DIE SONGS HABEN DANACH GESCHRIEN, GESUNGEN ZU WERDEN
Esens, eine verträumte Kleinstadt im ostfriesischen Landkreis Wittmund ist nun nicht unbedingt als Nabel der Metalwelt anzusehen. Jedoch hat die mit knapp 336 Einwohnern pro Quadratkilometer besiedelte Gemeinde eine Band hervorgebracht, die bereits mit ihren vorangegangenen 3 Alben gehörigen Staub im Untergrund aufwirbelte und nun mit ihrem am 11.01.2019 erscheinenden Meisterwerk „Black frost“ dazu ansetzen, den Death Doom Thron in Deutschland zu erobern. Dazu wird mit großer Sicherheit auch Nuclear Blast als neuer Partner beitragen, die sich die Dienste des Quintetts 2018 vertraglich sicherten und definitiv Nailed to obscurity in höhere Sphären katapultieren werden. Zu wünschen wäre es der sympathischen Truppe allemal, die mich seit ihrem ersten Auftreten mit „Abyss“ 2007 immer wieder aufs Neue abholen und begeistern. Natürlich konnte ich mir da die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mit Frontmann Raimund Ennenga und Gitarrist Jan-Ole Lamberti über das neue Album und diverse andere Dinge einen zünftigen Schwatz abzuhalten.
Ich sitze in meiner Funktion als Chefredakteur gerade an der Auswertung des Jahrespolls 2018 und stelle fest, dass es gerade Alben schwer haben in diesen aufgenommen zu werden, die in den ersten Wochen des Jahres veröffentlicht wurden. Nun erscheint „Black frost“ am 11.Januar 2019, obwohl die Scheibe ja nun auch schon etwas länger fertig im Kasten ist. Warum erst dieser späte Veröffentlichungstermin?
Jan-Ole: Tatsächlich war das mit der Fertigstellung ziemlich knapp, denn die Aufnahmen und der Mix waren erst an dem Tag fertig, an dem die Deadline für exakt dieses Veröffentlichungsdatum anstand. Diesen Vorlauf hast du bei größeren Labels immer und insofern war das ziemlich auf Kante genäht (lacht).
Also ähnlich wie bei Peter Jackson und „Die Rückkehr des Königs“, den er auch erstmals am Veröffentlichungsdatum in Gänze zu Gesicht bekam…
Jan-Ole: (lacht) Nein, so war das nicht. Wir hatten das Alles wirklich ganz bewusst so geplant und wussten bereits ca. 1 Jahr vorher, bis wann das Album aufgenommen sein muss und haben dementsprechend den Studiotermin so gelegt, dass wir genügend Zeit für die Aufnahmen hatten. Der Songwritingprozess war da allerdings schon in vollem Gange, also alles stressfrei. Nach der Aufnahme hatten wir dann noch gut 2 Wochen Zeit, um uns das fertige Album noch einmal in Gänze anzuhören, etwas zu ändern und schlussendlich abzusegnen. Aber ja, es hätte zeitlich nichts schiefgehen dürfen, hahaha.
Als ich mich im Vorfeld zu diesem Gespräch noch einmal Eure Discographie vorgenommen hatte, fiel mir folgendes auf: Von „Abyss“ zu „Opaque“? 6 Jahre Differenz. Dann zu „King delusion“ vier und nun lediglich 2 Jahre Pause zu „Black frost“. Der Logik zufolge kommt dann Album Nummer 5 bereits 2020?
Raimund: (lacht) Den Scherz haben wir tatsächlich auch bandintern schon gebracht. Man muss da allerdings differenzieren, denn „Opague“ entstand unter etwas schwierigen Umständen, da wir nach meinem Einstieg in die Band noch eine ganze Weile an den Songs gearbeitet haben. Wir hatten neue Texte aufgesetzt, Gitarrentracks wurden neu eingespielt und im Endeffekt hatten wir das Album noch einmal komplett auf links gebügelt und quasi zweimal aufgenommen. Daher ist der Gap zwischen „Abyss“ und „Opaque“ vielleicht etwas verständlicher.
Bei „King delusion“ war es dem Writingprozess geschuldet, da wir so aufgestellt sind, dass wir als komplette Band die Alben ausarbeiten und arrangieren, was natürlich auch Zeit verschlingt. Bei „Black frost“ haben wir nun wirklich jedes Wochenende und jede freie Zeit genutzt, um an den Songs zu arbeiten, was natürlich auch nicht so einfach war, da wir nicht alle in Esens bei unserem Proberaum wohnen. Da wir über ganz Deutschland verstreut sind, war es diesmal ein etwas härterer Prozess, den wir aber zeitlich recht gut hinbekommen haben. Sowas würden wir definitiv nicht in einem Jahr schaffen.
Jan-Ole: Wenn wir jetzt sofort anfangen und wieder so viel Gas geben würden, dann könnten wir es durchaus schaffen, hahaha. Aber sowas Überstürztes wollen wir gar nicht. In der nächsten Zeit steht einiges an und dennoch hoffen wir, den zwei-Jahres-Rhythmus beibehalten zu können. Das wäre wirklich ideal, denn man hat genügend Zeit, die Songs live zu präsentieren und auch an etwas Neuem zu arbeiten.
Zu dem was Raimund sagte möchte ich noch ergänzen, dass der Prozess bei „Opaque“ lediglich ein Jahr mehr verschlungen hat und insofern nicht ganz so doll ins Gewicht fiel. Bei „Abyss“ haben wir uns gar keine großen Gedanken gemacht, alle Songs schnell geschrieben und aufgenommen. Wir hatten keine Pläne oder Ziele und wollten damit live spielen, was wir auch taten. Doch wir merkten: Wer viel spielen will, braucht irgendwann auch mal was Aktuelles. Viele Business Sachen sind uns da erst bewusst geworden, da „Abyss“ tatsächlich eine Ausprobier- und Lernphase war. Heutzutage denken wir viel mehr über unsere Songs, über unsere Musik nach und haben in den Jahren herausgefunden, wie die Entstehung von Songs bei uns funktioniert. Wir wurden mit jedem Album besser und wussten exakt, wie wir zu agieren haben. Und diesmal gaben wir dazu auch nochmal richtig Vollgas, hatten ein klares Ziel und haben da alle unsere Energien reingesteckt...was auch irgendwie bekloppt war (lacht).
Welches konkrete Ziel war das?
Jan-Ole: Wir wussten, dass wir die Tour spielen und dazu wollten wir unbedingt das Album raushaben, denn ohne wäre irgendwie blöd gewesen. Dann hatten wir natürlich noch den neuen Deal mit Nuclear Blast denen wir zeigen wollten, dass wir abliefern können…und all das war das Resultat davon, dass wir uns hochgearbeitet haben und nun die Ernte einfahren wollten. Dieses Momentum wollten wir nicht verpuffen lassen und dennoch eine vernünftige Qualität abliefern. Möglichst schnell, möglichst besser und wie Raimund schon sagte, dadurch hatten wir in diesem Jahr nicht ein richtig freies Wochenende.
„Black frost“ ist klimatechnisch in Ostfriesland ja eher selten. Was wollt Ihr uns mit diesem Albumtitel mit auf den Weg geben?
Raimund: Also mit dem Wetter hat der Albumtitel eher weniger zu tun, obwohl wir diesen Vergleich schon öfter gehört haben. Der Terminus „schwarzer Frost“ ist auf die Schifffahrt zurückzuführen und bedeutet folgendes: Wenn ein unterkühltes Schiff durch Feuchtigkeit manövriert, dann setzt sich sogenannter schwarzer Frost auf den Masten und Segeln ab, was zu einem Ungleichgewicht führt und das Schiff somit kentern kann. Das fand ich ziemlich interessant und obwohl ich da auch eher zufällig drüber gestolpert bin, habe ich mich ein wenig in die Materie eingelesen und festgestellt, dass dies die perfekte Analogie für die Art von Texten ist, die ich zu diesem Zeitpunkt bereits am Schreiben war.
Es geht um Menschen, die sich selten mit ihren eigenen, dunklen Gefühlen beschäftigen und diese gar nicht als Teil von sich selbst ansehen. Dies geht dann so lange gut, bis ein Seelenübergewicht entsteht und uns selbst zum kentern bringt, wenn wir völlig neben uns stehen. Als wir mit der Band mal unterwegs waren stand die Frage von unserem Basser Carsten im Raum, ob ich denn schon einen Albumtitel parat hätte. Und da waren wir uns als Band mit „Black frost“ schon relativ schnell einig. Also um es kurz zusammenzufassen: Der Begriff kommt aus der Schifffahrt und hat eigentlich keine große Heimatverbundenheit, da ich selber auch Emsländer bin und gar nicht an der Küste großgeworden bin.
Jan-Ole: Allerdings bist du einmal mit mir zusammen mit dem Boot nachts nach Langeoog gefahren und vielleicht war das deine Inspiration (Gelächter).
Ich muss gestehen, dass ich beim Thema „Schiffe“ gerade etwas zusammengezuckt bin und hoffe, von Euch nicht irgendwann irgendeinen Alestorm-Blödsinn zu hören bekomme…
Raimund: Das wäre tatsächlich etwas sehr weit weg von dem gewesen, was mir vorschwebte…
Jan-Ole: Das kann ich Dir hoch und heilig versprechen, dass so etwas nie und nimmer passieren wird (Gelächter).
Musikalisch habt Ihr auf „Black frost“ ein wenig an Progressivität hinzugewonnen und den mit „King delusion“ eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgt, ausgebaut und perfektioniert und gerade Dein Gesang, Raimund, finde ich facettenreicher, spannender und alles in allem großartiger als jemals zuvor…
Raimund: Danke für Dein Kompliment, welches ich gerne entgegennehme. Die Dynamik in den Songs hat sich tatsächlich schon ziemlich früh abgezeichnet und da wir die Stücke immer im Kollektiv schreiben, konnte jeder irgendwo anmerken, wo er sich Gesang und vor allem in welcher Art und Weise vorstellen könnte. Ich habe viel intuitiv gearbeitet, mal eine nicht geplante Clean Spur reingebracht, geflüstert und das in Kombination mit den Ideen der anderen hat letztendlich zu dem Ergebnis geführt, welches Du jetzt hören kannst. Das Album hat ein recht breit gefächertes Stimmenspektrum und ich finde, dass dies viel besser zur Dynamik der neuen Songs passt. Mache Songs haben einfach danach geschrien, gesungen zu werden. Hm…klingt irgendwie komisch (lacht).
Jan-Ole: Bei „King delusion” haben wir damals für unsere Verhältnisse schon eine Menge mit dem Gesang experimentiert und haben da schon gemerkt, dass dies uns irgendwie liegt, gefällt und uns früher gefehlt hat. Wir haben früher immer versucht, Atmosphäre durch die Gitarren zu erzeugen und darüber dann zu growlen, doch das hat uns ziemlich limitiert, da wir in einigen Passagen nicht so soft agieren konnten, wie wir es gerne getan hätten und dann meist auf den Gesang verzichteten. Das hatten wir dann bei „King“ angefangen zu ändern, was uns allerdings aufgrund der begrenzten Studiozeit nicht ganz in dem Umfang gelang, wie wir es gerne gehabt hätten. Diesmal war es anders und dementsprechend haben wir da den Fokus draufgelegt. Mit dem häufigen Cleangesang war nicht unbedingt geplant, sondern hat sich im Reifungsprozess einfach so ergeben. Raimund, Volker (Dieken-Gitarrist) und ich sind eine Woche vor dem eigentlich Studiotermin zusammen mit unserem Produzenten Victor Bullok in eine Songwriting-Session gegangen, einfach um den Songs noch etwas Feinschliff zu geben und Zeit zu gewinnen und haben da eine ganze Menge neuen Input reingebracht, gerade auch, was den Gesang angeht. Mit Viktor war das ein tolles Arbeiten, da wir sonst früher immer mehr den Fokus auf die Technik legten und weniger die Gesangsmelodien erarbeiteten…und das haben wir diesmal geändert. Dadurch hatten wir dann im Studio eine ganze mehr an Zeit und haben selbst da noch an den Melodien gefeilt.
Überhaupt muss man sagen, dass Victor (einigen auch als V.Santura von Tryptikon und Dark Fortress bekannt) nach „King delusion“ wieder eine mehr als hervorragende Arbeit abgeliefert und den Songs eine schöne Tiefe und Atmosphäre beschert hat.
Jan-Ole: Gebe ich Dir vollkommen recht! Wir waren bereits beim letzten Mal mehr als zufrieden und für uns stand bereits sehr früh fest, dass wir unbedingt wieder mit Victor arbeiten wollten. Seine Herangehensweise, seine persönliche Art, das passt einfach alles. So komplett anders klingt „Black frost“ ja nun auch nicht, doch es gab schon einige Nuancen, wo er geschickt an den Knöpfen drehte, um seine Ideen auch zu verwirklichen. Er wollte auf keinen Fall eine Kopie seiner vorherigen Arbeit abliefern und einen draufsetzen…und das hat er geschafft.
Ich habe mit „The aberrant host“ einen absoluten Lieblingssongs auf dem Album, den ich für das Beste halte, was Ihr jemals zustande gebracht habt. Volker scheint, laut Aussage von Carsten, der gleichen Meinung wie ich zu sein, doch erzählte mir Euer Basser auch, dass es der Song fast nicht auf das Album geschafft hätte?
Jan-Ole: (überlegt) Naja…anfangs war er schon ein Wackelkandidat, doch er klang im Anfangsstadium auch vollkommen anders als jetzt. Unsere Songs entwickeln sich über einen langen Zeitraum stetig weiter und manchmal waren da auch Riffs drin, an die wir uns heute gar nicht mehr erinnern (lacht). Bei „The aberrant host“ ging es mir tatsächlich so, dass ich den anfangs auch nicht unbedingt mochte, doch die Störfaktoren sind alle eliminiert worden und somit gefiel er mir dann später während des Reifungsprozesses doch wieder. Volker wollte jedenfalls von vornherein, dass exakt dieser Song in die Setlist kommt.
Welches sind denn Eure persönlichen Favoriten auf dem Album? Ich weiß, keine unbedingt innovative Frage (Gelächter).
Raimund: Allerdings! Es ist wirklich schwierig…
Jan-Ole: Ich habe da gar keine Tendenz und kann das auch erklären. Im Entstehungsprozess sieben wir dermaßen viele Ideen aus, dass Carsten schon immer witzelt: „Volker und Ole haben schon mehr Riffs weggeworfen, als manch andere Band in ihrer Kariere jemals geschrieben haben“ (Gelächter). Für dieses Album haben wir insgesamt an 21 Songs geschrieben, sieben sind übriggeblieben und den Rest werden wir nie wieder anfassen. Diese sieben Songs sind also von 21 Grundideen, die wir irgendwo ja auch gut fanden, übriggeblieben und sind somit allesamt meine Favoriten. Es gibt keine Songs auf dem Album, die vielleicht ein Mitglied aus der Band nicht mag. Für mich persönlich kommt auch noch dazu, dass jeder einzelne Song auch gewisse Highlights innehat, auf die ich mich beim Spielen und Hören total freue, auch wenn das mal Tagesform abhängig ist, welcher das gerade ist. Ich finde das gesamte Album einfach großartig.
Raimund: Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, denn mir geht es ähnlich. Allerdings merke ich schon, wenn ich probe, dass ich da manchmal einen bestimmten Song im Fokus habe, auf den ich mich konzentriere und der dementsprechend zu dem Zeitpunkt einen anderen Stellenwert hat. Darüber lerne ich ihn meist neu lieben. Also wenn Du mich heute fragst wäre es Song X, morgen dann vielleicht Song Y. Insgesamt sind alle Songs gleich stark ausgefallen und ich möchte auch gar keinen explizit herauspicken.
Ich freue mich auf jeden Fall auf die livehaftige Umsetzung des neuen Materials…
Jan-Ole: Das ist bei uns eigentlich immer ganz einfach: Dadurch das wir die Songs live erarbeiten und proben, selbst wenn Volker und ich mit den Grundideen ankommen, wissen wir immer schon sehr früh exakt, wie die später live klingen werden.
Ein weiterer Meilenstein in Eurer Karriere ist sicherlich der Wechsel von Apostasy Records zum Branchenprimus Nuclear Blast gewesen. Ich persönlich habe da ein wenig Bammel, dass Ihr als Band, die Ihr vorher beim kleineren Label von Tomasz Wisniewski unter Vertrag standet, als eine von Vielen bei Blast ein wenig untergehen könntet…
Jan-Ole: Den Gedanken hatten wir nicht. Das liegt aber vor allem daran, dass Tomasz von sich aus sagte, dass wir mit „King delusion“ einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht hätten und es falsch wäre, es bei Apostasy weiter zu führen, wenn man aufgrund der Qualität bei einem größeren Label unterkommen könnte, wo man auch aufgrund finanzieller Geschichten einfach mehr machen kann…
Raimund: Ich muss mich hier mal ausklinken, denn ich habe leider noch ein weiteres Interview…
Dann lass mich schnell noch eine Frage direkt an Dich loswerden. Du bist ja selber noch bei Apostasy tätig. Gab es da Interessenskonflikte aufgrund des Wechsels?
Raimund: Überhaupt nicht! Tomasz bleibt uns ja auch als Manager gewogen und er war auch derjenige, der für uns auf die Suche nach einem neuen Label gegangen ist und letztendlich den Deal mit Nuclear Blast einfädelte. Wir sind darüber mehr als froh, Tomasz weiterhin im Team zu haben, da wir auch mit seiner Arbeit mehr als zufrieden waren.
So Ole…wir wollten dich vorhin nicht unterbrechen…
Jan-Ole: Wie Raimund schon sagte, wir sind froh, dass Tomasz weiterhin zu unserem Team gehört und als Ansprechpartner in allen Lagen fungiert. Wir haben weiterhin das Gefühl, dass uns Nuclear Blast wirklich hervorragend unterstützt und es dort einige Leute gibt, die schon vorher Fans von uns waren, was wir so nicht erwartet hätten (lacht). Unser Pressemann Philipp war schon vorher auf Konzerten von uns, hat alle Alben und von daher habe ich schon das Gefühl, dass man uns ernst nimmt und durchaus weiß, dass man mit uns durchaus was machen kann.
Analog zu Raimund bist Du ja auch bei einem Label tätig, in diesem Falle Century Media. Gab es da auch Optionen, unter Vertrag genommen zu werden?
Jan-Ole: Wir hatten verschiedene Angebote, waren uns aber schnell darüber einig, dass ich und mein Arbeitgeber es nicht gut finden würden, eine solche Partnerschaft einzugehen. Interesse war durchaus vorhanden, doch für mich wäre das schon extrem blöd gewesen, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass meine Arbeitskollegen für mich und meine Band hätten arbeiten müssen oder mir irgendetwas schuldig wären. Man hat aufgrund der Größe der Band ja auch gewisse Vorgaben seitens des Labels und das Gefühl wäre schon nicht schön gewesen, wenn jemand hätte denken können, dass ich eine bevorzugte Behandlung erwartet hätte. Genauso doof wäre es gewesen, wenn ich in Meetings gesessen hätte, bei denen über meine Band gesprochen wird. So nach dem Motto: So, wir sprechen jetzt über Nailed to obscurity und Ole verlässt jetzt bitte den Raum (lacht).
Never fuck in the same company…
Jan-Ole: Tatsächlich ist das genau das gleiche Prinzip, hahaha.
Neben Euch gibt es ja mit Decembre Noir eine ebenfalls bärenstarke, ähnlich gelagerte Band, die ein paar Monate vor Euch released haben und dazu auch zu einem größeren Label wechselten. Gibt es da irgendeine Konkurrenz zwischen Euch? Ich muss dazu sagen, dass ihr diesmal die Nase bei mir vorn habt…
Jan-Ole: Früher gab es schon ein gewisses Konkurrenzdenken, allerdings nicht unbedingt speziell auf Decembre Noir bezogen. Das war bei den Jungs eher eine gewisse Unsicherheit, denn manchmal waren wir schon neidisch und fragten uns: Wie zur Hölle machen die das? Wie kommen wir da hin? Die sind so gut und wir nicht (lacht). Mittlerweile machen wir unser eigenes Ding, sind selbstbewusst genug zu sagen, dass wir das was wir machen auch können, also warum sollen wir in irgendeiner Form zu anderen Bands in Konkurrenz treten? Decembre Noir kennen wir schon lange, länger sogar, als die Band existiert, denn vorher waren sie ja mit Akrasatrum aktiv, wo wir sie kennenlernten und zusammen auch spielten. Wir gönnen den Jungs ihren Erfolg und sie machen ihr Ding auch verdammt gut, finde aber, dass es zwar eine ähnliche Schiene ist, sich aber doch deutlich zu uns unterscheidet. Es würde definitiv ärgern, wenn wir beide gleich klingen würden, was wir aber definitiv nicht tun. Ich glaube aber, dass durchaus viele denken, wir würden in einem Wettkampf zueinander stehen, was aber definitiv nicht so ist.
Mit Veröffentlichung des neuen Albums „Black frost“ am 11.01.2019 steht dann auch gleich eine große Tour zusammen mit Euren Labelmates von Amorphis und Soilwork auf dem Programm. Kribbelt’s schon?
Jan-Ole: Definitiv und wir freuen uns da wirklich drauf. Wir haben ja im Frühjahr 2017 schon zusammen mit Dark Tranquillity als Mainsupport die Bühnen beackert und wissen von daher wie es ist, längere Zeit unterwegs zu sein. Danach ging es ja noch zusammen mit Thulcandra on the road, wir sind also alte Hasen (lacht). Die Vorfreude diesmal ist von daher vielleicht ein wenig anders, denn wir waren ja mit DT schon zusammen im Nightliner, was im Übrigen total geil war, sind die Jungs allesamt megalustig und cool. Diesmal sind wir besser vorbereitet. Ich sitze beispielsweise gerade im Auto und habe ein riesiges Tourcase abgeholt, was wir uns das letzte Mal von Thulcandra geliehen hatten und feststellten, dass wir ohne gar nicht mehr auskommen (lacht). Es ist diesmal vielleicht ein wenig abgeklärter was die Organisation betrifft, wir wissen, worauf wir uns eingelassen haben, freuen uns tierisch, sind aber bei weitem nicht mehr so aufgeregt wie beim ersten Mal. Wir wissen, dass es geil wird.