Also für die Breaks kannst Du mir gerne die Schuld in die Schuhe schieben
Seit Jahren begeistert die Recklinghauser Todesbleimaschine mit fulminanten Auftritten und einer daraus resultierenden Fanschar, die vor Begeisterung die Nackenmuskeln einölten als bekannt wurde, dass Sabiendas mit "Column of skulls" endlich ihr zweites Album unters Volk bringen würden. Ziemlich früh bemustert freute ich mich über großartige Songs, die in keinster Weise dem von mir so verehrten amerikanischen Sound nachsteht und sogar an manchen Stellen Bands wie Hate Eternal oder Morbid Angel zeigt, wo Bartel den Most herholt. Also...zusammengehockt und entspannt losgeplaudert...
Wir treffen uns heute in den heiligen Hallen des Dresdner Skullcrusher im Rahmen des „Metalfestival gegen Kinderkrebs“. Eine mehr als lohnens- und unterstützenswerte Geschichte…
Alex: Das war sofort klar, dass wir da mitmachen und die ganze Sache dementsprechend supporten…
Jan: Mal abgesehen vom Hintergrund ist es für uns als Band natürlich auch eine super Sache, hier und heute zu spielen. Wir haben wohl bei unserem Gastspiel in Berlin beim Stromgitarrenfest bei den hiesigen Entscheidungsträgern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist total schön hier da man sofort merkt, was hier für Leute am Werkeln sind. Das sind Metaller durch und durch…
Alex: Wir liegen hier gedanklich und vor allem musikalisch voll auf einer Wellenlänge, was uns den Aufenthalt natürlich noch angenehmer macht…
F.T.: Klar ist das hier und heute volle Kanne Heavy Metal, doch der Aspekt der Wohltätigkeit macht die ganze Geschichte noch besonderer. Wir freuen uns jedenfalls sehr darüber, ein Teil dieser Veranstaltung zu sein.
Wenn wir schon beim Thema „live“ sind…ich frage mich allen Ernstes, wo Ihr bei Euren unzähligen Liveaktivitäten auch noch die Zeit gefunden habt, Euer neues Album "Column of skulls" einzutrümmern?
Alex: Na zwischendurch halt (Gelächter). Wir proben ja auch regelmäßig und machen das nicht wie manch andere Band, die sich dann für ein halbes Jahr im Proberaum verschanzt, sämtliche Liveaktivitäten auf Eis legt, um sich voll auf ein neues Album zu konzentrieren. Wir sind eine Liveband und darauf verzichten wir nicht.
Jan: Wir haben direkt nach "Restored to life" mit dem Songwriting für das neue Album begonnen und diese dann im normalen Probebetrieb fertiggestellt. Ok, wir haben uns dann auch im Frühjahr eine 3 monatige Auszeit von der Livefront gegönnt, um das Album einzuspielen, zu mixen…
F.T.: Das war doch länger, oder?
Jan: Kann auch sein, aber diese Zeit haben wir einfach benötigt, um die Scheibe fachgerecht umzusetzen, um im Endeffekt auch ein vernünftiges Endprodukt abzuliefern. Eine Underground Band, wie wir halt noch eine sind, kann es sich einfach nicht erlauben, einfach mal ein oder eineinhalb Jahre Pause zu machen, um ein Album zu schreiben.
F.T.: Wir hatten ja auch keinen Druck, in irgendeiner gearteten Form unbedingt ein neues Album veröffentlichen zu müssen. Wir haben das alte Album promotet und halt nebenbei an neuen Sachen gearbeitet…bis dann die Zeit reif war, einen neuen Meilenstein zu setzen. Damit dokumentieren wir ja auch, wie weit die Band in der Zeit gekommen ist.
Dafür, dass Ihr Euch nicht die besagte Zeit zum Komponieren genommen habt, sondern alles im Probebetrieb habt entstehen lassen, klingt das neue Material sehr ausgereift, abwechslungsreich und keineswegs aus dem Bauch heraus…
Alex: Das „Restored…“ Material stammte ja hauptsächlich von mir. Christian kam ja erst später dazu und hatte jetzt natürlich die Möglichkeit, seinen Touch mit einzubringen.
Jan: Sogar einige Texte stammen von Alex und wir hatten ja noch Songs für das Album neu eingespielt, die wir schon auf der EP hatten, die wir alle geil fanden und dementsprechend mit einen neuen Gitarristen und mir als neuen Sänger ebenfalls nicht unter den Teppich kehren wollten. „Column…“ ist nun das Ergebnis einer Band, die ihr Line-Up gefunden hat und die alle ihre Einflüsse haben mit einfließen lassen. „Worse than death“ ist beispielsweise direkt nach der „Restored…“ entstanden, stammte noch von Alex und wurde dann kontinuierlich ausgebaut und erweitert bis er dann so war, wie wir ihn nun auf die neue Scheibe gepackt haben. Wenn Du beispielsweise „The castle“ hörst merkst du den großen Sprung, den Alex im Songwriting gemacht hat.
F.T.: Mit dem Songwriting habe ich ja am wenigsten zu tun und von daher kann ich quasi als „Außenstehender“ sagen, dass die Riffs von Alex und Christian nicht Schema F sind, sondern sie sich beide den Freiraum nehmen, auch mal ein wenig zu experimentieren und die teilweise ungewöhnlichen Ideen weiter zu entwickeln. Manche Sachen kommen einem vielleicht anfangs etwas merkwürdig vor, werden dann aber gemeinsam mit der Band rund gemacht.
Alex: Wir fangen einen neuen Song an, experimentieren etwas herum und schauen, was dabei rauskommt. Wir komponieren eigentlich ganz klassisch. Man hat zwar ein paar Ideen, doch schlussendlich sitzen wir dann doch alle zusammen im Proberaum und arbeiten gemeinsam.
Ich musste gerade etwas schmunzeln, als ich Eure Klamotten sah. Ein Morbid Angel Shirt, ein Backpatch und nen Pulli. In meinem Review zog ich diverse Parallelen zu besagter Band und deren „Covenant“ Album. Scheint ja zu passen…
Alex: Ähhhm…naja…
Zuviel?
Alex: (etwas verlegen) Nö…(Gelächter) Ich liebe Morbid Angel und für mich persönlich ist es immer noch eine der besten oldschool Death Metal Bands aller Zeiten.
Ich meinte damit auch eher, dass Ihr ziemlich abwechslungsreich auf dem Album seid, wobei ich ja in meinem Schlusswort schrieb „Manchmal allerdings versucht die Band ein klein wenig zu viel Schnickedöns einfließen zu lassen, was das Fazit „weniger wäre zuweilen mehr gewesen“ durchaus rechtfertigt…“
Jan: Und genau DA wollten wir Dich fragen, was Du damit genau meinst?
Es gibt für mich auf dem Album zeitweise zu viele Tempiwechsel und Parts, wo ich dann einfach kurz abgeschaltet habe…
Alex: Aber Tempiwechsel waren schon immer ein Markenzeichen von Sabiendas…
Das ist jetzt auch nicht despektierlich gemeint. Vielmehr brauchte ich bei 2-3 Songs einfach eine gewisse Anlaufzeit, um mit ihnen warm zu werden…
Alex: Also für die Breaks kannst Du mir gerne die Schuld in die Schuhe schieben, hahaha. Ich bin diese Breaktype…Wir haben auch Songs, die einfach so durchlaufen, die aber dann mehr auf Christians Mist gewachsen sind. „The castle“ zum Beispiel…
Es war ja trotzdem eine 8,8 und ein wenig Luft nach oben zum nächsten Album muss ja auch sein…
Jan: Ach…mit ner 8,8 kann ich durchaus leben (lacht).
Alex: Du hast ja auch schon in Deiner Einleitung punkten können.
Jan: O.K., wir hatten beim Komponieren im Proberaum zuweilen schon mal den Punkt wo wir sagen mussten: Hey, das ist nicht mehr Sabiendas. Auf der anderen Seite gucken wir schon, dass wir uns irgendwie von der Masse abheben.
Alex: Manchmal haue ich auch einfach ein thrashiges Riff raus, denn Death Metal darf durchaus auch mal eine deftige Thrash Note haben. Wenn das alles rund wird, darf da rein was will (lacht). Alles darf, nichts muss. Das wollte ich schon immer so.
Jan: Wir haben kein Schema F, sondern machen einfach drauf los und schauen, ob der Song oder die Ideen im Endeffekt zu uns passen oder halt nicht. Wir sind ja nun auch keine 20 mehr…
21
(Gelächter) Jan: Genau. Wir sind halt mit dem ganzen Oldschool Kram wie eben auch Morbid Angel aufgewachsen und von daher haben wir auch diesen Einschlag. Das sind unsere prägenden Einflüsse…
Alex: Das ist in unserem Blut, dass wollten wir immer machen…
Jan: Wir wollten auch nie das Rad neu erfinden. Du wirst immer Einflüsse raushören, weil es halt welche für uns sind.
Alex: Ich höre zuhause auch klassische Musik…
Klassische Morbid Angel…
(Gelächter) Alex: Genau! Klassischen Death Metal. Nein, ich bin offen für alles und lasse mich auch gerne davon inspirieren.
Was mich in letzter Zeit etwas stört ist die gängige Praxis seitens der Promoter und Plattenfirmen, ein Album bereits Monate vorher an die jeweiligen Pressevertreter rauszuhauen um sich danach zu beschweren, dass ein Review zu früh online gehen würde. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs hatte ich bereits Eure neue Scheibe, obwohl diese erst Wochen später offiziell erscheinen wird. Damit könnt Ihr sicherlich auch nicht ganz zufrieden sein, oder?
Jan: Teils teils. Es ist in der Tat recht früh, doch eigentlich stört es mich nicht unbedingt da man so die Zeit hat, genauer in die jeweilige Scheibe reinzuhören, sich mit dem Material genauer auseinandersetzen kann und wir durch die gestückelten Reviews durchaus einen Werbeeffekt für uns rausziehen können. Die Fans, die ja durchaus auf die Scheibe warten, werden dadurch noch ein wenig mehr angeheizt…
F.T.: Es sind ja auch nicht alle Schreiber so schnell wie du. Das kommt auch noch dazu…(lacht)
Für mich ist es eh gut, da ich fast Alles aus dem Hause Bret Hard Records mag…
Alex: Da habe ich sogar einige Bands hin vermittelt und dem Torsten vorgeschlagen. Necrosphere, Supreme Carnage, Pestlegion, wo ja der Toni und Christian ebenfalls mit involviert sind…
F.T.: Das hat schon irgendwie eine gewisse Eigendynamik entwickelt und die Jungs machen ihren Job da wirklich gut. Da kann man in Zukunft echt noch einiges erwarten.
Jan: Bret Hard ist ein aufsteigender Stern. Als wir damals unterschrieben, gab es zwar schon einige Bands in deren Roster, aber nichts davon stach wirklich so richtig raus…Leviathan vielleicht, aber ansonsten war da kaum was für meinen persönlichen Musikgeschmack dabei. Mittlerweile sind sehr viele gute Bands hinzugekommen, BH hat auch einige strukturelle Veränderungen vorgenommen, so dass einer weiteren positiven Entwicklung nichts mehr im Wege steht. Als ich vor ein paar Jahren auch für ein Magazin schrieb kannte FDA Rekotz beispielsweise keine Sau…sieh sie dir heute an…Ähnliches Potential sehe ich bei Bret Hard und da kann man durchaus auch später was zurückgeben wenn wir sagen: Hey, wir bleiben bei Euch, egal was kommt. Sie sind fair, zuverlässig und unterstützen uns. Was will man mehr?
Alex: Wir sind ja auch zuverlässig (Gelächter).
Jan: Es sind auch sehr kurze Dienstwege, was uns sehr entgegenkommt. Es regeln sich viele Sachen per Handschlag und von daher kommen wir damit mehr als nur klar.
Hoffentlich bleibt es auch so, denn das Business ist und bleibt ein Haifisch Becken…
Jan: Momentan ist alles gut und was die Zeit noch so bringt, werden wir sehen. Wir haben jedenfalls bislang keinerlei schlechte Erfahrungen mit Bret Hard gemacht. Sie lassen uns viele Freiheiten, quatschen uns in Nichts rein…Die erste 1.000er Auflage von „Restored…“ ist jedenfalls so gut wie weg und da können wir echt nicht meckern.
Wobei man ja nicht mehr von CD Verkäufen lebt, sondern vielmehr auf Gigs angewiesen ist. Doch da seid Ihr ja gut unterwegs…
Alex: Ich mache ja das Booking und durch meine Kontakte bei Facebook kommt da schon was zusammen.
Jan: Klar, von CD Verkäufen kann man nicht leben, aber durch die Gigs und die Merch Verkäufe langt es schon, die laufenden Kosten zu decken und zum neuen Album ne Menge neues Merch auf den Markt zu schmeißen…
Alex: Ohne das wir ins Minus gehen. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo sich Sabiendas komplett selber trägt. Und das ist ein Zustand, mit dem wir sehr zufrieden sind (grinst).
F.T.: Ein sehr erfreuliches Thema, denn selbst wenn auf unseren Gigs nicht ganz so viele Leute da sind, verkaufen wir immer eine Menge an CDs. Beim Barther waren eine Menge Leute bei uns, wir haben großartiges Feedback bekommen und wenn die Leute dann ihre Geldbörsen zücken und was kaufen wissen wir, die wollen uns als Band tatsächlich unterstützen. Wir scheinen die Leute doch tatsächlich anzusprechen (lacht).
Ich habe Euch eh als Band FÜR die Fans kennengelernt…
Alex: Wir freuen uns doch auch darüber, wenn wir nach einem Gig Autogramme schreiben dürfen, nehmen uns die Zeit für die Fans…das gehört ja auch dazu.
Jan: Es ist ein Geben und Nehmen, denn wir brauchen die Fans zur Unterstützung und die, die unsere CDs kaufen. Ohne die Leute und Fans wären wir Nichts…
Livetechnisch war ja in 2015 Euer Gig beim Metal Frenzy fast einzigartig. Das ganze Wochenende war vernünftiges Wetter. Kaum betretet Ihr die Bühne…
Alex: Blitze, Donner, Weltuntergang, hahaha. Aber die 25 Leute haben dennoch vor der Bühne gestanden…
Jan: Der Eine, der das Ticket kauft hat ein Recht darauf, eine gute Show zu sehen und da gibt es keinerlei Ausreden.
F.T. Wenn wir im Proberaum gemeinsam zocken, habe ich schon Spaß. Wenn wir dann gemeinsam auf der Bühne stehen, maximiert sich dieser nochmals. Jeder ist 100%ig bei der Sache und wenn dann noch Feedback von vorne kommt, gehe ich auf. Ich sehe uns in erster Linie als Metaller und selbst sind wir ja auch Fans. Mir geht das Herz auf, wenn den Leuten unsere Musik gefällt und dieses auch so gesagt bekommen. Das wird sich auch niemals ändern.
Alex: Ich lebe meinen Traum, so einfach ist das.
F.T. Man muss und sollte sich aber auch immer vor Augen halten, dass das nicht alles selbstverständlich ist, sondern das Ergebnis von harter Arbeit. Wenn ich auf nem Klo in einem Club unseren Aufkleber entdecke, freu ich mich total (Gelächter). Aber auch wenn nicht so viele Leute auf einem Konzert sind…die Frontrow Banger geben einem schon alles was man als Band braucht, um 100% zu geben
Jan: Ich erinnere mich an einen Gig in Tschechien, wo die wenigen Leute die da waren komplett steil gingen. Das ist mir doch auch lieber, als wenn in einer großen Halle 300 Leute mit verschränkten Armen dastehen und danach analysierend feststellen: Ja, das hat mir gut gefallen. Dann lieber die 25 die Vollgas geben (Gelächter)
Irgendwie sind wir bei all der Philosophiererei ganz vom neuen Album abgeschweift. Ich bin vom Sound total angetan. Tolle organische Drums, man hört trotz Eures derben Todesstahls ganz klar sämtliche Instrumente heraus…
Alex: Endlich so, wie wir das immer haben wollten, so, wie wir live klingen. Das war bei der ersten leider nicht ganz so.
Jan: Mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln war der Sound auf der „Restored“ schon in Ordnung, doch wir haben uns natürlich auch mit den vereinzelten Kritikpunkten auseinandergesetzt und wollten diese speziell angehen und haben dann ganz gezielt darauf hingearbeitet, den Gitarrensound, den wir auch im Proberaum haben, auf CD zu bekommen. Unser Drummer Toni hat dann alles zusammengemischt…
F.T. Der entwickelt sich eh zu einem absoluten Mastermind in solchen Dingen. Als Drummer ist er schon Weltklasse, nun auch als Produzent. Wir hatten also quasi alles selbst in der Hand und konnten so unsere Vorstellungen in die Tat umsetzen. Das ist ein riesiger Vorteil…
Jan: Toni wusste natürlich exakt, was wir wollten und wir mussten ihm nichts beschreiben, da er die Band ja aus dem Eff Eff kennt.
Wir hatten auch genügend Zeit, um verschiedene Sachen auszuprobieren, am Sound zu schrauben. Wenn man keinerlei Kosten- oder Zeitdruck hat, arbeitet es sich natürlich um ein Vielfaches einfacher.
F.T. Wir haben eine Menge Arbeit reingesteckt, brauchten aber nicht für jede Minute Studio Kohle ausgeben…
Jan: Toni hat aber dennoch so die eine und andere Nachtschicht eingelegt.
Alex: Er spielt in zwei Bands, hat einen Fulltime-Job und hat sich dennoch voll reingekniet und mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden.
F.T. Man sagt ja immer: Auf See, vor Gericht und im Tonstudio ist man in Gottes Hand (großes Gelächter). Wie viele Bands standen schon im Studio und haben das, was da aus den Boxen kam, total stark gefunden um dann live festzustellen, dass das überhaupt nicht funktioniert?
Alex: Ich mag Studioaufenthalte nicht sonderlich. Das Einspielen und alles…schön und gut, doch ich muss live spielen.
Was die super sympathische Band dann auch tat und alle Leute komplett umnietete. Album kaufen, abgehen und Sabiendas spätestens beim Headache Inside 2016 live begutachten!