NACKENBRECHER FÜR JEDE HACKFRESSE

Mit „Bowls Of Wrath“ haben die Berliner Urgesteine, welche es bereits seit 1987 in guter alter Hartwurstmanier scheppern lassen, einen ordentlichen Batzen brachialer Urgewalt zu Tage gefördert. Ein ungezähmter Death Metal Donnerhall brach auf uns herein und ein Interview in unserer hiesigen Gazette sollte nur eine Frage der Zeit sein. Hier das lang ersehnte Interview mit Marcus und Max von Postmortem

Mit „The Bowles of Wrath“ habt ihr ordentlich einen rausgehauen, wie waren in der Folge die Reaktionen auf das aktuelle Machwerk?

MAX: Prinzipiell sehr gut! Wir waren auf "nackenbrechende" Reaktionen eingestellt, denn das Ding killt! Gespannt waren wir auch, wie unsere kleinen versteckten stilistischen Neuheiten angenommen werden ;) Wir können mehr als zufrieden sein mit den Reaktionen und es geht runter wie Öl, wenn nicht nur in Reviews geschwärmt wird, sondern direkt in der Szene der Musiker einen Face to Face seine Begeisterung schildert.

MARCUS: Face to Face ist für uns persönlich eh die beste Art. Auch viele Fans haben gemerkt, dass man mit uns locker Bier trinken kann und wir völlig normal-bekloppt sind. Da trauen sich die Leute auch ehrlich zu sein und wir können uns gewiss sein, dass uns nicht Honig ums Maul geschmiert, sondern wirklich ehrlich die Meinung gesagt wird. Zur "Bowls…" haben wir bisher echt nur Lob abbekommen, auch die Reviews sprechen eine deutliche Sprache. Irgendwas scheinen wir richtig zu machen…haha!

Das aktuelle Album ist ein wahrlich wuchtiges Stück Death Metal geworden, wie ich finde mit deutlich weniger Thrash-Anteile, dafür so immens imposant und breitspurig. Interessant ist immer der ureigene Postmortem-Charme den ihr auf euren Scheiben sehr gut erhalten habt, wie oft hört ihr euch noch die alten Scheiben an und welche 5 Songs bringen euch davon noch heute um den Verstand?

MAX: Der Postmortem Charme kommt irgendwie als Basiszutat automatisch in den Topf. Das konstante LineUp, besonders in der Saitenfraktion spielt dabei sicherlich eine entscheidende Rolle. Wir schmücken unsere Live Setlist regelmäßig mit Stücken der ersten Alben und auch bei dem Jubiläums-Album "XX" huldigten wir den frühen Machwerken der Bandgeschichte. „Bleeding“, „25“, „Green River“, „Der Totmacher“ sind Songs die Alltime Faves bei uns und den Fans sind. Auch „Cannibal“ ist der perfekte Song um im Soundcheck gute Musik mit fettem Sound zu versprechen, ohne den Song erneut in der regulären Setlist zu spielen (grinst)

MARCUS: Wie bei jedem neuen POSTMORTEM-Album kommt die Frage auf, ob das nun Death oder Thrash Metal beinhaltet oder welche Zutaten mehr vertreten sind. Uns ist das völlig egal, wir komponieren die Songs so, wie es uns gefällt. Die alten Platten höre ich mir hin und wieder an, meistens eher zufällig. Da sind schon einige geile Songs dabei, die mich noch heute besonders stolz machen. Spontan fällt mir sofort "Ghost of the Warship" ein, der auch nicht mehr aus unserem Live-Set wegzudenken ist! Der Song hat den Test of Time bestanden, genauso wie "Revolution". Dieser Song ist immer ein super Abschluss und beinhaltet eigentlich alle Trademarks aus dem Hause Postmortem. Mehr Songs kenne ich nicht von uns...haha.

Ihr habt Euch erneut für das Daily Hero entschieden, in der Zusammenarbeit mit Marc Wüstenhagen, wieso eigentlich? Wie verlief die Zeit im Studio und könnt Ihr ein paar irrwitzige Anekdoten kundtun?

MARCUS: Warum sollten wir das Studio wechseln, wenn wir mit den Daily Hero Studios zufrieden sind? Klar könnten wir auch durch die Weltgeschichte fahren und eine Menge Kohle extra ausgeben, um neue Studios zu testen aber das ist für uns völlig unnötig. Unsere Vorstellungen sind nahezu deckungsgleich mit dem jeweiligen Ergebnis. Also allet jut so!

MAX: Wir sind nun schon seit Jahren sehr zufrieden mit den Daily Hero Studios und haben bereits 4 Alben dort aufgenommen und produzieren lassen. Marc Wüstenhagen trägt eine große Schippe Mitschuld, wenn’s vor Gericht mal um "Nackenbruch" geht ;). Großartiges Arbeiten! Zu den Aufnahmen von The Bowls of Wrath haben wir visuelle Eindrücke aus dem Studio zur Verfügung gestellt. Kostenfrei auf Youtube zu sehen, beinhalten die so einige Anekdoten zum Schmunzeln (lacht)

Habt ihr im Studio noch einmal komplette Ideen und Songstrukturen umgeworfen, oder waren die Songs von Beginn an passgenau?

MAX: Im Studio feilen wir eigentlich nur noch fein. Auch Marc Wüstenhagen ist daran beteiligt. Alle Songs stehen im groben und wurden bereits vorher vorproduziert, so dass wir den Grobschliff im Proberaum schon erledigen konnten.

MARCUS: Die Songs sind quasi fertig, also vom Aufbau her. An den Gitarrenspuren z.B. arbeite ich meistens noch im Studio bzw. lasse mir für die zweite Spur dann was einfallen. Meine Ideen schwirren meistens schon im Kopf umher aber spätestens, wenn ich den Rough Mix vom Schlagzeug habe, kann ich einige Passagen für mich fertig stellen. Es hat viel mit dem Zusammenspiel zu tun. Erst die fertigen Drumspuren offenbaren mir z.B. ob meine Ideen dazu auch wirklich harmonieren. Nicht immer sind die Grundideen passend und häufig werfe ich einigen "Ballast" wieder über Bord und besinne mich auf die ureigene Postmortem-Formel. Das ist hier schwierig zu erklären, muss aber so reichen…

Ihr legt immer wieder besonderen Wert auf einen schmissigen und brachialen Chorus, das ist auf der neuen und auch den älteren Scheiben köstlich zu beobachten, mitgröhlen erwünscht, na? Die Brachialität kommt so besonders fett und imposant aus den Speakern geballert! Aber welchen Stellenwert hat dies bei der Fertigstellung eines Songs.

MAX: Einen eindeutig auszumachenden Chorus scheinen wir also als wichtig anzusehen? ;) Oftmals ist es einfach auch die Veränderung im Songverlauf die wir eindeutig erzielen wollen. Für Texte und Refrain ist einzig und allein Putz zuständig. Wenn wir ein fettes Riff abliefern, geht das alles auch recht schnell! Wenn wir gemeinsam am Refrain schrauben, wird's meistens noch geiler! Es darf am Anfang ruhig gemault werden und schwer fallen. Brutalität und Eingängigkeit sind bei dem Prozess sicher an erster Stelle.

MARCUS: Ich denke auch das gehört zum typischen Postmortem-Sound dazu. Der jeweilige Chorus soll ins Ohr gehen, dem Song einen eigenen Stempel aufdrücken. Uns gefällt es einfach nicht, wenn der Chorus stumpf dem Strophen-Thema ähnelt und den jeweiligen Song somit eintönig werden lässt. Das ist sicherlich Geschmackssache aber uns bereitet das so einfach Spass und unseren Fans gefällt’s offensichtlich ebenfalls.

Für das Artwork zeigt sich wieder Sänger Putz verantwortlich, gab es verschiedene Motive die ihr in die engere Wahl gestellt hattet und mit welchem Hintergedanken habt ihr Euch gerade für dieses entschieden.

MAX: Putz hat für so was einfach ein Gespür. Er hat sich ja schon beim Textwriting thematisch in eine Richtung bewegt, die er dann mit dem Albumcover hervorragend zur Geltung bringt. Es ist auch Putz der das gesamte Artwork wie eine Tischdecke über das Album sinken lässt. Wir haben dabei zwar alle Mitspracherecht, aber meist entspringen die passenden Ideen seiner Birne. Und das ist auch gut so!

Das aktuelle Album ist bereits das siebente in der Runde, was hebt es besonders von den Vorgängern ab? Welche Ziele und Vorstellungen hattet ihr vor den Aufnahmen und konntet ihr jene umsetzen? Wie zufrieden seid ihr im Endeffekt?

MARCUS: Das ist so’ne typische „Abklapperfrage“, mit der man den Rahmen des Interviews echt sprengen kann! Wenn wir jetzt „Bowls...“ mit den Vorgängerscheiben vergleichen sollen, bedarf das echt etwas mehr Zeit! Das ist ein abendfüllendes Programm, beim Kasten Bier...ha, ha. Ich glaube, dass aktuelle Album hebt sich kurz und knapp gesagt auch durch die Produktion ab. Unser Songwriting-Prozess ist seit Jahren konstant. Also unsere Arbeitsweise. Die Songs der Platten spiegeln mitunter unsere derzeitige „Verfassung“ wieder bzw. unsere derzeitige Lust&Laune auf eine bestimmte Art von Song. Ein Beispiel, was mir dazu aus der Vergangenheit einfällt: Auf dem „Seeds...“-Album gibt es den Song „Nocturnal Prayer“. Sowas schreibt man nicht einfach so nebenbei. Das Hauptthema hatte ich schon sehr lange für mich im stillen Kämmerlein gespielt, wusste aber nie so richtig, wie ich das Ding verwursten kann. Dazu kamen noch ein paar weitere Riffs. Als ich den Jungs diesen ganzen Kram kurz vor dem damaligen Studiobesuch vorspielte, hatte mir Tilo erst auf die Sprünge geholfen und gesagt, dass die einzelnen Riffs wie Arsch auf Eimer alle zusammen passen! Max konnte sich dann im Studio sehr fix mit diesen Vorgaben anfreunden und legte auf Anhieb seine Drumparts vor bzw. spielte das perfekt ein. Erst danach entstand zum ersten Mal dieser Song! So etwas kann nur durch ein bestimmtes Feeling entstehen. Keiner von uns hatte diesen Song jemals vorher gespielt oder gehört. Nur die einzelnen Riffs und Themen waren da. Diese Arbeitsweise war für uns zwar auch sehr ungewöhnlich und neu, führte aber zum geilen Song. Putz hatte natürlich die Arschkarte gezogen, da er ja dazu noch schnell eine Gesangslinie ausarbeiten musste und natürlich auch den Text. Zum Glück hatte er diese geniale Idee „Nocturnal Prayer“ im alten Obituary-Stil einzusingen!

Aber um noch mal auf deine Frage zurück zu kommen: wir hatten speziell in Sachen Sound genaue Vorstellungen. Da sind wir sehr dicht `ran gekommen und auch sehr zufrieden. Die Songs im konkreten Fall standen –wie vorhin schon erwähnt- zu 90% fest, nur der Feinschliff ergab sich im Studio. Dennoch hatten wir den Ansatz, die Songs nicht im Vorfeld platt zu bügeln. D.h.: wir hatten den jeweiligen Song fertig geschrieben, vorproduziert und dann so gelassen. Erst im Studio haben wir uns wieder mit den jeweiligen Songs beschäftigt, in dem wir die Dinger eingespielt haben. So wollten wir vermeiden, dass die spontanen –meist besten- Ideen erhalten bleiben. In der Vergangenheit hatten wir hin und wieder den einen oder anderen Song komplett in die Tonne getreten, da wir uns damit nicht mehr anfreunden konnten bzw. der ursprüngliche Ansatz völlig verloren gegangen war.

Ein Postmortem Interview sprengt aber niemals den Rahmen :-) … aber wie schaut es eigentlich mal mit einer Tour aus? Auf Festivals seid ihr rege vertreten, hab ihr ein Lieblingsfestival auf denen ihr am liebsten jedes Jahr auftreten würdet und warum?

MARCUS: Es gibt wirklich viele geile Festivals! Unmöglich alle zu nennen, auf denen wir gerne jährlich spielen würden! Um dir nicht ganz den Spaß zu verderben, werde ich dir schnell (ohne Überlegung, also wie aus der Pistole geschossen) ein paar Festivals nennen, die mir persönlich immer Spaß machen werden: PSOA, Protzen, Chronical Moshers, Skullchrusher Dresden, RUDE, Headache, Baden in Blut, In Flammen, ...hab’ bestimmt noch viele vergessen. Ach ja, spontan auch das Summer Breeze. Habe noch kein Festival erlebt, wo ich bei leiser Hintergrundmusik auf einem blitz-blanken Edelklo kacken gehen kann. Inklusive Bierchen, Zeitung und frischen Handtüchern! Mir fehlte eigentlich nur feuchtes Klopapier... (jetzt hab’ ich bestimmt ein paar wichtige Festivals vergessen, aber wie gesagt, eine schnelle Antwort erfordert auch Verluste) Ha, Ha...

Zum Thema ausgedehnte Touren. Die machen für uns unter bestimmten Aspekten wenig Sinn. Klingt vielleicht blöde, ist aber so. Wir haben alle noch unseren jeweiligen Job (zum Teil sind wir selbständig) und unsere Familien. Mittlerweile existiert POSTMORTEM 25 Jahre! Wir haben unsere Ochsentouren hinter uns! Es kommen immer wieder Angebote ins Haus geflattert, bringen aber nichts, wenn wir drauf zahlen müssen. Ein plus/minus-Deal kann unter Umständen hinhauen, wenn es uns wirklich was bringt, ansonsten lehnen wir dann lieber dankend ab. Für einen Slot bezahlen, fällt für uns jedenfalls aus! Wenn uns jemand buchen will, kann er das gerne machen. Wir sind sehr pflegeleicht aber mit ner halben Kiste Bier und einer alten Strohmatratze lassen wir uns nicht mehr aus der Stadt locken. Wie gesagt, früher haben wir an jeder Steckdose gespielt, die frei war. Gepennt haben wir manchmal unter freiem Himmel, im Feld oder sonst wo; sind auf Touren mit unserem Bus selbst hinterher gefahren und haben das aus eigener Tasche finanziert. Sowat macht man als junge Band! Das schweißt zusammen und bringt auch viel Freude&Spaß mit sich aber wir sind schon zu lange dabei, um so etwas erneut zu machen. Ha, Ha...wenn ich jetzt an die alten Geschichten zurück denke, wird mir ganz warm ums Herz. Im Feld gepennt und auf die Kreuzung geschissen...Haha!

Seit 2008 seid ihr nun bei War Anthem zu Haus, läuft alles zu eurer Zufriedenheit und sind weitere Alben unter jenem Banner geplant? Wie kam damals der Kontrakt zustande?

MARCUS: Wir kennen uns schon sehr lange. Mit unserem Labelboss z.B. hatte ich schon Jahre vor unserem Plattenvertrag diverse Treffen und Lustigkeiten, man versteht sich halt super. Das „Constant Hate“ Album hatten wir damals komplett im Kasten und War Anthem hatten Bock, das Ding zu veröffentlichen. Das dann sogar die limitierte Brutz&Brakel-Version davon erschienen ist, wäre sicherlich bei keinem anderen Label in dieser Form machbar gewesen. Wir haben das Glück, viele Angelegenheiten selber mit zu bestimmen und somit sind wir zufrieden. Wir treffen uns immer vor einem neuen Release und besprechen die Formalitäten und Ideen. Anschließend saufen wir richtig und am nächsten Tag weiß keiner der Beteiligten mehr, was besprochen wurde...

Vor der Zeit bei War Anthem habt ihr zwei Alben bei Morbid Records veröffentlicht, besteht noch Kontakt zu den damaligen Machern. Irgendwie sind diese ja in alle Winde zerstreut. Den letzten den ich mal in Berlin getroffen habe war Kesselniete, auch schon zu lang her.

MARCUS: Man trifft sich hier und da auf irgendwelchen Festivals aber im Groben besteht kein richtiger Kontakt mehr. Morbid gibt es aber auch nicht mehr! Eigentlich ist das echt schade, wenn man bedenkt, dass die Jungs damals fast zeitgleich mit Nuclear Blast gestartet sind. Da ich sowieso schlecht Leute erkenne, renne ich bestimmt öfters an irgendwelchen alten Kollegen vorbei. Das ist aber meine persönliche „Macke“...

Die Band ist größtenteils in ihren grundlegenden Bestandteilen seit 1991 zusammen, Trommler Max hat die schwankende Position gesichert und ein neuer Auftrieb war demnach unverkennbar. Wie betrachtet ihr euren Werdegang über die letzten beiden Dekaden, welche Höhen und Tiefen waren zu durchleben?

MARCUS: Max kam 2006 zu uns. Er hat uns wirklich neuen Auftrieb gegeben, da wir eigentlich schon den Stecker gezogen hatten. Es war einfach kein Trommelknecht zu finden, mit dem man vernünftig arbeiten konnte. Naja, irgendwann hat man dann einfach keinen Bock mehr und findet sich mit der Scheiß-Situation ab. Max hatte mir dann irgendwo in einer Kneipe erneut vorgeschlagen, bei uns auszuhelfen. Wir wollten aber ein festes Mitglied haben und keinen Gastmusiker. Da Max aber seine Band First Aid nicht aufgeben wollte, sahen wir einer Zusammenarbeit sehr misstrauisch entgegen. Zum Glück haben wir das dann doch probiert und man sieht ja, Max spielt weiterhin in beiden Bands und hat zum Kompott noch ein paar Projekte nebenher.

Ich denke, der Einstieg von Max war schon ein Höhepunkt für POSTMORTEM, denn wir ergänzen uns super. Es macht einfach Spaß in dieser Konstellation! Ich genieße es z.B. während eines Konzerts diese dämliche Hackfresse hinter mir zu wissen bzw. zwischen den einzelnen Songs, durch Gesten und kurze Ansprachen Lachkrämpfe zu bekommen. Das kann ich schlecht beschreiben, wer uns etwas näher kennt, weiß eventuell was ich meine. Bei uns läuft ganz weit vorne der Spaß mit und mit Max kann man doppelt so viel lachen. Der Kerl hat einen ausgeprägten Knall und passt einfach perfekt in unsere Bandchemie.

Tiefpunkte gab es sicherlich auch aber wir blicken immer nach vorne. Der absolute Tiefpunkt war halt die Zeit, die ich schon kurz beschrieben habe, als es für uns unmöglich war, einen geeigneten Drummer zu finden. Du rennst dann als Band ziemlich orientierungslos umher und kommst einfach nicht weiter...

Ich finde den schlagkräftigen Stil eines Deathrash Mobs habt ihr von Album zu Album immer weiter gefestigt, auf „The Bowls Of Wrath“ treten die verschiedensten Facetten in Position, sogar die melodische Seite des Debut`s habt ihr wieder aufgegriffen. Ihr habt sogar ein paar doomige Parts und etwas Soprangesang eingebracht. Wie tragt ihr die Ideen zusammen, fallen Euch die Songparts und Grundriffs bei der Sitzwache in der Fäkalfabrik ein und montiert sie später im Proberaum zusammen?

MARCUS: Ja, auch dort fallen uns diese Sachen ein. ;) Musik ist eine Gefühlssache. Das Komponieren sowieso und da wir eh keine Vorgaben haben und schon immer das machen, worauf wir in diesem Augenblick Bock haben, lassen wir einfach alles aus unseren Köppen purzeln. Für die Death- und Thrash Fans war das bisher zum Glück ihre Richtung! Ha, Ha...wer weiß, was euch in den kommenden Jahren erwartet!? Melodische Seiten haben wir aber schon immer dabei! Mir fällt ehrlich gesagt kein „unmelodisches“ Album von POSTMORTEM ein. Genau diese schnell ins Ohr gehenden Melodien, ist ein weiteres Erkennungsmerkmal von uns.

Wenn jemand „The Bowls Of Wrath“ nie gehört hat, wie würdet ihr dem die beschreiben?

MARCUS: Zentral rein in die Schnauze!

Zu einem eurer grössten Einflüsse zählt ihr selbst Celtic Frost, welcher Song von CF hat euch stets am meisten imponiert und wieso?

MARCUS: Oha, da kann ich gar nicht so leicht nur einen Song nennen! Die Band ist maßgeblich (Mit)schuld an unserem Sound. Völlig spontan muss ich „Dethroned Emperor“, „The Usurper“ und „Babylon Fell“ nennen. Aber das ist in 10Sekunden schon wieder ganz anders, da ich Celtic Frost immer zu meinen Faves zählen werde und die Platten abgöttisch verehre! „Cold Lake“ zählt nicht mehr ganz dazu aber egal...ha, ha. Weiterhin ist für mich persönlich die indirekte Nachfolgeband Triptykon nahezu ähnlich wichtig! Ich liebe die Veröffentlichungen und ertappe mich immer wieder beim hören, dass ich mit meterdicker Entenpelle in der Ecke kauere und irgendwie neben der Spur bin. Das muss man als Band erstmal schaffen, den Zuhörer so zu fesseln...

Hate ist seit „Constant Hate“ ein allseits beliebtes Thema bei Postmortem, wie kam es erneut dazu dass sich ein Song auf dem Album in Stellung brachte?

MARCUS: Putz hat in seinen Texten schon immer bestimmte Schlagwörter und „Hate“ passt immer wieder gut, zu seinen Texten bzw. Textkonzepten. Schau’ dir die Gesellschaft oder die momentane globale Situation an, da kann man nur Schaum vorm Maul bekommen und hassen...

Wird es mal wieder eine Song geben mit deutschem Text, der „Totmacher“ und auch gerade die Nummern auf Screams Of Blackness wie „Treibjagd“ sind ja bis heute legendär. Spielt ihr sie noch? Wie formten sich damals die Ideen dazu?

MARCUS: „Der Totmacher“ war seit 1995 schon in unserem Proberaum unterwegs. Putz hatte ja schon immer so einen leichten Hang zu Massenmörder-Thematiken. Und das dieser Song auf deutsch dann sein sollte, war relativ schnell klar. Übrigens ist der eigentliche Totmacher Rudolph Pleil! Nicht wie immer alle denken, Fritz Haarmann. Aber da kann Putz viel mehr zu berichten, er ist der „Fachmann“ in diesem Themengebiet. Ob es wieder mal einen deutsprachigen Song von uns gibt, kann keiner sagen. Es kommt, wie es kommt. Geplant ist derzeit nichts.

„Treibjagd“ und „Gutes Gefühl“ von unserem Debut waren schon damals nur als Bonusware gedacht. Wir hatten bei Harris Johns unser erstes Album aufgenommen und erhielten kurz nach den Aufnahmen vom Berliner Senat die Info, dass wir einen Studioaufenthalt für (ich glaube) 3-5 Tage gewonnen hatten. Ha, Ha...was für ein Timing! Natürlich haben wir uns gefreut aber noch nicht genug neues Material in der Hinterhand. Zwei Songs waren schon vorproduziert, die wir dann bei dieser Session eingespielt hatten. Dummerweise hatten wir noch immer viel Studio-Zeit übrig und nahmen dann unseren Live-Zugabe-Track „Treibjagd“ auf. Der Studiobetreiber hatte aber noch immer Zeit für uns und somit setzte ich mich mit Thäle (unserem damaligen Drummer) in den Aufnahmeraum und jammten einfach drauf los. Der Text ist in Anlehnung an eine denkwürdige Geschichte eines angeblichen Schlagersängers entstanden. Putz hatte die meisten Textzeilen davon eh schon immer auf Tour vor sich hin geträllert oder nervte uns alle beim Soundcheck usw. Im Studio hatten wir bei den Aufnahmen Tränen in den Augen, weil uns immer mehr Blödsinn dazu eingefallen ist. Das Gitarrensolo spielt übrigens Tilo. Er hatte das aber viel zu schön gespielt, also mussten wir ihn beim einspielen, die Finger festhalten usw.

Wie gesagt, diese beiden Songs sind nicht wirklich ernst zu nehmen und spiegeln nur unseren damaligen Knall wieder.

Welche Songs auf der aktuellen Scheibe würdet ihr persönlich hervorheben und warum?

MAX: Jeder hat so seine eigenen Fav´s. Sicherlich haben wir nicht umsonst ein Video gedreht zu „Oops i killed again“. Aber bei mehrmaligen hören kristallisieren sich immer wieder neue Favoriten heraus. Um nun Bandintern keine Diskussion auszulösen….die ganze Platte is ne Bank!

Wie beurteilt Ihr die Situation der Szenekneipen und Klubs in Berlin. Insbesondere in den ja man kann es so sagen, Touri-Bezirken? Friedhain und PrenzlBerg? Wie hat sich die Lage aus eurer Sicht in den letzten 1-2 Jahren verändert. Auch für Euch mit dem Brutz und Brakel. Ist es den Nachbarn wiedermal zu laut ist der Abend schnell versaut?

MARCUS: Ach, scheiß wat auf angebliche Touribezirke. Stört mich nicht weiter, es kann jeder ins BRUTZ & BRAKEL kommen. Hauptsache er hat Durscht und verträgt sich mit unseren Gästen. Die Nachbarn sind halt immer und überall und einen Vollpfosten gibt es in fast jedem Haus. Wir haben erneut eines dieser Exemplare bei uns zu wohnen. Der bettelt förmlich um Ärger und ich denke, wenn das so bleibt und er unsere Gäste weiter massiv angeht, wird er bestimmt mal über’n Zaun fliegen...

Ansonsten finde ich in Berlin die sogenannten Szenekneipen super. Außerdem hat Berlin zum Glück noch ein paar (Alt)berliner Eckkneipen, da kann man ebenfalls schön Spaß haben. Es wird immer Veränderungen geben, es nützt nix, wir müssen alle daraus das Beste machen. Mich wundert es nur, dass viele Leute immer nach sogenannten Szenekneipen rufen bzw. lechzen und dann aber trotzdem lieber zuhause bleiben. Genau die sind dann aber auch diejenigen, welche am lautesten maulen, wenn mal zu ist! Auch hier gilt: Support Your Pub!

Im Hintergrund des Brutz und Brakel Metalpubs organisiert ihr das Stromgitarrenfest, dieses hat sich von Jahr zu Jahr zu einem mehr als wichtigen Indoor Festival in Berlin entwickelt, 2014 war es sogar ausverkauft. Was ist das Besondere daran und welche Bands hatten Euch selbst völlig aus dem Häuschen gekegelt? Welche neue Location wird es dafür geben, nachdem Hof23 dicht gemacht hat. Schon spruchreifes Lineup auf dem Lederlappen in Position?

MARCUS: Ja, das Festival ist in aller Munde und hat den Ruf für viel Spaß, faire Preise und eine gute Bandauswahl. Uns ist es wichtig auch Undergroundbands zu pushen. Daher wird es immer diese Mischung geben. 2015 mussten wir jedoch leider absagen! Das Billing war eigentlich fest, nur die neuen Betreiber des H.O.F.23 haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es ist wirklich eine Schande, dass diese geile Location jetzt nahezu leer steht und kaum etwas damit gemacht wird. An den Wochenenden steht das Ding komplett leer und geschlossen da. Nix mehr mit Kultur! Es ist zum KOTZEN! Wenn ich mir überlege, wie viele Firmen, Hotels, Pensionen usw. alleine vom Stromgitarrenfest Nutzen ziehen konnten, könnte ich vor Wut in eine Tischkante beißen. Diese Location war schon zu alten Zonenzeiten fürKonzerte bekannt und es war uns ein Bedürfnis genau da das BRUTZ & BRAKEL „Stromgitarrenfest“ zu etablieren. Weiterhin hatten wir mit POSTMORTEM dort auch regelmäßig zum Jahresende eine Killershow nach der nächsten gespielt. 2015 musste das alles pausieren!

Für das Stromgitarrenfest sind wir noch immer auf der Suche nach einem würdigen Nachfolgeort. Es gibt viele Angebote und Ideen aber so richtig konnten wir noch nichts finden, was auch wirklich cool ist. Unser Konzept muss so bleiben wie bisher und daher haben wir gewisse Ausschlusskriterien. Wir bleiben am Ball!

So Freunde der gepflegten Tanzmusike, machts jut und der Winkewinke-Part geht an Euch, ich danke Euch und „In Metal We Trust“! Prost!

MARCUS: Danke für das Interview und deine Geduld! ;) Danke und Gruß an die Fans da draußen: es macht uns ordentlich stolz, zu sehen, wie wir Freude verbreiten. Wir sehen uns vor, auf und hinter der Bühne... oder am Tresen! Support the Underground!

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