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ANNIHILATOR – For The Demented (2017)

(4.156) - Peter (7,9/10) – Thrash Metal / Heavy Metal

Label: Silver Lining Music / Neverland Music Inc.
VÖ: 03.11.2017
Stil: Thrash Metal / Heavy Metal

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Jeff Waters hat sein zwischenzeitlich 16. Studioalbum selbst als etwas ganz Besonderes angekündigt. Annihilator Fans erwarten „For The Demented“ mitunter schon deshalb sicher sehnsüchtig. So wollte Jeff Waters die auf dieser Scheibe veröffentlichten Tracks unter den Einfluss vieler geführter und anschließend analysierter Gespräche mit seinen Fans und Befürwortern stellen. Das klingt durchaus spannend, wenn man bedenkt, dass Annihilator weltweit eine Vielzahl von Anhängern hat. So wollte sich das Annihilator Mastermind auf diese sicherlich vielfältigen Einflüsse gezielt einlassen, sich davon inspirieren lassen und teils zu alten Tugenden zurückkehren. Inwieweit sich dies auf seine Kompositionen im neuen Album auswirkte, werde ich versuchen im Folgenden zu beschreiben.

Über die Gitarrenkünste von Jeff Waters muss man keine vielen Worte mehr verlieren. Zudem beherrscht er das Songwriting ebenso begnadet. Mit seiner einzigartigen Virtuosität hat Jeff Waters eine Ära geprägt. Killersongs wie „Alice in Hell“ oder „Fun Palace“ sind jedem Metalhead ein Begriff und sind unweigerlich Meilensteine in der Thrash-Metal Geschichte. Nun bin ich selbst gespannt, was mich erwartet.

Twisted Lobotomy“ eröffnet das Album in bekannter Annihilator Manier. Das Stakkato gewohnt präzise, so wie man es von Jeff Waters eigentlich auch erwartet. Bis ins letzte Detail ausgefeilt. Der Song geht geradeaus und hat reichlich Tempo. Die rhythmischen Zwischenparts dienen in erster Linie wohl aber nur zur Verherrlichung des Meisters an seiner Gitarre. Die Solis wirken anfangs etwas Diffus sind aber gleichermaßen technisch raffiniert.

Ebenso zügig geht es mit „One To Kill“ weiter, auch hier besticht die Rhythmik in atemberaubender Geschwindigkeit. Die für Annihilator typisch dissonant anmutenden Riffparts sind gegenwärtig und waren auch schon in der Vergangenheit immer wieder zu hören und machen auch diesen Song zu einer klassischen Annihilator Komposition. Zum Ende hin nimmt dieser Track richtig Fahrt auf und lässt ihn bis über das Ende hinaus nachschwingen.

Mit dem Titeltrack „For The Demented“ kommt jetzt vielleicht die erste zaghafte Rückbesinnung (??) bzw. das erste Ergebnis aus den erwähnten Analysen zum Tragen. Das Arrangement ist zumindest mal ganz anders, man könnte den Song in sich gesehen als ziemlich Strange bezeichnen. Ich vermute, dass der Titel des Songs hier seinen Ausdruck findet. Klingt zumindest mal nicht ganz so gewohnt, dennoch aber interessant.

Beim nächsten Song war ich doch sehr überrascht. „Pieces Of You“ muss in diesem Falle als neuer Weg gelten. Mit den ersten Klängen drängt sich mir sofort „The Day That Never Comes“ von Metallica auf, komisch. Ich überlasse es jedem Hörer selbst, aber ich meine, dieser Vergleich hinkt an dieser Stelle nicht ganz. Letztendlich ist diese eher ruhige und sehr von Atmosphäre geprägte Nummer aber ein unerwartetes Ereignis und lässt aufhorchen. Ich finde auch die Gesangsleistung hier durchaus ansprechend.

The Demon You Know“ hingegen kann weder das Gefühl noch den hohen musikalischen Wert des Vorgängers annähernd weitertragen und erzeugt bei mir einen kurzen Abbruch.

Ganz anders verhält es sich dann bei „Phantom Asylum“ - diesen Track würde ich dann schon eher wieder den Ursprüngen von Annihilator zuordnen wollen. Das psychedelische Zupfen, welches sich zusätzlich immer wieder im Song platziert, ist aufdringlich markant. Die Zusammensetzung des Riffing insgesamt ist beeindruckend und mündet in eine sagenhaft antreibende Rhythmik. Die im Western Style hervorstechende Bridge lässt mich in positiver Hinsicht staunen und hinterlässt in jedem Fall einen bleiben Eindruck. Somit ist diese Komposition abermals undurchsichtig, was ihn aber abwechslungsreich macht. Ein eher stärkerer Song des Albums.

Wir sind uns nach wie vor alle darüber im Klaren, dass wir es hier mit einem Ausnahmegitarristen zu tun haben und deshalb würde ich „Altering The Altar“ auch als Erguss dieser besonderen Fähigkeiten laufen lassen. Die Divergenz der Riffs bietet vollkommene Transparenz und es macht Spaß, seinem Gitarrenspiel zu lauschen.

The Way“ vereint meines Erachtens sämtliche musikalischen Stile. So hört man den Blues, den Rock ‘n Roll und Einflüsse des Punk Rock. Mit diesem Track habe ich wahrhaftig so nicht gerechnet und weiß nicht recht, wie und wo ich ihn einordnen soll. Den muss man erst mal wirken lassen.

Das folgende, sehr kurz gehaltene und düstere Instrumental „Dark“ hätte es verdient, als Intro benutzt zu werden. Schade eigentlich, man wünschte sich, es würde weitergehen. Insofern ist diese Nummer für mich Jeffs Unvollendete…

Das letzte Stück „Not All There“ bringt diese für mich immer noch gewöhnungsbedürftige Produktion zum Ende. Jeff Waters steht hier allenthalben für seine Experimentierfreudigkeit. Aus diesem Grunde empfinde ich den Schlusssong erneut als eine Aneinanderreihung verschiedenster Ideen, sich und sein Verständnis von Musik zu verwirklichen. Die fast schon jazzigen Zwischenriffs zaubern mir dabei ein Lächeln ins Gesicht.

Was soll ich nun zu diesem Album sagen. Es reicht beileibe nicht dazu, um es als vollkommen anders und neu zu bezeichnen, sicher aber ist es nicht das, was viele vielleicht erwarten. Fehlt die Inspiration nun oder ist man durch die vielen Vorgängeralben sozusagen geblendet und deshalb geneigt sie zu überhören? „For The Demented“ ist dennoch eines – Abwechslungsreich und Experimentell. Zudem sehr gut produziert. Wir hören auf dieser Scheibe erwartungsgemäß perfekte Gitarren, die seinesgleichen suchen. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo zwischendrin. Auch deshalb bleibt es abzuwarten, wie das Album in der Fachpresse bewertet und vor allem vom Hörer und der Fangemeinde angenommen wird. Und, ich stelle mir stets die Frage, warum sich Jeff nicht um einen Sänger bemüht. Ich bin überzeugt, viele seiner Kompositionen könnten hierdurch eine zusätzliche Aufwertung erfahren. Aber das ist meine persönliche Meinung und soll die ohne Frage vorhandene hohe Qualität in keiner Weise in Frage stellen.

Anspieltipps: „For The Demented“, „Pieces Of You“, „Phantom Asylum“

Bewertung: 7,9 von 10 Punkten

Tracklist:

01. Twisted Lobotomy
02. One To Kill
03. For The Demented
04. Pieces Of You
05. The Demon You Know
06. Phantom Asylum
07. Altering The Altar
08. The Way
09. Dark
10. Not All There


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