Alben des Jahres 2023

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Als Peter Tägtgren 1997 mit Pain neben seinem Hauptwerwerb Hypocrisy eine völlig neue Combo aus dem Boden stampfte, die dann auch noch musikalisch in eine gänzlich entgegengesetzte Richtung wie das Schwedische Todesblei-Flagschiff einschlug und bei vielen Fans der ersten Stunde den grauen Haarwuchs auslöste konnte man nichts ahnen, dass nun, fast 20 Jahre später der Gutste mit „Coming home“ den nunmehr 8. abendfüllende Longplayer auf das Volk loslassen würde und auch mit diesem locker die deutschen Charts knacken wird. Tägtgren hat eigentlich alles richtiggemacht, neue Fans rekrutiert, seinen Horizont erweitert und rein vom Kreativen her eine neue Welt geschaffen.

Als wir da das Angebot erhielten, dem Meister ein paar Fragen per eMail zukommen zu lassen, schlug unser Clemens Purzelbäume, machte einen kleinen Fragenkatalog fertig, um diesen auf den Weg in Richtung Skandinavien zu bringen…doch erstens kommt es anders und zweitens kam Peter dann persönlich in die Bundeshauptstadt, lud dort zur Audienz, die ich gerne annahm und Clemens Fragen persönlich vorzutragen. Peter war super gelaunt, wir saßen beim Mexikaner in der Sonne und Langeweile schien hier ein absolutes Fremdwort zu sein. Gut gemacht, Clemens…

Hallo Peter! Willkommen in Berlin, ich hoffe du genießt die Zeit hier in unserer Stadt?

Ja natürlich, ich kenne mich hier schon aus und war schon mehrere Male in Berlin. Immer wieder schön hier.

Danke das du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Es muss ja eine anstrengende, aber auch zugleich aufregende Zeit sein, Interviews, Promo-Events, etc. für das neue Album "Coming Home" zu führen.

Ja klar, besonders, um die anderen Meinungen der Leute über das Album zu erfahren, für welches man so eine lange Zeit im Studio war.

Es ist ja nun schon gute 5 Jahre her seit der letzten PAIN Veröffentlichung. Ist irgendetwas speziell an "Coming Home", dass es so lange gedauert hat es zu schreiben und aufzunehmen?

Nein, eigentlich nicht. Man darf in erster Linie nicht vergessen, dass zwischenzeitlich auch das
Hypocrisy Album veröffentlicht wurde und wir damit gute 3 Jahre getourt sind. Das waren immerhin gute 150 Gigs. Dann folgte darauf Lindemann, was auch um die 2 Jahre gedauert hat es fertig aufzunehmen, zu promoten etc. und naja, Zeit vergeht schneller als man denkt. Aber ich hatte schon vor Lindemann an einigen Sachen dafür geschrieben und Ideen herumliegen gehabt und als wir mit Lindemann fertig waren, begann ich sofort zurück zu Pain zu switchen. Mir war natürlich bewusst, dass wir für Lindemann keine Zeit haben werden um zu touren, weshalb ich mich dann vollständig um meine Sachen kümmern konnte, um es dann auch letztendlich heraus bringen zu können. Schließlich hatte ich ja so viele Ideen in meinen Kopf.

Ich hatte im Vorfeld leider nur 2 Tage Zeit, mich in "Coming Home" reinzuhören, finde aber, es klingt wieder mehr nach den älteren Alben wie "Nothing Remains The Same". Im Gegensatz zu dem letzten Album "You Only Live Twice" klingt es wieder etwas frecher, aber auch zugleich melancholischer. Heißt das neue Album evlt. deswegen "Coming Home"?


Könnte sein (lacht) Für mich bedeutet es vor allem wieder zurück zu meinen eigenen Sachen, zu mir selbst zu kommen. Aber natürlich kann man es damit assoziieren, vielleicht aber auch mit dem Cover. Es gibt da viele Möglichkeiten. Ich möchte es den Leuten aber selber überlassen, was für sie selbst mit "Coming Home" gemeint ist. Aber natürlich kann man darin auch das zurückkommen, zu dem alten PAIN Konzept sehen. Ich weiß es, ich schreibe Musik und es fühlte sich gut an, es "Coming Home" zu nennen.

Auf "Coming Home" hast du ja zum wiederholten Male mit Clemens "Ardek" Wijers von CARACH ANGREN für die Orchester-Parts zusammengearbeitet. Ich glaube bei LINDEMANN´s "Skills and Pills" war er auch mit von der Partie.

Ja das stimmt, für LINDEMANN haben wir das erste Mal zusammengearbeitet…

Wie kam es denn dazu, wie habt ihr euch das erste Mal kennen gelernt und wird daraus vielleicht eine längere Partnerarbeit zusammen?

Ähm naja, eigentlich fing es damit an, dass ich deren letztes Album im meinem Studio abgemischt habe. Dabei hörte ich mit Erstaunen natürlich auch seine ganzen Orchesterkompositionen. Und da ich diese parallel während den Aufnahmen zu LINDEMANN abgemischt habe, Till und ich eh überlegt hatten, wie wir es mit den ganzen Backroundorchester umsetzten wollen, musste ich nur 1 und 1 zusammenzählen. So fragte ich ihn, wo er dies aufgenommen hatte, da wir genau so jemanden für unser Projekt suchen. Daraufhin antwortete er nur, dass er alles selbst gemacht hat, da er sonst nur Filmmusik schreibt und aufnimmt, woraufhin ich ihn eben gefragt hatte, ob er mir da nicht auch aushelfen könnte, ich ihm meine Dateien sende und er damit die selbe Atmosphäre schaffen könnte.

Als er mir diese dann zurück sendete war es einfach nur "wow" und als ich später dann an dem neuem PAIN Album schrieb, hatte ich dieses Erlebnis natürlich noch im Hinterkopf. Ich habe mit ihm zusammen bei 3 bis 4 Songs dann ein ordentliches, vielleicht schon ein fast zu extremes Orchester drunter gelegt, dafür aber den Rest im normalen Industrial-Stil gelassen, damit es nicht zu langweilig wird und man beide Seiten im Gleichgewicht zu hören bekommt.

Clemens war ja nicht der einzige Gastmusiker auf "Coming Home". Joakim Brodén von SABATON hat ebenso einen gesanglichen Gastauftritt beim Song "Call Me" bekommen. War dies eine geplante Sache, oder ein Zufall, da du zeitgleich auch das neue SABATON Album "The Last Stand" aufgenommen hast?

Ähm ja, es war eigentlich nichts von beiden, es war vielmehr Zeit für eine Wiedergutmachung, da ich auch schon bei einigen Songs von den Jungs mitgesungen hatte. Nun war er also mal dran bei mir mitzumachen, aber es passte, da ihm die Songs gefielen. Ich überlegte dann zunächst, zu welchen Song würde es passen, da ich einen auswählen wollte, welcher so weit es geht weg von dem Stil von SABATON ist. Warum also nicht einer, bei dem es darum geht, über einen Aufreißer zu singen, anstatt über Krieg, wie er es sonst macht. Er lachte nur als er die Idee hörte, sang es ein, fand die Lyrics währenddessen sehr lustig und schlussendlich muss ich sagen, ist das Ergebnis doch sehr gelungen.

Aber auch selbst Joakim ist nicht der letzte Gastmusiker, es gibt da ja noch einen sehr speziellen. Dein Sohn Sebastian hat soweit ich weiß auch ein paar Drumspuren eingespielt oder?

Ja das ist er und er hat sogar das ganze Album eingespielt.

Oh okay, wie fühlt es sich denn an, mit seinen Sohn zusammen zu arbeiten?

Es ist einfach und entspannend, wir sind eh sehr eng miteinander verbunden und da er sowieso sehr oft mit im Studio ist und nachdem ich mit meinen Sachen fertig bin, für sich selber probt und am Schlagzeug übt. So fragte ich ihn eines Tages mal ob er nicht ein wenig Schlagzeug spielen kann, während ich an den neuen Sachen schreibe, damit ich ein besseres Gefühlt für Songs und Melodien bekomme. Natürlich war es für ihn kein Problem und so kam es eben zustande. Er ist dazu auch einfach ein wirklich guter Drummer, zumal er in der Zeit noch einen verletzten Arm hatte.

Dann bist du also bestimmt sehr stolz auf ihn?

Aber natürlich und als ich dann wirklich alle Song fertig hatte, spielte er diese dann auch komplett ein und gab dem ganzen somit auch einen frischen Wind, denn seine Art und Weise Schlagzeug zu spielen ist schon eine anderer. Er gehört der jüngeren Generation von Schlagzeugern an, auch wenn es stellenweise noch wie gewollt im AC/DC Stil eingespielt ist, so spielt er für sich eher den härteren, komplexeren Stil, wie den von DECAPITATED oder MESHUGGAH. Hinzu kommt dann auch noch, dass es einfach eine gute Erfahrung ist, mal etwas professionell aufzunehmen.

Wird er dann dementsprechend auch mit auf der Tour spielen?

Ja klar, ab September dann. Zumal auch unser eigentlicher Drummer David aufgrund seiner familiären Situation nicht an der Tour teilnehmen kann, da er zu Hause bleiben muss. Ich fragte meinen Sohn und für ihn war es natürlich kein Problem, also machen wir es.

Vater und Sohn also zusammen vereint auf der Bühne…wird bestimmt eine cool Sache….

Ja, vor allem nehme ich ihn lieber mit zu seiner ersten Tour, als wenn er mit irgendwelchen Leuten in einem kleinen Bus durch die Welt eiert. Auf der anderen Seite kann es auch etwas Negatives bedeuten, wenn er sieht wie es ist, wo man ist, wenn man schon gute 20 Jahre seines Lebens getourt ist und er gleich dort mitten reinplatzt. Es wird eine Erfahrung für ihn sein, für Sicherheit ist gesorgt, da ich ja ein Auge auf ihn werfen kann.

In der Vergangenheit von PAIN waren schon mehrmals so einige Gastmusiker auf diversen Alben vertreten. Gibt es da vielleicht einen, sozusagen Traumgastmusiker, mit dem du gerne zusammenarbeiten möchtest oder würdest.

Nein eigentlich nicht. Wenn ich mir es so recht überlege habe ich da vielleicht eine Idee. Du musst wissen, ich kenne viele sehr gute talentierte Musiker, mit denen ich auch eng befreundet bin. Es währe schon cool Mikkey Dee auf einen meiner Alben als Gast zu haben. Aber an sich muss man nur einen Anruf machen, um jemanden für die Drums, oder ein Solo auf der Gitarre begeistern zu können, ähnlich wie bei Alexi Laiho, welcher schon einmal ein Solo eingespielt hat. Die ganze Metalszene ist wie eine große "Inzest" Familie. Jeder kennt jeden, jeder hilft jeden. Es ist eine coole Sache.

Es gibt da draußen ja einige richtige vernarrte Death Metal Fans, welche komplett HYPOCRISY verfallen sind, aber überhaupt nichts mit PAIN oder LINDEMANN anfangen können. Als dann das neue PAIN angekündigt wurde, wurden ein paar Stimmen laut, welche behaupten, dass du HYPOCRISY links liegen lässt. Stimmt das?

Nein, natürlich nicht!!! Es war aber eben gerade die Zeit für PAIN und immer, wenn ich "zu viel" Zeit mit PAIN verbringe, dann fängt mein Kopf wieder an sich dem Death Metal hinzugeben. Und wenn ich mich hingegen zu viel im Death Metal vertiefe, dann switched mein Kopf wieder zurück. Ich brauche dieses Links und Rechts, Hin und Her, kann aber versprechen, da kommt auch wieder mehr.

Das wird die HYPOCRISY Fans bestimmt erfreuen zu hören.

Ja mit Sicherheit, kein Problem. Mann muss mich eben meine Sachen machen lassen. Es ist eben immer dasselbe Ding, wenn ich was mit
HYPOCRISY mache, schreien die PAIN Fans: "du machst ja nur noch HYPOCRISY" und andersherum. Die Leute müssen verstehen, dass ich beides brauche.

Ich bin ja ein großer Fan deiner Musik und Kreationen. Auf "Coming Home" ist mein bisheriger Lieblingssong "Natural Born Idiot". Hast du auf dem aktuellen Album auch einen persönlichen Favoriten, oder speziellen Song, mit vielleicht einen speziellen Inhalt?

Mhm, lass mich nachdenken, in Sachen speziellen Lyrics vielleicht "Pain in the Ass". Den Titel hatte ich schon als Arbeitstitel für den Song bevor es überhaupt einen Text gab. Ich dachte wie sollte ich ihn nennen und kam auf "Pain in the Ass" und man sagte mir:"heftig, dass ist großartig, lass uns dazu die Lyrics schreiben" und es wurde einfach nur verrückter. Auf der anderen Seite mag ich "Starseed" sehr, da er einfach anders ist, als dass Meiste, was ich bisher so geschrieben habe. Natürlich habe ich zuvor schon langsamere Songs geschrieben, aber der ist zusammen mit dem Orchester wirklich speziell. Diese dunkle Stimmung, gepaart mit dem positiven Inhalt, anstatt immer dieses ich töte mich selber. Man erzielt wirklich ein besseres Ergebnis wann man düstere Musik mit positiven Texten kombiniert.

Für das neue Album wurde auch eine große Tour angekündigt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man wären einer so langen Tour so manch spezielle Dinge erlebt. Gibt es da vielleicht eine spezielle Situation, oder ein Erlebnis, welches du nie vergessen wirst?

Ja, vielleicht die Sache damals in Leipzig mit dem "Absinthvorfall". So richtig kann ich mich an den genauen Moment nicht erinnern. Aber definitiv an den Tag danach, an dem ich wirklich heftige Kopfschmerzen hatte. Es passiert eben wirklich viel auf einer Tour, dass war aber das erste Mal, dass wirklich alle verletzt und verkloppt wurden. Es war an unseren Day-Off Tag und wir saßen in dieser Absinthbar und rannten leider unverhofft in die falsche Gruppe an Gästen. Deshalb schrieb ich auch diesen Song. Aber alles in allem passiert wirklich viel cooles Zeug auf Tour, man trifft viele und unterschiedliche Leute, Fans, sie erzählen dir von ihren Geschichten und Meinungen über das letzte Album, was sie mochten, oder auch nicht mochten. Dies kann man alles auch mit sich nehmen und beim nächsten Mal umsetzten.

Zum Abschluss habe ich noch 3 Fragen aus der allgemeinen Metal Welt, welche schon länger heiß diskutiert werden und niemals wohl niemals enden werden. Wie findest du den "Snare" Sound von Lars Ulrich auf dem Album "St. Anger"?

Sie klingt wie die von dem HYPOCRISY Album "Catch 22". Deshalb glaube ich hat er den eher geklaut, hahaha. Ich habe es nicht abgeschaut, mein Album kam früher heraus.

Würdest du zu einem AC/DC Konzert mit Axl Rose als Frontmann gehen?

Klares nein, ich bin da ein sehr traditioneller Fan musst du wissen. Nein wirklich nicht. Ich würde es mir nicht mal mit Brian Johnson schauen, wenn überhaupt, dann mit Bon Scott, aber das klappt leider nicht mehr.

Ist Wacken wirklich das beste Metal Festival der Welt?

Nein.

Welches ist es denn?

Ich weiß es nicht, es sind in letzter Zeit überall so viele Festivals entstanden. Für mich ist es Wacken aber wirklich nicht.

Abschließend möchte ich mich aber nochmal für deine Zeit bedanken und hoffe deine Zeit nicht verschwendet zu haben

Nein, überhaupt nicht, dafür bin ich doch hier.

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