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Wo im letzten Jahr der geneigte und traditionsbewusste Metal Fan sein Geld und seine Leidenschaft in Night Demon investierte, so sind es Anfang 2018 definitiv Visigoth, die ebenfalls nicht urplötzlich aus dem Ei geschlüpft sind, sondern sich vielmehr mit herausragenden Veröffentlichungen wie der Debüt EP „Final spell“ aus dem Jahre 2012 und dem vor zwei Jahren herausgebrachten Monumentalwerk "The revenant king" schnell einen wohlklingenden Namen gemacht haben. Ebenfalls sind, laut Augen- und Ohrenzeugenberichte, die livehaftigen Qualitäten des Quintetts hochgeschätzt und da man mit dem taufrischen und ebenfalls überragenden Zweitwerk "Conqueror's oath" einen kleinen Abstecher in die alte Welt wagte, sah ich mich dazu genötigt, mir vor dem Auftritt in Berlin Sänger und Hauptsongwriter Jake Rogers zu einem kleinen Gedankenaustausch zu krallen.

Jake, Willkommen in Berlin. Ein ziemlich langer Weg von Salt Lake City in die bundesdeutsche Hauptstadt. Der dritte Gig auf Eurer Tour. Wie läuft es bisher?

Danke für die freundliche Begrüßung. Wie Du ja bereits richtig sagtest, ist dies heute erst der dritte Gig der Tour und unter anderem haben wir ja beim Metal Assault Festival gespielt, was also nicht ganz zählt (lacht).

Ihr habt ja ähnlich wie Eure Brüder im Geiste, Night Demon, ebenfalls in Oldenburg im MTS Record Store gespielt…

…und das war richtig geil! Eng, laut und die Leute sind tierisch auf unseren neuen Stoff abgefahren. Überhaupt macht es unbändigen Spaß, das neue Material live zu performen, zurück in Europa zu sein und die Leute dabei zu beobachten, wie sie auf das neue Zeugs reagieren. Bislang war der Zuspruch definitiv großartig.

Eine Frage, die ich schon einigen Bands in diesem Zusammenhang gestellt habe, ist, ob es nicht ein wenig tricky sei, so kurz nach dem Albumrelease schon auf Tour zu gehen wo die Gefahr besteht, dass die Fans das neue Material noch gar nicht kennen? Ich meine, zum Zeitpunkt unseres Gesprächs ist das Album gerademal erst 10 Tage alt…

Naja…es ist so wie es ist und manchmal laufen die Dinge halt so. Wir haben leider nicht auf Alles Einfluss, waren aber sehr dankbar für den Umstand, schon jetzt auf Tour zu gehen, um die neuen Songs live zu präsentieren. Wir haben auch überlegt, ob wir die Sache annehmen sollten, doch live spielen ist halt eine ganz andere Hausnummer, als im Studio zu sitzen und zu produzieren. Die vorab veröffentlichten Songs wurden allerdings scheinbar von vielen Fans gut aufgenommen, sonst hätten sie bei den ersten Shows nicht lauthals mitgesungen, hahaha.

Benannt habt Ihr Euch ja nach den Visigothen, den späteren Westgoten. Wie kommt man als Band aus Utah auf die Idee, die germanische Mythologie nach einem Bandnamen zu durchkämmen?

Wie viele andere Bands hatten wir eine recht lange Liste an Bandnamens-Vorschlägen, wobei Visigoth relativ schnell die Spitzenposition einnahm. Auf den Namen stieß ich durch mein geschichtliches Interesse, ich fand ihn prägnant und leicht zu merken…und er wurde bis Dato von keiner anderen professionellen oder semiprofessionellen Band benutzt, was natürlich heutzutage schon fast einem Wunder gleichkommt (lacht). Wir sind halt DIE Heavy Metal Barbaren, die plündert durchs Land und Dir das Geld aus der Tasche ziehen, hahaha.

Welche andere Namen standen denn noch so auf der Liste?

Um Himmels Willen…das waren so viele und ich kann und will mich da gar nicht daran erinnern (lacht).

„The revenant king“ ist ja bereits in Deutschland eingeschlagen wie eine Bombe. „The conqueror’s oath“ setzt dem Ganzen nun die Krone auf und toppt den Vorgänger in meinen Augen locker. Die Reviews waren durch die Bank weg euphorisch, die Fans aus dem Häuschen. Nach einer gewissen Zeit der Reifung…wie siehst Du selbst das Album? Oder gehörst Du auch zu der Sorte Musiker, die die eigene Scheibe irgendwann gar nicht mehr hören mag und kann?

Leider (lacht laut). Ich bin natürlich mit der Scheibe mehr als zufrieden, da sie im Vergleich zum Vorgänger tatsächlich eine bemerkenswerte Steigerung darstellt, doch ich brauchte nach dem Entstehungsprozess auch erst einmal einen gewissen Abstand. Wir haben uns diesmal auch weitaus mehr Zeit gelassen mit dem Songwriting, haben viel ausprobiert und richtig fokussiert an den Songs gearbeitet, worin meine Distanz sicherlich begründet ist.

Ich habe allerdings auch einige Stimmen gehört die bemängelten, dass der Sound auf „Conqueror’s…“ im Vergleich zum Vorgänger Einigen etwas zu glattgebügelt und clean ist…

Was ist total witzig finde, denn die Aufnahmetechnik und das Studio waren exakt die gleichen, wie bei „The revenant king“ und insofern ist diese Kritik schwer nachzuvollziehen. Aber wer meckert, ist gesund (lacht). Wichtig für uns bei den Aufnahmen ist es immer, die Sachen in einem Take einzuspielen, um somit die Spontanität beizubehalten und unseren selbst gesteckten Zielen gerecht zu werden. Es gibt keinerlei Korrekturen beim Gesang, keine aufgemotzten Gitarren, es ist rau, wild und unverfälscht. Der einzige Unterschied ist vielleicht, dass das Gesangs-Mikrofon ein anderes war und wir die Aufnahme-Mikros anders positioniert hatten. Deswegen finde ich solche Reaktionen wie „Meine Fresse, die erste Scheibe war aber viel heavier“ absolut amüsant, da wir wirklich nichts verändert haben. Aber damit muss man bei einem neuen Album wohl oder übel leben und klarkommen.

Ich hatte lediglich beim ersten Album das Problem, das mir die Gitarren ein wenig zu…wie soll ich das sagen…Squishy waren und nicht so bissen, wie ich es gerne gehabt hätte. Der Bass war ein wenig zu fuzzy, doch das haben wir auf diesem Album anders gehandhabt. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden…wie auch der Rest der Band. Vielleicht werden wir beim dritten Album etwas beim Mastering ändern, denn zuweilen finde ich das Album etwas…äääh…zu laut. Darf man das als Heavy Metal Sänger überhaupt sagen? Hahaha…

Wie kommt Euer lyrisches Konzept zustande? Heutzutage versteifen sich ja viele Bands auf tagaktuelle Themen, Umwelt, Politik und Ähnliches. Ihr hingegen frönt den Rittern, Drachen, epischen Schlachten, quasi den altvorderen Themen, was ich persönlich sehr erfrischend finde.

Fantasy Texte und Heavy Metal passten schon immer zusammen und sind just auch wieder stark im Kommen, also muss ich Dir da ein wenig widersprechen. Viele der Bands, die wir persönlich mögen und momentan auch hören, vermischen diese Art der Texte mit ihrer Musik und von daher sind wir nicht besonders originell (lacht).

Ist es denn für Dich schwierig, immer wieder neue Themen aus diesem Bereich zu finden?

Es fällt einem generell immer leichter über etwas zu schreiben, mit dem man sich intensiv beschäftigt und ich stehe voll in diesem Thema. Ich liebe alte Fantasy Filme, Videospiele, allerdings auch aus dem Science-Fiction Bereich und habe viel Brett- und Rollenspiele wie „Dungeons and dragons“ gespielt. Auch mein Freundeskreis war da stark mit von der Partie und von daher fällt mir diese Thematik einfach zu. Ich könnte niemals politische Texte schreiben, weil mich dieses Thema einfach ums Verrecken nicht interessiert.

Bist Du eigentlich Kiss-Fan?

Hahaha, ich ahnte es…

Salt city“ jedenfalls klingt am Anfang wie „Detroit rock city“ und ist für mich einer der geilsten Songs auf dem Album…

Für mich persönlich sind Kiss eine Band, die ich Song für Song kenne und schätzen gelernt habe, doch als Fan würde ich mich persönlich nicht unbedingt bezeichnen. „Detroit Rock city“ ist aber ein bärenstarkes Stück, doch, wie gesagt, ich bin da nicht so der Enthusiast, wie es der Rest der Band definitiv ist. Klar sind wir beim Schreiben von „Salt city“ unweigerlich auf dieses Thema zu sprechen gekommen, doch für mich sind da auch viele Einflüsse von Bands wie UFO, Thin Lizzy oder den frühen Scorpions erkennbar, die ich seit je her abgöttisch liebe.

Ich bin auf jeden Fall ein großer Fan dieses Songs…

Das finde ich total geil und lustig, denn hier gibt es tatsächlich nur zwei Kategorien an Leuten: entweder lieben alle den Song, oder sie verteufeln und hassen ihn total…etwas dazwischen gibt es nicht. In einigen Reviews wurde geschrieben: „Hey, das Album ist definitiv ein Anwärter auf die Top-Position im Jahrespoll…doch Salt city ist fuckin‘ garbage“, hahaha. Terrible Bullshit und was weiß ich, was da noch alles ausgeschüttet wurde. Wir hatten ehrlich gesagt auch lange überlegt, ob wir den Song überhaupt auf das Album packen, denn er ist schon etwas aus dem Rahmen fallend, doch Metal Blade war begeistert und bestand darauf, „Salt city“ mit ins Programm aufzunehmen.

Wie fühlt es sich eigentlich an, als junge Band Teil der weltweiten Metal Blade Familie zu sein, die ja nun schon seit 37 Jahren existiert und legendäre Bands hervorgebracht hat?

Wenn man auf dem gleichen Label beheimatet ist wie Omen, Cirith Ungol oder HallowsEve ist das schon eine Ehre, denn wir haben alle die Platten solch überragenden Gruppen gesammelt und hören diese auch heute noch rauf und runter. Wir sind auf jeden Fall glücklich und stolz, in diesen illustren Kreis aufgenommen worden zu sein.

Heutzutage hören viele der heranwachsenden Hard Rock und Metal-Fans solche Truppen wie Five Finger Death Punch, Slipknot, Avenged Sevenfold oder wie dieser ganze Kirmes Metal heißt. Ist es für Dich persönlich ein schönes Gefühl, wenn man erkennt, dass die Traditionalisten wie Ihr oder Night Demon wieder voll im Kommen sind und von Kritikern wie auch Fans abgefeiert werden?

Waren die denn jemals weg? Auch in den so viel gescholtenen Neunzigern gab es haufenweise großartige Bands, die die Flagge des Heavy Metal ganz weit oben gehalten haben. Es gab Bands wie Skullview, Twisted Tower dire, die den Spirit immer in sich trugen und unserer Musik einen richtigen Kick versetzt haben. Um die Jahrtausendwende war zwar viel Back und Death Metal angesagt, doch der waschechte Heavy Metal war immer da und quicklebendig. Deswegen hasse ich auch diese NWOTHM (New wave of traditional HM) Bewegung, denn es ist keine neue Welle, sondern eine, die über die Jahre Fahrt aufgenommen hat, um umso brachialer über uns hereinzubrechen. Von daher freue ich mich, dass wir mit Visigoth auf einem mehr als guten Weg sind.

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