ALLES WAS WIR VERMITTELN IST NEGATIVITÄT!
Gerne spricht man bei Bands, die sich aus unterschiedlich erfolgreichen Musikern zusammensetzen, von „Supergroups“. Gleiches könnte man durchaus auch auf Sinsaenum anwenden, denn mit Joey Jordison (ex-Slipknot), Attila Csihar (Mayhem), Stephane Buriez (Loudblast), Seas Zatorsky (ex-Chimaira / Daath), dem noch etwas unbekannteren Heimoth (Seth) und natürlich dem kompositorischen Oberhaupt Frederic Leclercq (Dragonforce) haben sich 6 grandiose Hartwurst-Virtuosen an einen Tisch gesetzt, eine Band aus der Taufe gehoben und innerhalb von 2 Jahren reichlich Zeugs veröffentlicht, wobei das Debütalbum „Echoes of the tortured“ immer noch eine absoluten Kante ist. Allerdings gab es bislang noch nicht allzu viele Gelegenheiten, diese tollen Todesblei Bretter auch einmal live zu erleben, was nun allerdings ebenfalls mit einem Haken versehen werden kann.
Ab dem Tag der deutschen Einheit, in Zahlen der 03.10.2018, gehen Sinsaenum nun endlich mal auf Tour, werden dabei sieben deutschsprachige Clubs verzaubern, haben mit den Dänischen Thrash Heroen von Hatesphere und den aufstrebenden Deathern von Critical Mess, bei denen ex-Cripper Bardin Britta „Elchkuh“ Görtz die Stimmbänder schwingt und werden ohne jeglichen Zweifel für eine Begeisterung sorgen. Ich packte die Gelegenheit natürlich sofort beim Schopfe und schnappte mir Monsieur Leclercq zu einen kleinen Plausch…
Fred, es ist mir ein außerordentliches Vergnügen mit Dir zu sprechen, wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass Deine Zeit aufgrund Deiner Arbeit mit Dragonforce und nun Sinsaenum, mit denen Du in lediglich 2 Jahren 3 EPs und 2 Alben veröffentlicht hast, doch ziemlich begrenzt sein dürfte. Bist Du so ein Workaholic?
Ich betrachte Musik nicht wirklich als "Arbeit". Die ganzen Begleiterscheinungen drumherum kommen dem Begriff „Arbeit“ sicherlich näher, machen auch nicht immer Spaß und bedeuten zuweilen auch eine Menge Stress. Aber die Musik an sich, spielen, komponieren, ist definitiv keine Arbeit, sondern eine Notwendigkeit für mich. Es würde sonst auch nicht funktionieren. Ich liebe es einfach, Mucke zu machen und von daher ist es vollkommen ok, viel zu arbeiten und die Bedürfnisse aller zu stillen. Es ist quasi so, als wenn man viel arbeitet, alles spart, damit man sich Spiele kaufen kann, um dann nicht arbeiten zu müssen. Ergibt das irgendeinen Sinn? Wenn nicht, sieh es mir nach…ich bin gerade aufgewacht und brauche erstmal einen Kaffee, hahaha.
Da befindest Du Dich ja in bester Gesellschaft mit meiner Freundin. Letztes Jahr hast Du mit Dragonforce "Reaching into infinity" veröffentlicht und lediglich ein Jahr später "Repulsion for humanity" mit eben Sinsaenum. Zwei Alben, die unterschiedlicher in Musik und Stil nicht hätten sein können. Wo liegt momentan Deine Priorität?
Ich habe die meisten Alben geschrieben und sie repräsentieren verschiedene Aspekte meiner Persönlichkeit. Von daher gibt es keinerlei Prioritäten. Du würdest ja auch Eltern, die 2017 ein Mädchen und 2018 einen Jungen bekommen haben nicht fragen, wer von beiden Priorität besitz, oder? (lacht) Ich will damit sagen, dass ich glücklich darüber bin, mich in zwei völlig unterschiedlichen Bands und Musikstilen ausdrücken und verwirklichen kann, denn ich möchte niemals in nur einer Musik steckenbleiben. Wenn Du mich allerdings fragst, welchen Stil ich bevorzuge, würden ich Dir Death Metal sagen, wobei die letzten beiden Dragonforce Alben auch nicht mehr der typische Power Metal von früher war.
Bevor wir uns ausschließlich Sinsaenum widmen muss ich natürlich auf Deine letzte Antwort nochmal eingehen und diesbezüglich fragen, wer denn für die Idee verantwortlich war, auf dem letzten Dragonforce Album den Klassiker „Evil dead“ von Death zu covern? Quasi eine Brücke zwischen D-force und Sinsaenum…
Na was glaubst Du denn? (lacht) Erstens ist „Evildead“ mein absoluter Lieblings-Horrorfilm und Death Metal mein bevorzugtes Genre im Heavy Metal, also ist diese Coverversion eine logische Konsequenz und macht Sinn. Sam und Herman (die beiden D-Force Gitarristen) mögen Death, die Band, ebenfalls sehr, wobei Sam „Spiritual healing“ bevorzugt, Herman die etwas progressiveren Sachen wie „Symbolic“ und „Individual thought patterns“. Ich liebe „Leprosy“ und dennoch wählte ich „Evil dead“, auch weil es der erste Song war, den ich jemals von Death zu Gehör bekam.
Zurück zum Tagesgeschäft und Sinsaenum. Handelt es sich hierbei um eine Band oder doch nur ein Projekt? Du hast mit Musikern wie Attila oder Joey zwei viel beschäftigte Musiker mit an Bord und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es nicht unbedingt leicht ist, alles unter einen Hut zu bekommen, oder?
Das hängt natürlich auch davon ab, wie Deine persönliche Definition einer Band ist. Ich denke, eine Band ist eine Gruppe von Leuten, die gemeinsam ein Projekt haben und innerhalb diesem auch zusammenhalten, richtig? Nun…Sinsaenum ist definitiv eine Band und kein Projekt und auch wenn wir alle in irgendwelchen anderen Bands unserer Beschäftigung nachgehen, kam Sinsaenum zwar danach, doch das spielt absolut keine Rolle, da wir alles für die Band geben, was wir an Einsatz und Power haben. Dennoch vergessen wir natürlich nicht unsere anderen bands und würden auch nicht alles stehen und liegenlassen, nur um Sinsaenum zu machen.
Worin lag Deine Motivation die Band ins Leben zu rufen und war es schwierig, dafür geeignete Mitstreiter zu finden? Ist denn die jetzige Besetzung nahe dran an Deiner Wunschvorstellung?
Ich habe den Death Metal im Jahr 1992 für mich entdeckt und bin seitdem dabei. Leider hatte ich nie die Chance, selbst ein Album in dieser Richtung zu machen, schrieb aber immer wieder Songs und dachte, dass sie irgendeines Tages veröffentlicht werden und rauskommen würden. Als ich dann später on the road war, traf ich eine Menge toller Musiker, die ebenso zu Freunden wurden und exakt das war es, was ich immer wollte: Mit Freunden Musik machen. Stephane habe ich 1995 kennengelernt, als meine alte Band für Loudblast einige Konzerte eröffnete. Joey lernte ich kennen, als wir mit Dragonforce für einige Konzerte den Opener für Slipnknot machten und mit ihnen tourten. Gleiches gilt für Sean, Attila, Heimoth…alles Leute die ich traf und lange mit ihnen in Verbindung blieb. Genügend Lieder hatte ich ja, ich fragte all diese Freunde, sie sagten ja und hier sind wir! Ja, ich denke, es ist ein verdammt gutes Line Up!
Was stößt Dich an der Menschheit ab? („Repulsion for humanity“)
Lies einfach die Lyrics zum Song, der gibt Dir einen deutlichen Hinweis (grinst).
Lyrics zu "Repulsion for humanity"
Hatred, that's all you left me with
Nothing but pure disgust for you all!
This product of this generation
Engulfed in ridicule
Bogged down in PC shit!
Worthless morality is your obsession, truth be told
Who gives a fuck about your message?
You make me sick and stronger
It's growing day by day
True hate, grinding teeth
And clenched fists
It's crawling through my skin
The madness growing stronger
I can't see, I can't breathe
I'm slowly suffocating
Get away from me
Get away from me!
Repulsion for humanity
Scorn beyond the breaking point
You're the bane of my existence
The more I see, the more I reject this world
I just can't stand it anymore!
Erupting violence inside
I don't belong to your kind
That's why I chose to follow
No one elses road but my own!
Deformed and repelled
From the normal!
It's crawling through my skin
The madness growing stronger
I can't see, I can't breathe
I'm slowly suffocating
Get away from me
Get away from me!
What you are is making me sick
Get away from me
Get away from me!
Repulsion for humanity
Get the fuck out of my way
I'll run this through you
Nothing can save you now
Get down on your knees
Euer Album "Repulsion for Humanity" ist meiner Meinung nach ein wenig anders als das Debüt "Echoes of the tortured". Ein wenig differenzierter und nicht so rasend schnell wie das Debüt. Wo siehst Du persönlich die Hauptunterschiede zwischen beiden Alben?
Ich denke, es ist weniger nach einem bestimmten Schema entstanden wie beispielsweise „Echoes“. „Echoes“ sollte DAS perfekte Death Metal Album für mich persönlich werden, indem ich die Codes des Genres respektierte. Ich wollte einfach ein Album schaffen, welches ich mir persönlich ebenfalls kaufen und ins Regal stellen würde und ich vorher nie gefunden habe. Quasi eine Kombination aus allen bands, mit denen ich aufgewachsen bin und ich denke, das habe ich tatsächlich geschafft. Natürlich maße ich mir nicht an zu behaupten, dass dies ein Album für Jedermann sei, doch für mein Anspruch ist es exakt das geworden, was ich machen wollte.
Bei „Repulsion“ hatte ich keinerlei Druck und es gab keine Regeln und auch wenn ich weiterhin die bereits angesprochenen Codes respektierte, ich hatte keinerlei Grenzen und diesmal konnte auch jedes Bandmitglied sich einbringen, so dass das Album quasi eine eigene Bandidentität hat. Es war eine sehr positive Entwicklung…wobei „positiv“ ein sehr lustiges Wort hier ist, denn alles was wir vermitteln, ist Negativität! (lacht)
Jetzt also die erste komplette Tour mit Sinsaenum in weitaus kleineren Clubs, die Joey und Du normalerweise gewohnt seid. Wie groß ist die Vorfreude?
Wir wollen einfach rausgehen und unsere Songs spielen. Sicher, die Clubs sind kleiner und es ist Death Metal, von dem wir sprechen, also ist es nicht für jeden. Wir wissen, es ist Underground und ist halt nicht jedermanns Geschmack, doch wir wollen keine Hipster oder Poser anlocken. Es wird pissed off, heftig und schmutzig…ich freu mich drauf.
Dazu habt mit Hatesphere und Critical mess zwei richtig fette Supportband mit am Start. Hattet Ihr da ein Wörtchen mitzureden oder war das eher ein Zufall?
Beides sind richtig exzellente Bands und als wir mit unserer Booking Agentur „Dragon Productions“ aus Deutschland zusammensaßen und versuchten, die perfekten Bands für diese Tour zu verpflichten, stießen wir auf diese beiden und sind mehr als zufrieden mit der Auswahl. Ich denke, es handelt sich hier um ein richtig heftiges Killerpackage.
Was können die Fans bei den Shows erwarten?
Intensität, pure Aggression…und natürlich DEATH FUCKIN‘ METAL!!!
TOURDATEN
03.10.2018 - Hamburg @ Knust
04.10.2018 - Hannover @ Musikzentrum
05.10.2018 - Berlin @ Lido
09.10.2018 - München @ Backstage
11.10.2018 - Wien (A) @ Szene
12.10.2018 - Zug (CH) @ Galvanik
17.10.2018 - Stuttgart @ Club Cann