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KALTES WASSER UND KUCHEN

Der Betrieb auf der Hauptbühne startete pünktlich 12:45 Uhr mit Meatknife. Grooviges Grind-Geknüppel, Musiker mit Horrorclown-Masken und etliche Leute taten etwas für ihren Kreislauf und wirbelten ordentlich Staub auf. Das Wetter sah auch deutlich freundlicher aus als angekündigt, sodass die Grundvoraussetzungen für einen schönen Festivaltag schonmal gegeben waren.

Armada hatten wir ausgelassen, um frisch gestärkt und fern jeglicher Verdurstungsgefahr bei Macbeth in der ersten Reihe zu stehen. Die hab ich inzwischen schon ziemlich oft gesehen, aber die werden einfach nicht langweilig. Gerade diese alten Herren gehen mit einer Energie zu Werke und das Herzblut tropft förmlich von der Bühne. Frontmann Olli tobt über die Bretter wie ein tollwütiger Bullterrier, heizt die Meute an und eben weil Macbeth an fast jeder Steckdose spielen, haben sie eine treue Fanschar, die jeden Song feiert.

Auf Beheaded aus Malta hatte ich mich besonders gefreut, immerhin ist es ungefähr 15 Jahre her, dass ich die zuletzt gesehen hatte und Brutal Death Metal geht auch immer. Die dachten sich wahrscheinlich, dass sie leichtes Spiel haben, wenn die Leute dank der Bands davor einmal so guter Stimmung und quasi küchenfertig filetiert sind. Irgendwie gelang es ihnen aber nicht, die Leute auch abzuholen oder in ihr Spiel mit einzubeziehen. Die Musiker standen distanziert im hinteren Bereich der Bühne und der Sänger versuchte zwar, das Publikum zu motivieren, wirkte gleichzeitig aber angepisst. Schade, aber das Getränk war auch grad leer, sodass wir uns zum Camp verzogen.

Auch Sinister fegte uns an dem Tag nicht vom Hocker (ich denke, das lag in dem Moment mehr an uns als an der Band) und hatte auch beim Publikum nicht so viel Zuspruch wie ich ihnen gern gegönnt hätte. Wir versuchten stattdessen, noch ein wenig Graveyard Ghoul auf der Zeltbühne zu erhaschen, die waren aber schon fertig und so sahen wir uns mit den Bekloppten von Insanity Alert konfrontiert. (j)

Was kann man wohl von einer Band erwarten, die auf dem Sidedrop (oder wie heißen diese bedruckten Rollos, die sich so viele Bands gern auf die Bühne stellen?) „Alles kaputt in einer Minut“ stehen haben? Spaßiger Nonsense mit sehr zackigem Thrash/Crossover in der Schnittmenge Suicidal/Municipal Waste. Diverse Masken, Zwangsjacke, Krabbenhände („Mister Craaaab!“) inklusive. Die waren herrlich bescheuert, wurden von ein paar Freaks abgefeiert, mir gibt mir diese Art von neuerem Thrash in alten Gewändern eher wenig. (j+n)

Rüber gings dann zur großen Bühne, die umringt ist von hohen Bäumen und daher eher wenig unerwünschten Lichteinfall bietet. Schön, dass hier und da auch Bänke zum Sitzen angeboten werden und die Bäume auch zum Abstützen einladen. Wird im Alter ja immer wichtiger.

Die Spanier Graveyard hatte ich vor einigen Jahren schonmal beim Protzen gesehen, wo sie mir im Nachhinein mehr gegeben haben. Irgendwie klang die Band damals etwas böser und dunkler. Beim Auftritt am frühen Abend des Freitags hatte ich doch das Gefühl von etwas angezogener Handbremse. Zudem klang das Drumming in meinen Ohren etwas dünn, was den Gesamtsound schmälerte. Der meist im Midtempo gehaltene, knarzige Death Metal konnte die ersten Songs zwar noch etwas mitreißen, verlor aber dann irgendwie an Fahrt, was auch an der fehlenden Abwechslung zwischen den einzelnen Songs lag. Okayer Auftritt, schüttelte und rüttelte aber mitnichten an den dort umstehenden Bäumen.

Auf Ataraxie war ich da schon etwas neugieriger. Schließlich sieht man die Franzosen nicht an jeder Ecke. Zudem hat es Trauermusik und Doom gerade bei Tageslicht auf gutgelaunten Festivals eher schwer. Glücklicherweise ist der Death Doom Einschlag der Franzmänner jedoch melodisch und abwechslungsreich genug, um die Menge gut bei Laune zu halten. Ich verspüre während des gesamten Sets jedenfalls keinen Hauch von Langweile und kann der gut eingespielten Truppe eine Menge an diesem Tag abgewinnen. Ataraxie sollte man definitiv im Auge behalten. Denn wer Death/Funeral Doom in einem Festzelt am Nachmittag überzeugend und packend runterzockt, der hat nicht viel falsch gemacht. (n)

Die Hauptbühne wurde derweil von den Maskenträgern von Ghoul zerlegt, die haben wir uns aber ebensowenig angesehen wie das italienische Heavy Metal Geschwader Skanners. Ich weiß, für beide verpasste Bands werde ich von dem einen oder anderen ausgeschimpft werden, aber ein Blick in die weitere Running Order verrät, dass genau jetzt der Zeitpunkt für feste Nahrung gekommen war, wenn man den weiteren Abend gut überstehen will. (j)

Als ich zu Absu an die große Bühne zurückstolperte, wusste ich dass mich Großes erwarten würde. Proscriptor und seine texanisch-mesopotamische Rasselbande sind einfach Wahnsinnige im besten Wortsinne. Riffs, Drumming, hysterische Inszenierung. Alles overacted und schräg, alles an der Grenze zum Lächerlichen. Und deshalb so genial. Diese pfeilschnellen, höchst ungewöhnlichen Riffs packen einen sofort in einen Schraubstock und befördern einen gedanklich irgendwohin, wo alte Mysterien und Magier walten. Als dann Proscriptor nach der Hälfte des Sets sein Drumkit verlässt und sich als schreiender Magier tranceartig selbst in Szene setzt, muss man von der Aura dieser Band einfach gefangen sein. Ich hätte diesem phrygischen Black-Thrash-Irrsinnsspektakel noch stundenlang zuhören und zuschauen können. Absu waren für mich damit jetzt schon der Sieger des Tages. Untoppable. (n)

Vor Batushka kam erst einmal ein elend langer Soundcheck, gefühlt mindestens eine Stunde. „Ras ras ras“ wurde immer und immer wieder ins Mikro geschnarrt, fast wie eine Grille (cri cri cri), damit konnte man noch Tage später gewisse Leute richtig ärgern. Ras ras ras! (j)

Außerdem musste jede einzelne Kerze, jedes Teelicht und jeder Leuchter, der irgendwo klebte einzeln angezündet werden. Dann musste natürlich noch Altar und Gebetbuch am richtigen Ort liegen. Die Bühne war so voll, dass ich vergessen habe, welche liturgischen Gegenstände sich am Ende dort befanden und ob dies nun inverted catholicism darstellen oder eine Art synkretistischer Neuzugang zu Gott sein sollte. Warum also nicht noch ein Tabernakel und ein Märtyrerschrein auf die Bühne?! Auch hier Overacting und Overkill aber eher im negativen Sinne. Das war Mummenschanz pur und doch reichlich überflüssig, zumal ja noch 9 Mann oder so irgendwann die Bühne betreten sollten. Irgendwann nach gefühlten Stunden kamen sie dann auch im hübsch gefertigten Ornat und fleckigen Tüchern überm Gesicht (O-Ton Publikum: „Warum haben die denn Badehosen in der Fresse..?!.“).

Handwerklich war der gregorianische Black Metal durchaus hörbar und vor allem die Chöre der Mannen wussten durchaus zu gefallen. So ungewöhnlich und einmalig das Konzept der Polen auch ist, irgendwie wirkt das Ganze doch sehr konstruiert und auch steril. Zumindest fehlte mir die Atmosphäre, die ich mir von einer derartigen Band verspreche. Vielleicht sollten sich Batushka mehr auf die Musik konzentrieren, denn die ist wirklich hörenswert. Das bombastische Drumherum stört das Gesamtbild da schon fast.

Notorische Maniacs die Zweite: Die Nifelheim-Brothers (und wohl größten Iron Maiden Fans der Welt) sind Heavy Metal pur. Egal wo man ist, um welche Uhrzeit man diese Band sieht. Nifelheim enttäuschen nie und reißen ein dermaßenes Brett aus den umstehenden Bierbänken, dass Batushkas Mummenschanz zuvor einfach von der Bühne geblasen wird und die Atmosphäre sofort wieder im grünen Bereich ist. Es braucht nicht viel ausser ein paar hässlichen Typen mit spikes und leather, wenn die Attitüde stimmt. Alle Nifelheim Songs sind kleine Hymnen, die einfach live noch zehnmal besser zur Geltung kommen, da der Black-Thrash der Schweden einfach für die Bühne gemacht ist. Real „servants of darkness“ they are und das bewiesen sie ein weiteres Mal eindrucksvoll. (n)

Kleine Anekdote am Rande: Die traditionelle Tracht (sprich: Kutten, Nieten und dergleichen) ist irgendwo am Flughafen hängen geblieben. Innerhalb einer Stunde konnten allerdings auf dem Gelände diverse Dinge von Fans zusammengeborgt werden, sodass die Herren nicht „nackt“ auf der Bühne stehen mussten. Großartige Aktion. (j)

 

Krisiun sind nicht nur eine der aktivsten Livebands überhaupt, sondern auch das coolste Dreigestirn im Death Metal Himmel. Es gibt keine Band, die sympathischer und trotzdem so gutaussehend schneidig daherkommt. Die (Halb)Brüder Kolesne/Camargo sind auf der Bühne eine einzige Vernichtungsmaschine. Ich verfolge die Band seit ihren ganz frühen Tagen und freue mich jedes Mal wieder, diesen D-Zug live verfolgen zu können. Auch wenn die Bandbreite der Band in all den Jahren nur marginal um groovige Zwischenparts ausgeweitet wurde, so gibt es kaum eine Band, die die recht simplen Riffs in einem derartigen Affenzahn runterknallen kann.

Bei Songs wie „Ravager“ oder dem unvergleichlichen „Conquerors of Armageddon“ ist jegliches Mitbangen zwecklos. Die Songs überstürzen sich fast in den schnellsten Momenten und man kann nur ungläubig staunen, wie Moyses Kolesne den Song immer wieder auffängt, bevor er davongaloppiert, um dann diese unvergleichlich geilen Solos in die Zwischenräum zu pressen. Coolest dude with a guitar I have witnessed. Man könnte meinen, das Geballer würde das Publikum angesichts fortgeschrittener Uhrzeit ermüden, aber Fehlanzeige. Immer wieder fordert das Publikum erneutes Exzellent-Schrottgeballer und wird mit Songs wie „Combustion Inferno“ oder „Blood of Lions“ belohnt. Krisiun waren mehr als ein würdiger Headliner des großartigen Freitags beim „In Flammen“ auch wenn Absu am Ende den fettesten Vogel abgeschossen haben. (n)


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