Durchwachsen oder großartig? Unser Bericht

30.07. bis 04.08.2019 @ Wacken



Der Tag startete etwas langsam, nach den Erlebnissen und der Gefühlsachterbahn vom Vortag aber auch kein Wunder. Trotzdem schafften wir es irgendwie uns zu SUBWAY TO SALLY zu schleppen. Ungewohnt war es diese Band, hier in Wacken, mal am Tag zu erleben. Sie hatten sonst immer den Rausschmeißer Slot am letzten Tag auf der Hauptbühne. Naja, nicht desto trotz war es schön die Potsdamer mal wieder Live zu sehen. Durch einen Zufall sah ich dann noch kurz PROPHETS OF RAGE und war kurz etwas erschrocken als ich die Stimme hörte. Da standen doch tatsächlich RAGE AGAINST THE MACHINE Gitarrist Tom Morello und CYPRESS HILL Raper B-Real auf der Bühne und plötzlich machte der Name auch wieder Sinn! Das was ich sah wer sehr cool und der Platz war gut gefüllt. Hier merkt man doch wieder, dass es manchmal Sinn macht sich auch mal mit allen Bands zu beschäftigen, die auf diesem Festival spielen. Ich fand es gut und ging weiter zu URIAH HEEP. Doch wie bei SWEET und SISTERS OF MERCY war auch hier kein ran kommen mehr. Der Platz vor der Louder Stage platzte aus allen Nähten, so wie 2018 bei Otto und durch den leicht aufkommenden Wind hörte man auch nichts mehr. Schade, denn ich hatte mich so auf Lady in Black vorbereitet. Nachdem was ich im Internet danach sah aber auch die gefühlt 50000 Leute vor der Bühne. Ich denke für Band selbst war es ein Hammer Erlebnis, für mich leider nicht so.

Die Luft war heute irgendwie raus, aber ich schaffte es dann doch mich zu POWERWOLF zu schleppen und muss auch hier dasselbe sagen wie bei SABATON. Musikalisch Pop Metal aber die Show war geil. Hier stand auch wieder der Spaß im Vordergrund und die Leute feierten es. Optisch macht die Band ja durch ihre Kostüme auch was her. Zum Party machen reicht es alle mal.

Es folge die Ankündigung für 2020. Was für eine Show, meine Fresse! Also rein vom Feuer her konnte man RAMMSTEIN in die Tasche stecken. Ich habe so etwas beim Wacken noch nie gesehen. Der Trailer für 2020 wurde von einem Laser und Feuer Show eingeleitet und ließ kurz die Vermutung aufstellen, dass RAMMSTEIN und IRON MAIDEN 2020 spielen werden. Zwischen den Bühnen legte dann Matt Heafy ein Gitarrensolo mit Funkenklapfe hin. Für mich war das die Beste Show beim Wacken 2019! Diese 7 Minuten holten noch einmal eine Menge an Punkten!

Es zog mich dann aber ins Zelt zu DIAMOND HEAD. Die erste Band der alten Garde, die ich endlich sehen konnte. Das Zelt war nicht wirklich voll, dachte ich mir aber schon, wenn PARKWAY Sche....äh DRIVE parallel auf der großen Bühne spielen. DIAMOND HEAD sind echt ein Diamant unter den Bands gewesen. Musikalisch waren sie einfach Top und auch Hammer Sympathisch. Der Sound war perfekt und als dann zum Schluss auch „Am I Evil“ gespielt wurde merkte man, dass hier Fans standen. Ich selber muss auch sagen, dass ich die Band nach dieser Show noch mehr mochte als zuvor und auch die alten Songs 2019 noch überzeugen. Man konnte hier wieder gut von den alten lernen. Leider musste ich mir den Schluss von PARKWAY DRIVE auch noch antun, weil ich auf SAXON wartete. PARKWAY DRIVE bleibt für mich einfach eine Überbewertete Band die dazu noch scheiß Musik macht. Ich mag die einfach nicht aber die Wacken Jugend schon. Der Platz war knüppeldicke voll und als die Show zu Ende war, blieben wirklich nur die Älteren ( Oh Gott, ich bin 31 Jahre alt, aber kann mich dazu zählen) dort stehen. Eine der letzten NWOBHM Legenden betrat die Bühne und feierte ihren 40. Geburtstag. Die Rede ist natürlich von SAXON. Es wurde ein Best Of Set gespielt, dass mit vielen Fotos der letzten Jahrzehnte auf den Videowänden unterlegt wurden. SAXON sind Urgesteine und genau so war die Show, einfach nur Fett! Die Engländer lieferten mit ihrer Show den perfekten Festivalabschluss.

Fazit:
30 Jahre Wacken sind gelaufen und traditionell war das Jubiläum eher eine Null Nummer! Ich habe jetzt wirklich lange gebraucht, um alles zu sortieren und Pro und Contra zu finden und habe mich eher für ein Contra Jahr entschieden. Es war beim 20. und 25. Wacken schon so, dass der Headliner gefehlt hat. Klar, SLAYER haben gespielt, aber das war es dann auch schon. SABATON und PARKWAY DRIVE sind keine Headliner. Es war daher also schon nicht so cool wie letztes Jahr mit HELLOWEEN, JUDAS PRIEST, GHOST, DIMMU BORGIR usw.! Selbst der Trailer zu 2020 zeigt jetzt schon mehr Headliner Potenzial als 2019. Die Infrastruktur muss ich aber an dieser Stelle mal loben. Wacken ist nach wie vor eins, wenn nicht sogar das beste organisierte Festival (in der Größenordnung) das ich kenne. Es gibt immer was zu sehen und zu erleben, auch wenn die Bands einen gerade nicht ansprechen. Der Rummel ist auf dem gesamten Infield weniger geworden und auch so geht’s wieder mehr um die Musik. 180 Bands auf 9 Bühnen sind aber auch echt eine Hausnummer. Ich mag dieses Festival nach wie vor und werde bestimmt auch wiederkommen aber die 30 Jahre hätte man besser feiern können, finde ich. [Jano]

Der Tag begann damit, dass etliche Laute ihre Zelte abbauten und nach Hause fuhren – sie waren gekommen, um von Slayer Abschied zu nehmen und sahen nun keinen Grund mehr fürs Bleiben. Nach dem emotionalen Abschied am letzten Abend kein Wunder, da wurden vielen die Augen etwas feucht. Nach einem daher eher melancholischen Start in den Tag – an vielen Stellen auf dem Campground war Slayer zu hören – ging es dann nachmittags zu den Classic Rockern von The Vintage Caravan ins etwa halbvolle Zirkuszelt.

Die jungen Isländer traten motiviert mit viel Spielfreude auf und spielten ihren Classic Rock fast schon ein bisschen zu druckvoll in die Ohren der Zuhörer. Der Sound war leicht übersteuert, was der guten Stimmung im Publikum aber keinen Abbruch tat. Auch am letzten Tag in Wacken war es draußen eine Bombenhitze und alle wirkten ein bisschen abgekämpft, so dass der Aufenthalt im Zelt fast schon eine willkommene Erfrischung darstellte. Vielleicht wurde es auch deshalb mit der Zeit voller? Man weiß es nicht, die Musiker haben es jedenfalls verstanden das Publikum zum Bleiben zu bewegen und lieferten den (fast) perfekten Sound zu etlichen erfrischenden Bieren. Da auch Vintage Caravan nicht nur vereinzelt musikalisch, sondern ganz klar auch optisch klare Anleihen bei der Hippie-Kultur nahmen, kamen mit der Zeit Gerüchte auf, deren Soundmann wäre vielleicht high, was den etwas schrägen Mix erklären könnte. Wie dem auch sei, nach einigen Songs geht das Publikum trotz Kater und Hitze gut ab, während das Bier in Strömen fließt. Während sich das Zelt weiter füllt, wird der Sound mit der Zeit besser – oder die Bierbetankung zeigt Wirkung – während die Band in ihren besten Momenten an die großartigen Rival Sons erinnern. Diese Leistungssteigerungen spornen auch das Publikum an, das weiter aufdreht und die Band unter lautem Jubel und Applaus mit Mitklatschorgien abfeiert. Die Stimmung ist super während die Band im weiteren Verlauf punktuell bei einzelnen Riffs regelrechte Black-Sabbath-Stimmung aufkommen lässt und in anderen Momenten Erinnerungen an Kyuss wachwerden lässt. Großartige Leistung der drei jungen Isländer, Respekt!

Anschließend ging es dann zu Girlschool, die dieses Jahr bei bestem Wetter auf der Beergarden Stage auftreten konnten. Die Mädels der 1978 gegründeten Band kommen ganz offensichtlich immer noch gut an, denn der Biergarten ist proppevoll, so dass es nicht ganz einfach ist bis nach vorn durchzukommen. Die Band ist fast schon zu motiviert und gleich nach dem ersten Song gibt es eine Zwangspause, weil ein Schlagzeugfell zerfetzt wurde. Der Schaden wurde aber schnell und professionell repariert und die Show konnte weitergehen. Das überwiegend männliche Publikum geht gut mit, klatscht im Takt und feuert die Mädels und ihren Vollgas Rock’n’Roll begeistert an. Wir würden gern noch etwas bleiben, aber uns zieht es weiter zu den Prophets of Rage, den Nachfolgern von Rage Against The Machine, die praktisch nur ihren alten Sänger Zack de la Rocha nach dessen Absage gegen die beiden Rapper Chuck D von Public Enemy und B-Real von Cypress Hill eingetauscht haben. Ob dieses Konstrukt nur vorübergehend sein wird oder nicht, steht offenbar noch in den Sternen, aber eines sei gesagt: Rage Against The Machine waren roher und besser als die aktuelle Inkarnation, aber die Jungs sind auch mit der Vertretung verdammt gut! Der Meinung scheinen auch viele andere zu sein, denn wieder einmal ist das Infield fast voll und das Publikum geht von Beginn an ab als gäbe es kein Morgen. Die Band spielt extrem tight und Chuck D und B-Real gehen voll ab!

Die Metalheads im Publikum sind überraschend offen, es werden sogar vereinzelt Public-Enemy-Shirts in der Menge sichtbar. Ganz offensichtlich hat die Band die Sympathie des Publikums schnell gewinnen können! Der Sound ist druckvoll und die Botschaften sind politisch wie eh und je - und wie bei Body Count am Vortag wird massiv gegen den nicht nur in den USA erstarkten Rassismus protestiert. Die energievolle Bühnenperformance lockt schnell die ersten Crowdsurfer nach vorn und das Publikum mit einem überdurchschnittlich großen weiblichen Anteil geht zu allen Klassikern steil inkl. der kleinen Einlagen der Rapper, in denen „Power to the people“-Rufe zu erhobenen Fäusten laut werden. Überraschenderweise kommt auch das Rap-Medley aus Public-Enemy- und Cpress-Hill-Songs bei der Menge gut an: Dass die Menge zu Klassikern wie Bullet In Your Head oder Bulls On Parade abgeht ist kein Wunder, aber dass es zu Cypress Hills How I Could Just Kill A Man bzw. Insane In The Brain zu einem Circle Pit kommt und die Metalheads zu Rapeinlagen grooven wie die Wildschweine, ist schon beachtlich! Die Band hat das Publikum fest im Griff, die Fäuste fliegen immer wieder in die Luft und die Mischung aus Groove und Härtemit kompromisslosen Rap-Einlagen lockt schnell Crowdsurfer en masse in die Luft und nach vorn. Selbst beim House-Of-Pain-Tribut Jump Around, das nur kurz angespielt wird, lässt das begeisterte Publikum zu den Riffs und abgefahrenen Soli von Tom Morello die Abrissbirne kreisen. Neben den üblichen Mitklatschorgien, dem Hinhocken und Aufspringen, Mosh- und Circle Pits lässt die Menge sich vor allem beim extremen Crowdsurfen immer wieder neue akrobatische Einlagen einfallen, z.B. zwei Metalheads von denen sich einer normal auf dem Rücken liegend nach vorn tragen lässt während ein anderer aufrecht direkt auf ihm drauf steht! Aber auch zum Übersong Killing In The Name Of geht die Menge steil: Eingestimmt durch „Fight The Power“-Sprechchöre mit erhobenen Fäusten von der Bühne machen die Metalheads mit und legen den heiligen Acker in Schutt und Asche. Prophets Of Rage sind vielleicht nicht so gut wie das Original, aber dennoch waren die Jungs am Samstag der heimliche Headliner!

Powerwolf haben offensichtlich später am Abend ihr Publikum gefunden und überzeugt, genau wie Saxon und Rage gut abgeliefert haben sollen. Schade nur, dass uns dafür Zeit und Energie fehlten und wir so auch Frog Leap, die Band vom YouTuber Leo Moracchioli aus Norwegen verpasst haben. Letzteren werden einige vielleicht durch seine gut gemachten Metalversionen bekannter Songs kennen. Letzten Endes haben wir mal wieder viel weniger Bands in Wacken gesehen als geplant, aber es war ein Fest, ein Erlebnis und auch für uns als langjährige Festival- und Wackengänger eines der besten jemals!

Die monumental gestaltete und bombastisch in Szene gesetzte Ankündigung der ersten Bands fürs nächste Jahr lässt Großes erwarten: Judas Priest zum 50. Jubiläum, Amon Amarth, Hypocrisy, Death Angel, Mercyful Fate mit King Diamond, Nervosa, Sick Of It All, Sodom, Venom, Cemican, At The Gate und Beast In Black. So konnten wir dann am Sonntag beruhigt abreisen in dem Wissen, dass es nächstes Jahr durch den Themenschwerpunkt Süd- und Mittelamerika (Mayas, Inkas) nicht nur optisch, sondern auch kulinarisch noch mehr neues geben wird als zusätzliche Screens und Zelte. See You In Wacken 2020 – Rain Or Shine! [karsten]



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