine andere Combo. 1993 mit dem Anspruch gestartet, die Bevölkerung anzupissen und abzufucken entwickelten sich die Ficker immer weiter und schafften es mit ihrem aktuellen Album "Nekros kaos kosmos" bei uns sogar den begehrten Titel der CD des Monats abzustauben. Unglaublich? Nicht unbedingt, denn der Mix der in Dortmund beheimateten rief in der Vergangenheit eine Menge Spötter auf den Plan, die mit teils reißerischen Kritiken versuchten, der sympathischen Truppe was Wasser abzugraben. Erfolglos und das ist gut so, denn neben verdammt guter Musik haben Kadaverficker nunmehr auch den Abwechslungsreichtum für sich entdeckt, der sich bereits auf "Nekrokore is love" andeutete und auf dem Vorgänger "KFFM 931.1" konsequent weiterentwickelt wurde.
Somit stand schnell fest, dass ich mir endlich mal den Goreminister schnappen musste, um mit ihm über das Phänomen Kadaverficker etwas ausführlicher zu schwatzen und dabei ein wenig seine Leidenschaft als YouTuber und Godzilla Fan zu hinterfragen. Das entpuppte sich allerdings als ein etwas schwieriges Unterfangen, denn aufgrund einiger unvorhergesehener Umstände dauerte es knapp 3 Wochen, bis ich den Frontmann endlich erwischte, der mir dann einleitend gleich mitteilte, dass er es eigentlich hasse, zu telefonieren. Na, prost Mahlzeit!
Ehrlich, ich bin mit meiner Frau schon lange zusammen, habe mit ihr in der Zeit aber vielleicht nur 5x telefoniert. Ich hasse es einfach (lacht).
Dann bin ich ja froh, dass Du bei mir eine Ausnahme machst. Gleich zu Beginn würde mich mal brennend interessieren, was Du von den Neuverfilmungen von Godzilla aus dem Jahr 2014 und 2019 hältst.
Schlimmer als der von Emmerich geht es eh nicht, aber dafür, dass es Amerikaner sind, die den gedreht haben und von daher ganz anders an die Sache rangehen, fand ich das durchaus okay und guckbar und nicht so schlimm, wie ihn einige andere fanden.
Wie kam es denn eigentlich zu Deinem Faible für die japanische Riesenechse?
Das ZDF war schuld! Es gab früher eine Reihe dort die sich „Der fantastische Film“ nannte und da gab es eben fantastische Filme (lacht). Irgendwann lief da halt mal ein Godzilla Film und ich war total traurig, dass ich den nicht gucken durfte, denn meine Eltern meinten, dass der mit Monstern sei und zu brutal für mich wäre. Sie haben sich den allerdings angeschaut, um zu gucken, was das überhaupt ist. Meine Eltern waren die beste FSK überhaupt und als sie dann erkannten, dass das nur irgendwelche Gummidinger sind, die sich da rumprügeln, gestatteten sie mir, mit „Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn“ den nächste im ZDF ausgestrahlten Film zu gucken. Und da war es um mich geschehen. Und das hat sich bis heute gehalten. Ich steh auf Spielsachen, Monsterfilme und Männer in Gummikostümen…das finde ich einfach supergeil.
Und sicherlich auch Grindcore, denn sonst wären ja niemals die Kadaverficker entstanden, die sich von ihrem weiter oben beschriebenen Credo immer weiter entfernen und nun ein absolut großartiges Album veröffentlicht haben…
Es gibt trotz alledem immer noch genügend Leute, die das scheiße finden, was wir machen und kommen darauf überhaupt nicht klar. Oder sie sind einfach neidisch, dass wir damit tatsächlich sowas wie Erfolg haben, sofern man in dieser Szene von so etwas wie Erfolg überhaupt reden kann. Ich muss aber immer wieder betonen: Es ist kein Grindcore, wir reden hier von Nekrocore.
Asche auf mein Haupt...
Ich muss das so explizit erwähnen, da ich ansonsten jedem Unrecht tun würde, der Grindcore macht. Echter Grindcore hat absolut nichts mit dem zu tun, was wir machen. Es sind zwar eine Menge Elemente enthalten, doch dazu kommt noch Punk, Doom, Death, Black, Thrash und alles andere, auf was wir Bock haben, schmeißen wir da rein. Ein echter Grindcore Fan würde uns eh als ”Wimp-Musik” bezeichnen, da nicht schnell und angepisst genug. Vielleicht hat er damit sogar recht (grinst).
Könnte durchaus sein, denn mehr Abwechslungsreichtum als auf Eurem neuen Album gab es noch nie bei Kadaverficker. Wie kam es beispielsweise zustande, dass Du plötzlich angefangen hast, clean zu singen?
Ich habe bereits in ganz vielen Bands und Projekten gespielt und dabei auch schon clean gesungen, so neu ist das also gar nicht. Irgendwie fand ich es immer schade, dass wir das nicht häufiger verwendet haben, denn ich singe wirklich gerne mal normal. Es wurmte mich schon immer und ehrlich gesagt hätte ich schon gerne eine Band, wo ich das stetig machen könnte. Deswegen habe ich es nun als Ventil bei den Fickern eingebaut. Die Band weiß das durchaus zu schätzen.
Bei uns gibt es kein ”das kannste nicht bringen” oder ”das dürfen wir so nicht spielen”. Ke8ner redet dem anderen rein, da kommt maximal die Aufforderung, das Riff vielleicht etwas kürzer zu machen oder variabler. Diesen Thrash Part bei “Call of Duty free” beispielsweise wusste ich anfangs nicht, wie ich den umsetzen sollte. Die Corporal und der Major meldeten sich dann aus dem Aufnahmeraum und wollten, dass ich so Speed oder Thrash Gesang da raufkloppe. Na sicher doch, habe ich ja vorher auch noch nie gemacht (lacht). Aber wenn wir schon dabei sind, wird es einfach probiert und nach zwei bis drei Anläufen hat das dann auch funktioniert.
Und exakt diese Kurzweil hat ja dann auch letztendlich dazu geführt, dass Ihr bei uns CD der Woche wurdet. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass einige Kollegen der schreibenden Zunft einmal mehr nicht mit Euch klar kamen...
Danke nochmal für diese Auszeichnung, sogar zum zweiten Mal in Folge, was uns natürlich ziemlich unter Druck setzt, das beim nächsten Album nochmal zu toppen (lacht). Allerdings ist es diesmal wirklich so, dass es keinerlei Ausreißer gibt und die Leute es tatsächlich gut finden. Ich bin total erschrocken darüber, hahaha. Kein Magazin hat bislang gesagt, was das für eine hanebüchene Scheiße wäre. Normalerweise hast du immer ein Magazin dabei, was aus dem Rahmen fällt. Beim letzten Album war es das Rock Hard, was uns einen Punkt gab, aber diesmal gar nichts.
Vielleicht liegt das auch ein wenig an der Arbeit von Jörg Uken an den Reglern, denn ich habe Euch noch nie mit solch einem fetten Sound hören dürfen.
Davon mal abgesehen, dass Jörg ein fantastischer Produzent ist, der dir als Band auch Tipps gibt, sofern man sie auch zulässt. Wir haben Jörg quasi als fünftes Bandmitglieder integriert und ihm Mitspracherecht eingeräumt und wenn er sagt, wir sollten das lieber so oder so mal probieren, dann machen wir das auch so. Das kann man übrigens auch prima in unserem Making of zum Album sehen, denn da erklärt sich auch, warum der Sound auf dem Album noch einen Tacken besser geworden ist. Das lag nämlich an einem tragischen Unfall.
Am Tag des Mischens ist ein essentiell wichtiges Gerät kaputt gegangen, was zur Folge hatte, dass Jörg und ich nach Bremen mussten, um das Ding reparieren zu lassen. Deswegen haben wir dann das Album mit komplett neuen Röhren abgemischt, was ein Quäntchen mehr Druck erzeugte. Machte das wirklich einen so großen Unterschied? Naja, wenn die Produktion eh scheiße ist, holst du da auch nichts mehr raus (lacht). Bei uns mal das aber tatsächlich ein Mü, ein Zielfoto mehr Druck.
Ihr habt mit dem Beherit Cover auf LP und Eurer Fassung des Afroman Klassikers auf CD diesmal zwei Coverversionen am Start. Warum habt Ihr das gesplittet? Marketingtechnische Gründe?
Nee, gar nicht. Wir fanden einfach beide Cover cool und hätten auch beide gerne auf der Platte gehabt, dann aber sagten wir, dass zwei Cover auf einem Album scheiße sind. Also ein Hin und ein Her und irgendwann entschlossen wir uns, packen wir das eine da und das andere dort raus. Man muss ja auch sagen, dass die oldschool Black und Death Metaller sich eher Vinyl kaufen, womit das Beherit Cover dort besser aufgehoben ist. Für alte Männer quasi, hahaha. So haben wir dann doch letztendlich beide unterbringen können. Natürlich soll aber niemand auf beide Songs verzichten und dementsprechend kann man sie auch runterladen, damit haben wir dann alle abgeholt.
Auf jeden Fall soll ich im Namen meiner Frau danken, die “Because I got high” mittlerweile täglich hört und dadurch zu einem Ficker Fan mutiert ist.
Ach ehrlich? Das freut mich jetzt sehr. Wenn man durch nur einen Song Leute von unserer Musik begeistern kann, dann finde ich das großartig.
Wer war eigentlich für die Flatulenzen bei ”Onlyfurzenisreal” verantwortlich?
Das hat der Corporal an Land gezogen und es handelt sich hierbei um den ”Most beautiful fart in the world”, der bei YouTube einiges an Erfolg gefeiert hat. Irgendwer hat da dann eine Symphonie draus gemacht. Der Song an sich ist schon recht alt und eigentlich lag der schon auf dem Müll, doch der Corporal setzte sich nochmal dran, hat mit Major dran rumgereist und dann passt er wieder. Selbstverständlich musste da dann aber noch ein Furz drauf und so kam der dann zu Ficker Ehren.
Ein wenig enttäuschend, dachte ich doch, einer von Euch hätte sich den rausgezwängt...
Wäre schwierig geworden, denn so richtig laut kann von uns keiner furzen, allerdings die kleinen, leisen, stinkenden, die können wir sehr gut (lacht).
Als Goreminister bist Du ja nicht nur musikalisch gut unterwegs. Du hast beispielsweise zweimal unseren ZOFF Vorbericht gestaltet, wofür ich mich im Namen der gesamten Redaktion noch einmal herzlich bedanken will, auch wenn 2020 leider verschoben werden musste, und bist auch sonst ziemlich aktiv bei YouTube mit Reviews, Berichten und allerhand anderem gut gemachten Blödsinn. Wo nimmst Du die ganze Zeit her oder besitzt Du gar kein normales Leben mehr?
Erfahrung hilft da beim Zeitmanagement viel. Als ich mal angefangen habe ”Durch die Nacht” Folgen zu schneiden, habe ich da gut und gerne 6 Stunden und mehr für gebraucht. Mittlerweile schaffe ich das in zwei bis drei. Das ist dann einfach Erfahrung, die da einfließt und dabei hilft, alles zügig hinzubekommen. Mein Arbeitstag ist meist so gegen 19 Uhr vorbei, ich fahre nach Hause, esse was, meine Frau will ja auch noch was von mir haben, doch da sie meist recht früh schlafen geht, hau ich mir dann die Nacht um die Ohren, schlafe 5 Stunden, steh auf und dann das Gleiche wieder von vorne. Von Nix kommt Nix.
Wie und vor allem wann begann denn diese Leidenschaft?
Das war eher ein Zufall. 2015 wurde ich von einem guten Kumpel nach Wacken eingeladen und natürlich fährt man da mit, denn wann hat man dort sonst die Gelegenheit, einfach mal einen auf wichtig zu tun (lacht). Ich wollte aber etwas zurückgeben und nahm meine Nikon Cool Pix wasweißich Kamera mit und Dreh da einfach allen möglichen Scheiß, schneide das zusammen und jag das bei YouTube hoch. Das geschah gar nicht mit dem Hintergrund, dass ich da jetzt einen Kanal mache oder damit berühmt werden will, sondern ich wollte diesen bereits seit 2006 bestehenden Kanal dazu nutzen, diese Dinge mit der Welt zu teilen. Dann begannen auf einmal sich das mehr und mehr Leute anzugucken und ich beschloss mal zu filmen, wieviel ich an einem Abend saufe. In dem Zusammenhang führte ich dann den “Ping-Counter” ein, um mitzuzählen, wieviel Flaschen da verköstigt wurden. Tja...und der Rest ist Geschichte (lacht).
Die Leute fanden das scheinbar ziemlich lustig, wie ich saufend und fluchend durch die Nacht ziehe und das mit dem Ping finde ich mittlerweile schon ziemlich unfassbar. Kaum einer sagt mehr Prost zu mir, sondern Ping. Das finde ich schon ein wenig beängstigend, hahaha. Andere YouTuber haben das mittlerweile sogar schon übernommen und pinnen viel mehr als ich in meinen Videos. Es scheint in den normalen Sprachgebrauch überzugehen, was ich eher gruselig finde. Aus Prost ein Ping...ich weiß nicht, aber wenn man irgendwann mal sagt, dass ich es erfunden habe, habe ich doch meine Spur in der Geschichte hinterlassen Und sei es mit noch so einem Bullshit (lacht).
Bei der großartigen Hans Laser Alien Slam Scheibe hast Du ja auch mitgewirkt...
Das lag daran, dass Hans und ich uns schon lange kennen und er auch schon oft bei uns mitgesungen hat. Bei ”Inferno Pommes” singt er grundsätzlich live mit, sofern er anwesend ist. Das hat sich so eingebürgert. Er hat Januars das Intro zum neuen Album gemacht und was ich da sehr verwunderlich finde ist, dass keine rausgefunden hat, was dieses Intro überhaupt ist. Es handelt sich hierbei um die Melodie eines Amiga 500 Spiel namens ”Moonstone” und die fand ich schon immer total geil. Nun sagte ich mir aber immer, dass dieser 8-Bit Sound irgendwie gar nicht passt und von daher fragte ich Hans, ob er da was draus machen könnte, ohne den Retrocharme verloren gehen zu lassen. Das hat er dann genial hinbekommen, wollte dann aber im Gegenzug dann Gastvocals von mir. Also bin ich zum Pumper in die DPK Studios gegangen, was bei mir gleich um die Ecke ist und habe das eingesungen...und zwar drei Spuren auf einmal. Mal ein Scream, mal normal und einmal gegrowlt. Ich habe ihm das dann geschickt und sagte ihm, dass er sich was aussuchen solle. Naja, er nahm dann einfach alle (lacht).
Dieses Jahr wärt Ihr endlich beim Party San aufgetreten...
Der Frust sitzt viel tiefer, als man vermuten könnte. Ich habe noch nie in meinem verdammten scheiß Leben Carcass live gesehen und das ist einfach meine liebste Death Metal Band und irgendwie scheiterte es immer, wenn ich sie sehen wollte. Und ja, die hätten dieses Jahr dort auch gespielt und wir hätten MIT denen gespielt. Was glaubst Du, was das für ein Brainblast für mich war? Aber die haben ja für nächstes Jahr auch schon zugesagt und jetzt hoffe ich einfach, dass es da dann klappt. Es war aber auch so ein mega Frusterlebnis, weil wir die Platte ja genau so aufgenommen haben, dass die bei unserem Auftrittstag am 07.08. erschienen wäre.
Dann müsst Ihr halt zum nächsten Jahr ein neues Album hinterher schieben...
Da haben wir eine ganz andere Überraschung für die Leute, die uns beim Party San angucken werden, doch da darf ich noch nicht drüber reden, wird aber definitiv sehr geil.