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06. - 08.06.2014 - Hauptmannsgrün @ Mühlteich

Eine neue Konstante im Festival Kalender

Manchmal juckt es einfach in den Fingern! Das Chronical Moshers Open Air 2014 ist noch nicht einmal seit 24 Stunden Geschichte, doch der Drang, von diesem Ereignis so schnell wie möglich zu berichten, war einfach größer, als sich nach 2 Tagen totaler Party gemütlich in das heimische Sofa zu pflanzen. Der Grund hierfür ist einfach und simpel: Es war eines der absoluten Highlights in meiner langjährigen „Karriere“ als Festival-Besucher und –Berichterstatter!

Was die Mädels und Jungs vom Chronical Moshers e.V. aus Reichenbach in diesem Jahr am Mühlteich aufzogen, war an Freundlichkeit und Enthusiasmus kaum zu überbieten. Der Lohn hierfür waren nicht nur zufriedene Besucher, sondern auch die Tatsache, dass die Veranstalter am Samstagabend voller Stolz verkünden konnten: Ausverkauft! Doch selbst der Umstand, dass sich dadurch 1.400 Leute auf dem Gelände tummelten war nicht von großer Relevanz für den Wohlfühlfaktor, denn es verlief sich und es kam nie das Gefühl der „Überfüllung auf“. Doch kommen wir nun zur chronologischen Aufarbeitung der Geschehnisse…

DIE ANFAHRT

Ein großer Dank gebührt hier an dieser Stelle ebenfalls unserem Zephyrs Odem Fotografen Thor, der sich aus Schwerin am frühen Morgen aufmachte, mich gegen 10 Uhr vor meiner Wohnung aufsammelte und am Ende des Wochenendes fast 1.000 Kilometer mehr auf dem Tacho seines fahrbaren Untersatzes hatte, dieses aber ohne ein Wort des Jammers hinnahm. Klasse!

Also ab dafür ins wunderschöne Vogtland, bei herrlichsten Temperaturen und einem strahlend blauen Himmel erreichten wir nach ereignislosen 3 Stunden unsere Pension im Rittergut Irfersgrün, welches uns Burgi von den Moshers organisierte und damit voll ins Schwarze traf. 15 € für eine Übernachtung plus Frühstück, wobei schon die morgendliche Verköstigung alleine das Geld wert gewesen wäre, dazu ein wunderschönes Panorama und eine mehr als gemütliche Terrasse, auf der wir uns zur Einstimmung gleich mal sächsischen Spargel munden ließen. Der Freitag versprach jetzt schon, legendär zu werden!

Das Gelände am Mühlteich, welches wir nach 4 Minuten erreichten, ist mit Worten kaum zu umschreiben und thront in meinem Ranking der Festival Locations nun an erster Stelle. Ein herrlich anzuschauender See, rundherum tiefer dunkler Wald und in der Mitte das große Zelt, welches zwar den Begriff „Open Air“ ein klein wenig ad absurdum führt, einen trockenen Ablauf allerdings garantiert. Wobei der Wettergott ja heute bereits sein Füllhorn über uns entleerte und uns mit Sonne satt und herrlichen Temperaturen verwöhnte. Dementsprechend fand das erste Bier bereits zu etwas früher Stunde seinen Weg ins Gedärm.

Nach einer kurzen Begehung, bei der wir erst einmal unser Banner direkt am Eingang platzierten und ein paar Plakate für das von uns veranstaltete Headache Inside Festival klebten, trafen wir die ersten Freunde und bekannte Gesichter, hielten Smalltalk und freuten uns nun darauf, gegen 16 Uhr erstmalig mit Mucke beschallt zu werden…und wenn man dem Soundcheck glauben durfte, sollte es ziemlich laut werden! Die Stimmung jedenfalls war famos, die Leute in freudiger Erwartung und die ersten Bratwürste fanden ebenfalls schon Verwendung. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt konnte man schon erleben, wie toll sich die Moshers um ihre Gäste kümmern, denn permanent wurden Brötchen geschmiert, der Grill auf Temperatur gehalten und eigentlich jedem Gast sein Wunsch von den Augen abgelesen. Thor und ich fühlten uns rundum wohl, freuten uns jetzt aber auf Mucke!

TAG 1

PROTECTION OF HATE

Eine Premiere stand dann auch gleich zu Beginn auf dem Spielplan, denn (wenn die Geschichte stimmt) mit Protection of Hate stand erstmals eine Hardcore Band im Line Up und hatte dann auch noch die Ehre, die 12.Auflage des CMOA zu eröffnen. Das kann zum einen eine recht undankbare Aufgabe sein, wenn sich zu diesem „frühen“ Zeitpunkt noch nicht allzu viele Nasen in das Zelt verirren, andererseits ist es für die Band natürlich ein Vorteil, da man sich danach komplett aufs Feiern verlegen kann und wer Schrod, Inge und Mira näher kennt weiß, dass sie die daraus resultierende Zeit dafür auch optimal nutzten. Der Gig selbst war natürlich fett wie Henne, der Sound ballerte ordentlich und die Schweriner Fan Fraktion in der ersten Reihe stimmte sogar eine La-Ola an, die allerdings aufgrund der noch nicht allzu großen Zuschauerresonanz eher ein Kräuseln auf dem Mühlteich war. Doch alles wurscht, denn POH machten das Beste draus, packten eine ziemlich fette und straighte Setlist aus und ballerten ordentlich was ins Rund (oder in dem Fall das Eckige). Da zuckte das Tanzbein und der Nacken schlug aus. Das Berliner Trio wusste jedenfalls exakt, wie sie 45 Minuten kurzweilig zu gestalten hatten, waren ständig in Bewegung (bis auf Drummer Schrod natürlich) und machten sich mit diesem Auftritt mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit eine Menge neuer Freunde. Freue mich schon auf das neue Album!

XIOM

Die darauf aufspielenden Zwickauer hatten nun quasi ein Heimspiel und wer die Bandgeschichte der Jungs näher kennt wird wissen, was für ein schönes Gefühl es sein muss, immer noch auf den Brettern zu stehen. Auf jeden Fall wusste scheinbar das mehr als fachkundige Publikum ebenfalls, warum sie nun Xiom huldigen musste, die sich dann auch mit einem saufetten Gig für diese Liebebezeugungen revanchierten. Das machte richtig Spaß und mir persönlich gefiel deren technische Death Variante sehr, obwohl ich vorher überhaupt nicht richtig wusste, was mich da erwarten würde. Die Bühnenpräsenz stimmte, der Sound (wie am gesamten Wochenende) ebenso und die Band schrubbte sich gekonnt durch ihre 45 Minuten Spielzeit und hinterließ jede Menge strahlender Gesichter. Ich schnappte jedenfalls beim darauffolgenden Bierchen viele Wortfetzen auf, in denen die Begriffe „geil“, „Klasse“ und „großartig“ recht oft auftauchten. Daumen hoch!

AEVERON

Auch die Zwickauer konnten sich aufgrund ihrer recht geringen Anreiseentfernung nach dem Gig den geselligen Treiben hingeben, absolvierten vorher aber einen energiegeladenen Gig, der absolut über die Tatsache hinwegtäuscht, dass die Jungs ohne Plattenvertrag dastehen. Warum? Der moderne und melodische Todesblei ist zwar nicht die Quadratur des Kreises, dafür aber sehr feierkompatibel und eignet sich hervorragend dazu, die Matte kreisen zu lassen, was der Mob vor der Bühne auch ausgiebig tat. Auch der Fünfer profitierte vom famosen Sound und schrubbte sich ohne Umwege in viele herzen. Auch hier: Daumen hoch!

DESERTED FEAR

Nun wurde es pickepacke voll vor der Bühne und als die ersten Takte des thüringischen Todesbleikommandos ertönte, war es mit der Beschaulichkeit am Mühlteich vorbei. Ehrlich, ich hatte mich im Vorfeld schon tierisch auf Deserted Fear gefreut und die Jungs zu meinem Geheimtip erkoren, doch was der Vierer da auf die Bretter zimmerte, war megagroßes Monopoly! Schwedisch angehaucht, gefühlte 30 Oktaven tiefer gestimmt, zertrümmerte die dauerposende Bande Alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Das Stageacting war mehr als professionell und man hätte denken können, der Trupp spielt schon seit 20 Jahren zusammen. Einfach nur brachial, großartig und spektakulär! Als dann noch mit "Fields of death" eines meiner absoluten Lieblingslieder ertönte, war es selbst um meine Zurückhaltung geschehen und ich moshte nach Herzenslust mit den vielen Fans vor der Bühne. Es ist toll, die Jungs am kommenden Wochenende noch einmal in Protzen erleben zu dürfen. Eines der großen Highlights an einem Wochenende voller Highlights!!!

MELECHESH

Du sumerischen Black Metaller mit Wohnsitz in Amsterdam waren schon recht früh auf dem Gelände, spielten sich vorher lange warm und legten dann eine Höllenperformance auf die Bretter! Ich habe Ashmedi und seine Wüstenräuber schon oft gesehen, doch heute bliesen sie mich einfach nur um! Allerdings war ich von der Reaktion im Publikum überrascht, denn eigentlich eignet sich die Mucke von Melechesh nicht unbedingt zum abgehen, sondern meist eher zum stillen Genießen, doch das war der Meute vor der Bühne wurscht, die die Hymnen der Marke "Rebirth of the nemesis" durchgängig mit synchronem Kopfschütteln begleiteten. Nach dem Gig gab's dann für den sympathischen Bandleader noch die obligatorische Flasche Jack Daniels und viele Gespräche auf dem Gelände mit alten und zahlreichen neuen Fans!

GRAVEWORM

Die Südtiroler sind bei mir immer so ein zweischneidiges Schwert. Auf CD sind mir Graveworm in den letzten Jahren irgendwie abhanden gekommen, doch live können Stefano und Co. immer noch was reißen. So war es zumindest in der Vergangenheit...und heuer? Sagen wir es mal so...für mich waren die Jungs die zweite große Überraschung des gesamten Wochenendes. (Die erste kommt später). Der Sound war ultrafett, die Setlist brutal bis zum abkacken und die Band in absoluter Spiellaune, wie eigentlich alle an diesen 2 Tagen. Stefano interagierte prima mit dem Publikum, die den Jungs dann mehr als den üblichen Höflichkeitsapplaus zuteil werden ließen. Ganz im Ernst, Graveworm brannten ein lichterlohes Feuerwerk ab, dennoch hoffe ich, dass die Jungs irgendwann mal ihre Version von "Fear of the dark" einmotten, welche zwar ein Stimmungsgarant ist, mich insofern aber nervt, da die Bande einfach zuviel gutes eigenes Material am Start hat. Daumen hoch!

DESTRUCTION

Nach einer extrem langen Anfahrt und teilweisem parken auf der Autobahn (laut Schmier), trafen die Headliner des ersten Abend dennoch pünktlich ein, legten die Patronengurte an und begannen mit "Thrash 'til death" rabiat in den Set, bei dem das nun prall gefüllte Zelt mächtig steil ging. Kein Wunder, denn ich habe die zerstörerische Kraft aus Baden Würtemberg schon lange nicht mehr so stark gesehen. Tight, auf den Punkt und extrem heavy holzte das Trio den wunderschön um das Gelände liegenden Wald nieder. Und egal welcher Hit aus dem sch(m)ier unendlichen Repertoire der Thrash Legende ins Zelt geschleudert wurde, die Banger nahmen diese Steilvorlage gekonnt auf und verwandelte zielsicher. Das war großartig und verlangt nach mehr! Wann kommen die Jungs endlich mal wieder auf Deutschland Tour???

EMINENZ

Zu guter Letzt spielten noch die Schwarzheimer aus Annaberg-Buchholz auf, die wir allerdings nur 2 Songs lang beobachten konnten, da der lange Tag so langsam an den Knochen zehrte und Thor's Batteriepack den Geist aufgab, wodurch die Black Metaller leider als Einzige bei diesem Festival nicht abgelichtet wurden. Sorry dafür! Berichten zu urteilen, konnten Eminenz noch einmal die langsam an ihre Grenzen gekommene Fanschar aufs Höchste motivieren und spielten wohl einen mitreißenden Gig.

Dennoch zogen wir uns langsam in unsere Gemächer zurück, nachdem wir allerdings noch ein paar sauleckere Brötchen, die von den Tresen-Zaubermäusen immer wieder frisch zubereitet wurden, eingeworfen hatten. Zu erwähnen wäre allerdings noch der Kollege am Grill, der trotz brütender Hitze immer seinen Mann an den glühenden Kohlen stand.

Erwähnenswert im Übrigen auch noch, dass Deserted Fear mit ihrem absolut fairen Merchpreisen die Leader des Tages waren (LP und Zipper zusammen für 38 €), die CMOA Shirts bereits nach kurzer Zeit (berechtigterweise) komplett ausverkauft waren und Thor und icke Plattfüße hatten. Also ab in die Pension, die uns CMOA Vorstand Burgi organisiert hatte und sich somit unseren herzlichsten Dank verdiente.

Tag 2

Nach einer mehr als erholsamen Nacht, wobei allerdings die Decken so schwer wie eine bundeswehrübliche Splitterschutzweste waren, und einem brillanten Frühstück mit allem, was das Herz begehrt, machten wir uns daran, die ersten Fotos des Tages zu sichten und zu schwärmen, wie fantastisch dieses Festival doch sei. gegen 11 trafen wir dann auf dem Gelände ein, checken, ob unser Banner noch an Ort und Stelle hing (was er tat), ich verhaftete mein erstes Bierchen und es wurde (wie so oft an diesem herrlichen Wochenende) drei Meter dumm gelabert. Vor allem mit den Jungs von Macbeth, die etwas später am Tag zum Tanztee intonieren sollten und den Schweden von Bulletsize, die heute zu einer der Überraschungen werden sollten. Doch dazu später mehr.

Sinister trudelten dann auch noch ein, mit denen wir ebenfalls noch lange schwatzten, Fotos machten und einfach nur Spaß hatten. Doch der sollte nun ein "Ende" haben, denn um 12:00 Uhr (im Übrigen pünktlich wie die Maurer) ging es weiter mit dem Strauß an bunten Melodien...

DEFORMED

Der heutige Opener aus Mylau war mir bis Dato noch nicht so bekannt, einigen der Besuchern anscheinend sehr wohl, denn selbst zu so früher Stunde kamen schon einige in Zelt, um den räudigen Death / Thrash der Jungs gebührend abzufeten. Lag das nun am Restalkohol vom Vortag oder daran, dass die Jungs einfach gute Stimmung machten? Vielleicht an beidem. Ich fand's passabel und wenn Deformed noch ein paar Extrarunden im Proberaum drehen und etwas an ihrem Timing arbeiten, kann da durchaus noch was Größeres draus werden. Die Saat ist jedenfalls gesät. 

FACEHUGGER

Nun öffnete sich das Ei vom Planeten LV-426 und der entsprechende Parasit verließ seine Hülle, um sich an den Gesichtern der Besucher festzusaugen. Allerdings liegen die Gemeinsamkeiten zwischen dem Geschöpf aus dem gigerschen Paralleluniversum und den Deathern aus Sachsen lediglich beim Namen, denn weder kann dieses schleimige, spinnenartige Wesen Todes Metall spielen, noch können die Herren Musiker einen Parasiten einpflanzen. Vielleicht noch einen Ohrwurm, denn davon gab es genug. Lediglich der Aktionsradius auf der Bühne war etwas gering, was vielleicht auch an den ständig steigenden Temperaturen lag. Ansonsten ein runder Auftritt, der durchaus Appetit auf mehr macht.

HEADSHOT

Um ehrlich zu sein hatte ich bis zu diesem Auftritt nur namentlich was von dem Braunschweiger Thrashern gehört. Mea culpa, wird sich umgehend ändern, denn was die Mannen mit Frontfrau Daniela da auf die Bretter zimmerten, war aller Ehren wert! Eine satte und derbe Thrash Keule am frühen Nachmittag war bei dieser Bullenhitze genau das Richtige, um eventuell verloren gegangene Energien zurück zu gewinnen. Da wurden kräftig Riffs gesägt und die Bühne beackert, das es eine Freude war. Die Mucke ging verdammt gut ins Tanzbein und dementsprechen gut fällt auch hier das Arbeitszeugnis aus. Ganz stark und unbedingt weiter beobachten.

BULLETSIZE

Eine megafette Überraschung gab es nun mit dem schwedischen Groove Monstern aus Östersund, denn was die Jungs hier boten, war so fett, wie Omas Weihnachtsgans. Hier gab es granatenstarken und bangerkompatiblen Todesstahl, gepaart mit einer satten Portion One man army, der nicht nur die Nackenmuskulatur, sondern auch das rechte Sprunggelenkt in Mitleidenschaft zog, denn man musste unwiderstehlich mitwippen. Auch hier bestätigte sich der Eindruck vom Vortag, denn neben der unwiderstehlichen Mucke der Jungs war der Sound herrlich wummernd und kam den Hassbrocken von Bulletsize vortrefflich entgegen. Großartige Band, großartiger Auftritt!

FATAL EMBRACE

Nicht nur, dass meine Berliner Homies (die Bandzentrale liegt exakt 1 Minute von meinem alten Wohnort entfernt) das coolste Merch dabei hatten (limitiertes, grünes Vinyl, handnummeriert und dazu nen Shirt zusammen für schlappe 20 Euro!), nein, sie brieten an diesen Nachmittag auch das dickste Ei und zeigten den Damen und Herren aus dem Vogtland, wo der Thrashhammer hängt. Energiegeladen, mit viel Bewegung thrashten sich Fatal Embrace durch ihren Set und bestätigten damit den Eindruck, den ich bereits auf ihrem letzten Album "The empires of inhumanity" von 2010 bekam. Nun wird es aber auch mal schleunigst Zeit, mal wieder etwas Neues auf Polycarbonat, oder noch besser Vinyl zu bannen.

MACBETH

Nun begannen aber die "Highlight" Festspiele, denn nun sollte es Schlag auf Schlag gehen. Den Anfang machten unsere Spezies con McDon...äääh...Macbeth, die hier natürlich fast ein Heimspiel hatten und dementsprechend viele Leute vor die Bühne zogen. Kein Wunder, hat man neben Granaten wie "Kamikaze", "Das Boot" oder "Stalingrad" auch den Stempel als absolut beeindruckende Liveband inne, obwohl ich mir im Vorfeld schon etwas Sorgen machte, da Sänger Ollie seit Freitag schon auf dem Gelände herumtobte, Basser Hanjo Vormittags noch Fotos vom Frühstücksbierchen am Pool bei facebook postete und Gitarrist Ralf dauernd irgendwas von "Vähdoohr" stammelte. Neu Drummer Steffen Adolf machte eine sehr gute Figur, lediglich der neue Haarschnitt von Klampfer Alex Kopp sorgte für ein klein wenig Verwirrung, welche aber wohl von einem kurzen Gastspiel bei Heaven shall burn herrührte. Wie dem auch sei, Macbeth machten (wie immer) alles richtig, bombten sich durchs Zelt und hinterließen eine tobende und schwitzende Menge. Auftrag erfolgreich ausgeführt!

TOTENOND

Es ist zwar schon eine ganze Weile her, dass die Mannen aus Backnang etwas Neues veröffentlicht haben und dennoch fressen die Fans Totenmond weiterhin aus den Händen. das Zelt war voll und wenn es was zu bemängeln gab dann lediglich die Tatsache, dass ich die Band bislang nur im Dunkeln begutachten konnte. Doch Sonne hin, Helligkeit her, Pazzer und Co. boten den Leuten eine rundum gelungene Setlist und einen mehr als energiegeladenen Gig, der jeden, der Totenmond schon einmal live gesehen hat, rundum zufrieden gestellt haben sollte. Klasse! 

SINISTER

Nun gab es aber endlich was für die Extremisten unter uns und nicht nur ich freute mich tierisch auf meinen ersten Sinister Gig seit 1992 und der Holländische Todesblei-Express sollte mich nicht enttäuschen. Frontmann Adrie war permanent unterwegs, Toep versemmelte sein Drumkit, das man fast die Schmerzensschreie der Snare vernehmen konnte und Dennis Hartog wischte in gebückter Haltung mit seiner blonden Mähne den Bühnenboden. Da war Schmackes drin und bei Songs wie "My casual enemy" gab es auch für mich kein Halten mehr. Und wie sich die Jungs vor dem Gig mit dem Konsum alkoholischer Getränke zurückhielten, so wurde nach diesem fulminanten Schlag in die Fresse das eine oder andere gerstenhaltige Kaltgetränk einverleibt. Ganz großer Handball!

ILLDISPOSED

Nun aber zu DEM Hauptgewinner des diesjährigen CMOA: Illdisposed! Was die Dänen hier abspulten war so derbe geil, dass ich nicht an mich halten konnte und fast permanent mitmoshte. Was für eine Soundwalze und ein Bo Summer in absoluter Höchstform. Immer auf Augenhöhe mit dem völlig durchdrehenden Publikum und natürlich punktend mit seinen schon fast legendären deutschen Ansagen. So wurde uns zugetragen, wie oft der sympathische Fronter auf dem Weg von Aarhus nach Hauptmannsgrün das Abort besuchte ("Ick wa funfmal kacken") oder andere Dinge von weltpolitischer Bedeutung. Das war Spaß an der Freude pur und eine Band in Höchstform, wie ich sie noch nie erlebt habe. Unfassbar geil und unbedingt zur erneuten Zuführung empfohlen. Illdisposed? Sie kamen, spielten und siegten! Allerdings musste man später am Abend schon Angst haben, dass die Dänen nicht auch noch den heimischen Rasen rund um das Areal wegrauchten. Bo war jedenfalls später bei Napalm Death mehr als "gut drauf"...

HOLY MOSES

Parallel zur gestrigen Anreise von Destruction standen Holy Moses ebenfalls im Stau und erreichten das Gelände auch erst relativ spät, doch professionell wie eh und je schien das Sabina und ihre musikalischen Begleiter nicht die Bohne zu jucken. Im Gegenteil: Noch kurz vor dem Auftritt machte die unfassbar sympathische Fronterin mit Jedem der wollte Fotos, plauderte vollkommen ungeniert und schien mehr als tiefenentspannt. Lediglich kurz vor dem Auftritt schien es ein paar technische Probleme zu geben, von denen man während des herausragenden Gigs aber nicht viel bemerkte. Eine großartige Setlist, wobei mich persönlich natürlich Songs der "Finished with dogs"  Ära der Kategorie "Current of death" vollkommen wegpusteten. Sabina war souverän, mehr als gut aufgelegt und performte auf Deibel komm raus. Das war Champions League und der Beweis dafür, das man mit Holy Moses immer wieder rechnen muss. Fantastisch!

VADER

Nun aber die Band, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut hatte und ich sollte nicht enttäuscht werden, denn nun brach ein Gewitter über dem CMOA herein. Nicht von oben, sondern aus den Boxen. Vader zerlegten ALLES und allein was Drummer James auf dem Podest veranstaltete, war unfassbar! Immer, wenn der dürre Schlacks zu seinen Highspeed Blasts ansetzte, fing der neben mit stehende Sinister Fronter Adrie an, infernalisch zu grinsen. Leider fanden mit "Go to hell" und "Triumph of death" (wie im Interview angekündigt) nur zwei neue Songs Einzug in die Setlist, was aber angesichts dieses oberhammergeilen Auftritts nicht wirklich störte. Peter war mega in Form, Bassist Tomasz war nur am bangen und Thor freute sich diebisch darüber, das Gitarrist Marek ihn von der Bühne aus im Fotograben erkannte und danach für ein paar tolle Fotos poste, die Ihr in der unten stehenden Galerie bewundern könnt.  Ich kann es kaum erwarten, in ein paar Tagen Vader noch einmal in Protzen zu sehen, denn das war allererste Sahne!!!

NAPALM DEATH

Ein mehr als würdiger Headliner, der nun die Brettern entern sollte, wobei dies anfänglich etwas schwierig war, denn Barney Greenway schien irgendwas falsches gegessen zu haben und verbrachte vor dem Gig mehr Zeit auf dem Backstage Dixie, als beim warmmachen hinter der Bühne. Und warum hatte Shane Embury den ganzen Tag eine Aldi Tüte dabei? War das wirklich Mitch Harris mit Kurzhaarfrisur? Fragen über Fragen, die aber spätestens bei den ersten Takten der Grind Götter verklungen waren. "Unchallenged hate", "Suffer the children", ein Hit jagte den nächsten und Barney tobte wie immer über die Bühne, sah aber mit seinen schwarzen Kniestrümpfen etwas merkwürdig aus. Egal! Napaln Death sind Napalm Death, da hinterfragt man nicht, sondern genießt einfach! Sinister Drummer Toep rastete mit mir zusammen komplett aus und auch die menge im zum bersten gefüllten Zelt fraß den Jungs komplett aus der Hand. Die Menge zirkulierte und viele Moshpits wurden eröffnet. Ein Spektakel und würdiger Abschluss zweier Tage, die wahrlich in die Analen von ZO eingehen werden.

Völlig platt verabschiedeten wir uns bei allen, die wir zu fassen bekamen und dankten den Göttern dafür, das durch eine erneute Hochzeit in unserer Pension die Bar noch geöffnet hatte, wo wir uns beide auf das Erlebte zuprosteten. Nach viel zu kurzen 5 Stunden Schlaf schwangen wir uns dann zurück auf die Bahn und schworen: Wir kommen wieder!

Das Fazit

Bei Festivals gibt es bei mir eigentlich immer irgendein Haar in der Suppe, sei es noch so klein. Beim Chronical Moshers gab es tatsächlich nicht ein einziges! Hier stimmte alles! Ein superliebe Crew, die dem Gast fast jeden Wunsch von den Augen ablas, ein fantastisches Gelände, ein riesiges Billing, das Wetter…ok, da können die Mädels und Jungs vom e.V. nix für…viele alte und neue Freunde und überhaupt ein rundum-sorglos-Paket. Wer auf ein tolles Festival mit familiärer und fanfreundlicher Atmosphäre und den dementsprechenden Preisen steht, kommt um das Chronical Moshers nicht herum. Zwei neue Fans habt Ihr auf jeden Fall und wir freuen uns jetzt schon auf die 13.Auflage nächstes Jahr!

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