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EIN WENIG ÄRGERT MICH DAS SCHON



Ob man will oder nicht. Sobald man mit dem Namen Marc Grewe in Kontakt kommt, schießen einem unweigerlich die mittlerweile verschiedenen Morgoth in den Kopf, die in unserem Magazin mittlerweile (leider) einen recht unrühmlichen Status ihr Eigen nennen. Doch das soll nur ein Randthema sein (und auch bleiben). Viel spannender ist das, was Master Grewe mit Insidious Disease aktuell auf die Beine gestellt hat.

Nach dem viel beachteten Debüt „Shadowcast“ aus dem Jahr 2010 haben sich besagter Frontmann, Napalm Death Basser Shane „Tausendsassa“ Embury, der ebenfalls mächtig umtriebige Tony Laureano, Susperias Cyrus und Dimmu Borgir Sechssaiter Sven Atle Kopperud, besser bekannt als Silenoz, endlich wieder zusammengefunden, um mit dem zweiten Werk „After death“ die Todesblei Szene zu beglücken, was mit dem Titel „CD der Woche“ bei uns durchaus als Erfolg zu werten ist. Doch nicht nur wir, sondern auch die Presse und vor allem die Fans gehen bei diesem starken Zweitwerk tierisch steil, was man bei meinem folgenden Gespräch mit Marc mehr als einmal euphorisch heraushören konnte.

Marc, wir sprechen heute zwei Tage vor der Veröffentlichung Eures zweiten Albums „After death“. Angekündigt war das Teil ja schon eine gefühlte Ewigkeit und ich denke, dass die Fans sich nach zehn Jahren ziemlich dolle auf die neue Scheibe gefreut haben. Nun ist es endlich soweit. Wie fühlst Du Dich?

Ich bin erstaunlich unaufgeregt und das in einer so perfekten Zeit und solch perfekten Umständen, um ein Album zu veröffentlichen (lacht). Ironie aus, aber das Dumme dabei ist, dass das Album bereits vor zwei Jahren fertig gewesen ist und wer hätte da gedacht, dass wir heute in dieser Situation sind, in der wir uns gerade befinden.

Es kamen halt auch businesstechnische Umstände dazu, denn wir sind ja bei Nuclear Blast USA unter Vertrag und nicht in Europa und deshalb hat ein ganzes Korps von Anwälten die Verträge auf den Prüfstand gestellt, was sich dann schlussendlich extrem in die Länge gezogen hat. Und nun also Corona. Richtig geil, denn „After death“ hätte definitiv bereits letztes Jahr im Regal stehen können und wir hätten vielleicht noch die Chance gehabt, eine Tour zu spielen oder das Album live vorzustellen, was jetzt natürlich erstmal Essig ist.

Ich habe mich tierisch darauf gefreut, bei Marcus (Postmortem Gitarrist und Mitbesitzer des legendären Brutz & Brakel in Berlin – der Verf.) auf seinem Stromgitarrenfest zu spielen und bis vor zwei, drei Wochen hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Sause stattfinden zu lassen und hat fest daran geglaubt. Allerdings hatte auch ich ziemlich wenig Hoffnung auf die Durchführung. Wie dem auch sei, wir müssen leider mit der Situation umgehen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Aber zurück zu uns.

Heute hielt ich unser Album erstmals als Vinyl und CD in meinen Händen und es ist und bleibt etwas Schönes, etwas Besonderes, wenn man die Früchte seiner Arbeit dann endlich erstmals zu Gesicht bekommt. Doch es ist halt dem Umstand dieser besagten Verzögerungen geschuldet, dass ich so entspannt der Dinge harre, wie sie kommen.

Die Reaktionen sind bislang alle durchgehend positiv, bis auf einmal vier Punkte im Rock Hard, die mich jetzt aber auch nicht besonders anzecken. Obwohl…ich denke bei solch einer Bewertung doch, ob wir irgendetwas falsch gemacht haben. Sei’s drum. Wir freuen uns nun darauf, dass „After death“ endlich das Licht der Welt erblickt.

Also fühlst Du Dich bei solch einer Bewertung dann doch ein wenig gekränkt?

Die Einzelkritik war super, doch einer hat nur 4 Punkte gegeben und…naja…doch…ein wenig ärgert mich das doch (lacht). Hat der ein anderes Album bekommen? Was ist da falsch? Was hat er da gehört? Mich interessiert am meisten, wie man zu solch einer Einschätzung gelangt. Aber ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn und bislang war das auch der einzige Ausreißer nach unten. Die restlichen Resonanzen waren alle positiv bis euphorisch. Wir sind ganz gut aus den Startblöcken gekommen.

Wir sind auf jeden Fall unfassbar froh, dass das Teil nun endlich rauskommt und eine runde Sache draus geworden ist. Das Cover, die Produktion, die Songs, das Label. Bis auf den Virus läuft es wirklich gut für uns.


2004 hat die Welt erstmals den Namen Insidious Disease vernommen. 2010 kam mit „Shadowcast“ das erste Album, welches ebenfalls gut einschlug. Dennoch brannte mir seitdem eine Frage auf der Seele, die ich nun endlich stellen kann. War Insidious Disease als Projekt von Dir geplant?

Nicht unbedingt. ID wurde von Tony und Silenoz 2004 erdacht, wo Tony ja noch für Dimmu Borgir getrommelt hat. Er wohnte ja zu dem Zeitpunkt auch noch in Florida und es war einfach zu teuer, ihn zwischen den Tourneen immer hin und her zu fliegen, was zur Folge hatte, dass er bei Sven in seiner Blockhütte im Keller gewohnt hat und somit im Proberaum irgendwelche Death Metal Riffs entstanden sind. Aus diesem Jam Sessions entstand dann das Projekt, welches ja dann auch nochmal 6 Jahre benötigte, um diese im Keller entstandenen Songs auf Platte herauszubringen. Also…von der schnellen Truppe sind wir definitiv nicht, hahaha.

2008 bin ich dann dazugestoßen und habe zu den Songs auf „Shadowcast“ nichts mehr beigetragen, da diese komplett fertig waren. Zumindest keinerlei Texte, bei den Gesangsmelodien sah es etwas anders aus. Dennoch haben die beiden den Löwenanteil auf „Shadowcast“ bereits in trockene Tücher gebracht. Das war jetzt auf dem neuen Album komplett anders.


Das hört man auch, denn ich wage mal zu behaupten, dass Deine gesangliche Leistung auf „After death“ mit zum Besten gehört, was Du jemals abgeliefert hast.

Das freut mich zu hören, Danke Dir. Mir lag diese Platte und die Band komplett am Herzen, vor allem auch, weil ich mich mit Sven so super verstehe und wir über die Jahre zum Motor von ID und, vor allem anderen, gute Freunde geworden sind. Wir harmonieren perfekt und für mich ist es wichtig einen Gegenpart zu haben der versteht und weiß, wo ich meine Stärken habe und wie diese am besten gewinnbringend einzusetzen sind.

Nach der „Shadowscast“ sprach ich mit ihm und erklärte, dass es ein tolles Knüppelalbum geworden ist, ich doch aber bei einer weiteren Platte gerne etwas mehr auf meinen eigenen Stil eingehen und mich mit Texten und Gesangsmelodien mehr einbringen möchte. Das hat dann wunderbar funktioniert, auch wenn es…ääähm…etwas länger gedauert hat (grinst hörbar). Dimmu haben ein Album veröffentlicht, Napalm Death waren, wie eigentlich immer, sehr aktiv und von daher war es nicht unbedingt einfach, alle Leute unter einen Hut zu bringen.

Doch irgendwie haben wir es ja dann doch geschafft und wichtig ist mir zu erwähnen, dass wir alle komplett super miteinander harmonieren und wir auch wollten, dass man das auf dem Album auch hört. Ob es meine beste Leistung ist kann und will ich gar nicht beurteilen, aber ich bin nach wie vor mehr als zufrieden mit dem Gesamtprodukt. Ok, manche Sachen fallen einem dann immer irgendwo noch auf, doch das ist Kleinkram. Doch ein solches Lob aus dem Mund eines Experten ehrt mich dann doch sehr.

Ohje…ick und Experte (Gelächter). Ihr habt das Album ja zusammen mit Russ Russell aufgenommen, der unglaublich viel mit Napalm Death zusammenarbeitet. War da der Umstand, dass Shane bei Euch den Darm zupft, bei den Verhandlungen von Vorteil?

Ja, definitiv. Die „Shadowcast“ hat er ja auch schon gemacht und es macht einfach Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ein Typ zum Pferdestehlen, mit dem man auch mal gepflegt um die Häuser ziehen kann. Mittlerweile würde ich ihn sogar als Freund bezeichnen, wie auch das ganze Projekt selbst aus Freunden besteht. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig und niemand fängt an, mit irgendwelchen Gagenforderungen um die Ecke zu kommen. Jeder in der Band hat Bock auf das, was wir machen.

Bevor wir überhaupt einen Plattenvertrag hatten, haben wir alles aus eigener Tasche finanziert und da ist es natürlich von Vorteil, wenn du weißt, dass du Leute an Bord hast, die zu 100% hinter der Musik stehen und nicht auf irgendeinen finanziellen Gewinn aus ist. Er war und ist uns wohlgesonnen, hehe.

Nach dem Verlust, den ich vor einigen Jahren erlitten habe, war es mir immens wichtig, mit Leuten zusammen Musik zu machen, die meine Arbeit und mein eigenes Ich zu schätzen wissen, mit denen man musikalisch auf einer Wellenlänge liegt und sich Sachen von selbst erklären und ergeben. Da gibt es keinen Neid, keine Missgunst oder man wird nicht angemault, wenn man mal nicht in der vorgegebenen Zeit Texte parat hat oder man noch an einer Gesangsmelodie schraubt. Hier passiert nichts nach Schema F und ich bin glücklich darüber, dass man dieses Bandgefühl hat, obwohl man sich nicht ständig sieht, trotzdem aber total professionell zusammenarbeitet und sich daraus auch noch tiefe Freundschaften entwickelt haben. Das ist mir wichtig und ist mit Sicherheit ein wichtiger Faktor, damit ich meine beste Leistung abrufen und mich pushen kann.


War denn der Rausschmiss so ein großer Verlust für Dich? Musikalisch steckt meiner Ansicht nach Insidious Disease Deinen ehemaligen Brötchengeber aber sowas von locker in die Tasche.

Morgoth war und ist immer ein Teil von mir. Ich habe sie mitgegründet, sie wird immer mitschwingen und ja, ein Verlust eines wichtigen Teils meines Lebens wird es immer bleiben. Auf der anderen Seite war es eine riesige menschliche Enttäuschung, an der ich sehr lange geknabbert habe, um diese zu verarbeiten. Mittlerweile ist es aber so dass ich sage, es lässt sich nicht mehr ändern und es wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Ja, es war traurig, daran besteht kein Zweifel.

Die letzte Morgoth Platte habe ich mir gar nicht mehr angehört und kenne davon nicht ein Song. Die Videos habe ich mir mal angesehen, aber mehr nicht. Ich konnte es nicht ertragen, dass die Melodien, die ich erdacht habe, von einem anderen gesungen wurden. Versteh mich bitte nicht falsch, ich mag Jagger sehr und schätze ihn als Mensch, der hat damit gar nichts zu tun. Deswegen kann ich gar nicht objektiv sagen, ob das nun besser oder schlechter ist.


Du hattest vorhin erzählt, wie zufrieden Du mit dem finalen Produkt bist. Was mir sofort ins Auge stach war das famose Dan Seagrave Cover, der ja nun auch nicht mehr für jeden ein Bild zeichnet. Wie kam denn der Kontakt zustande?

Das war für uns im Vorfeld gar keine Option und wir haben da auch überhaupt nicht drüber nachgedacht. Das alles entstand tatsächlich komplett durch Zufall. Wir haben in Oslo auf dem Inferno Festival gespielt und im Foyer dieses Events saßen ein paar namhafte Cover Künstler, um dort in einer Art Workshop ihre Werke vorzustellen und mit den Leuten darüber zu diskutieren.

Ich saß dann da am Stand von Kristian Wahlin, dem Necorlord, der ja nun auch schon eine ganze Menge an Cover gezeichnet hat und nebenan war halt Dan Seagrave mit seiner Sektion. Allerdings habe ich das anfangs gar nicht so wahrgenommen.

Wir haben unser Konzert gespielt und als wir fertig waren bin ich mit Sven durchs Foyer gelaufen und Dan kam auf uns zu und erzählte, wie geil er doch unseren Auftritt fand. „Braucht Ihr nicht ein Cover?“ war dann das, was er uns als erstes sagte. Nun muss ich allerdings eingestehen, dass ich in dem Moment gar nicht wusste, mit wem ich da spreche, denn ich hatte von ihm absolut kein Bild im Kopf. Vielleicht ein wenig peinlich, denn wer hat nicht mindestens ein Album mit seinen Zeichnungen zuhause im Regal zu stehen (lacht)?

Nach knapp 10 Minuten stellte sich dann heraus, wer da vor mir stand…und dieser Dan Seagrave…DAN SEAGRAVE…fragt UNS, ob wir nicht ein Cover von ihm benötigten. Das war für uns ein absoluter Ritterschlag, den wir dann abends noch feuchtfröhlich vertieft haben. Wir haben uns super verstanden, es passte alles und es stellte sich sogar heraus, dass er noch ein Jahr jünger ist als ich und wir auf einer Wellenlänge funken. Mir wurde da erst bewusst, dass er gerade mal erst 17 war, als er „Altars of madness“ gezeichnet hat. Das sind so Sachen, wo ich denke: Wahnsinn! Da werde ich zum Fan und plötzlich arbeitet man zusammen. Krass.

Sven und ich setzten uns dann zusammen und berieten, was wir uns denn vorstellen würden. Den Arbeitstitel „After death“ hatten wir ja bereits im Hinterkopf, doch wir sagten ihm auch, dass der noch nicht in Stein gemeißelt sei. Als er dann die erste Skizze schickte war uns sofort klar, das ist es! Aus dieser Skizze entstand dann schon das fertige Albumcover, welches genauso wie Arsch auf Emer passt, wie die Zusammenarbeit mit ihm. Es war eine glückliche Fügung.

Shane kommt aus England, Silenoz und Cyrus aus Norwegen, Tony aus den Staaten. Da ist es natürlich schwierig, ein ordentliches Bandshooting hinzubekommen. Nun fehlen aber dennoch auf den offiziellen Promofotos Cyrus und Tony. Was hat da nicht funktioniert?

Die Fotos entstanden während unseres Videodrehs im September und zu der Zeit kam es schon einem Wunder gleich, dass Shane überhaupt während der Pandemie kommen konnte. Das Video entstand ja in den Bunkern bei Zossen und es war am 15.09. und da war in Norwegen schon Alarmstufe Rot für Reisen nach Deutschland und Cyrus arbeitet im Osloer Kulturdezernat. Nach der Rückreise hätte er sich in 14tägige Quarantäne begeben müssen und das hätte er sich nicht leisten können. Sven ist das egal, er ist Berufsmusiker und muss nicht unbedingt mit der Außenwelt in Kontakt treten (lacht). Tony und die USA…das erklärt sich, glaube ich, von selbst. Shane musste bei der Rückkehr über Amsterdam und da war es schon schwierig mit dem ganzen Papierkram. Letztendlich können wir froh sein, überhaupt das Video hinbekommen zu haben und halbwegs als Band wahrgenommen werden, hahaha.

Eigentlich war da ja noch mehr geplant, denn den ersten Part des Songs hat ja Jörgen Sandström übernommen, der erste Sänger von Grave, aber auch das war unter den gegebenen Umständen leider auch nicht möglich. Doch wir haben uns eine gute Alternative einfallen lassen. Schaut einfach selber (grinst).

Weißt Du noch, was Du am 01.09.1990 gemacht hast?

Aber natürlich! Das war das dritte oder vierte Konzert der Morgoth, Obituary, Demolition Hammer Tour und wenn Du schon so explizit fragst, war da wahrscheinlich unser Konzert in Berlin im Ecstasy (lacht).

Richtig! Ein Abend, der mir persönlich für immer im Gedächtnis bleiben wird, denn vorher hatte ich nie erlebt, dass das Kondenswasser in Sturzbächen die Wände herunterlief…

Ich kann mich da auch noch extrem gut dran erinnern. Das Ecstasy war ja so leicht abschüssig, in einem Betonkeller in der Schöneberger Hauptstraße. Wir haben auch mit Massacre da gespielt. Das Konzert war der Wahnsinn! Die Leute haben draußen irgendwann das Metallgitter eingedrückt und ohne die vorhandene Lüftung hatte man bei Obituary keine Nebelmaschine mehr benötigt. Ja, das war ein legendäres Konzert, eines, an das ich mich auch immer wieder gerne erinnere.

Für mich war das ein unvergesslicher Abend, auch deshalb, da ich kurz zuvor meinen Führerschein gemacht habe und während der Fahrprüfung „The eternal fall“ hören durfte…und als einziger an diesem Tag bestand.

Ach ehrlich? Das ist ja auch eine geile Geschichte. Während der Prüfung hast Du uns also gehört? Hammer! Bei der Fahrprüfung Death Metal…stark!

 

 

 



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