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AGRYPNIE - Grenzgaenger/ Pavor Nocturnus (2018)

(5.033) - Jezebel (6,5/10) Post Black Metal

Label: Supreme Chaos Records
VÖ: 12.10.2018
Stil: Black Metal

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AGRYPNIE haben Großes vor mit ihrem neuen Album: insgesamt fast zweieinhalb Stunden Musik, aufgeteilt auf das eigentliche Album „Grenzgaenger“ (ca. 70 Minuten) und als Bonus kommt noch „Pavor Nocturnus“ oben drauf. Fangen wir mit dem Letzteren an, denn das lässt sich einfacher besprechen:

Die ersten 3 Stücke sind Neueinspielungen von Frühwerken, welche auf der allerersten Veröffentlichung (einer längst vergriffenen Split-Scheibe mit FATED anno 2005) zu finden sind. Die instrumentalen In- und Outro-Stücke der Split fehlen allerdings, sodass „Veritas Mutabilis“ ziemlich unvermittelt losballert. Insgesamt geht dieser Teil aber in Ordnung. Der Stil ist noch näher am Black Metal, weniger post-ig als die neuen Sachen.

„Neon“ ist ein bisher unveröffentlichter Song, der nirgendwo so recht dazuzugehören scheint, an für sich nicht einmal auf ein Metalalbum, denn das ist waviges Gothic-Geträller mit Frauenstimme und ohne Gitarren oder Schlagzeug (gesampelte Beats zählen nicht). Das kommt unerwartet und vereint in sich so ziemlich alles, was ich musikalisch nicht mag. Danach gibt es ca. 45 Minuten Klassik. Je ein Stück der bisherigen 5 Alben in umgekehrt chronologischer Reihenfolge wurden neu arrangiert und auf klassischen Instrumenten ohne Gesang eingespielt. Für Die-Hard-Fans, die mit den Originalversionen vertraut sind, ist das sicher eine feine Sache, Neuentdecker werden allerdings schwer damit warm. Ob das am Rohmaterial oder an der Umsetzung liegt, vermag ich nicht beurteilen.

Wer das Ganze als Einzelveröffentlichung kaufen soll – ja, die gibt es tatsächlich auch solo – erschließt sich mir auch nicht, denn sinnvoll ist „Pavor Nocturnus“ nur als Bonusmaterial in der „Grenzgaenger“-Deluxe-Sammelbox (beide Alben je auf Vinyl und CD) für schlanke 69 Tacken oder in dem oben verlinkten Mediabook mit beiden Alben auf Polycarbonat.

Kommen wir zum brandneuen, heißen Shit, dem „Grenzgaenger“-Album.

Nach ca. einer Minute Ambient-Gewaber ertönt ein Schrei und schrilles, bassarmes Geschrubbe, das nach dem erstem erschreckten nach-Luft-schnappen aber doch recht belanglos daherkommt. Und diese Belanglosigkeit, das elende Mittelmaß zieht sich durch das ganze Album. Da gibt es deutsche Texte mit griechischen Vokabeln drin, um den intellektuellen Anspruch zu unterstreichen, aber wenn man bei der Mucke immer bis 8 zählen kann und dann kommt der nächste Akkord, wird es wenig spannend. Die Spielzeiten der einzelnen Lieder sind allesamt jenseits der 7 Minuten (außer „Die längste Nacht“, das bleibt ganz knapp drunter), aber auch das hilft nicht. Es ist noch nicht einmal nervig monoton, was ja auch ein bewusst eingesetztes Stilmittel für einen hypnotischen Effekt sein kann, sondern schlicht uninteressant. Positiv hervorheben kann ich noch „In die Tiefe“, welches ein wenig langsamer als der Durchschnitt ist und allein durch das schleppende Tempo ein wenig Spannung aufzubauen vermag.

Es tut mir wirklich leid, die Scheibe zu zerreißen, denn ich sehe durchaus, dass hier ganz viel Herzblut drinsteckt, dies die persönlichsten Texte ever sind, genährt durch was-weiß-ich, was für schlechte Zeiten Mastermind Torsten H. in der Enstehungsphase durchleben musste. Die Musiker wissen auch alle mit ihren Instrumenten umzugehen, das Soundgewand passt und selbst der visuelle Aspekt des Albums macht was her. Dennoch berührt es mich einfach nicht, Verzweiflung und Zerrissenheit ist schon so viel eindringlicher vertont worden als hier, Wut war schon so viel ruppiger. Vermutlich ist die Zielgruppe für die Musik von AGRYPNIE eher in der Gothic-Richtung zu finden, auch wenn es dafür nicht pompös genug ist. Der Personenkult um den Frontmann, die Textlastigkeit, während der musikalische Aspekt nicht halb so anspruchsvoll ist, sowas kenne ich vor allem aus dieser Richtung. „Grenzgaenger“, oder vielleicht auch AGRYPNIE allgemein, lässt sich mit des Kaisers neuen Kleidern vergleichen: Möglicherweise bin ich nur zu doof und zu wenig feinfühlig, um die Genialität hinter den Kompositionen zu erkennen, Möglicherweise ist der Kaiser aber auch wirklich nackt.

Bewertung: 6,5 von 10 Punkten

Tracklist:

Grenzgaenger
01. Auferstehung
02. In die Tiefe
03. Aus Zeit erhebt sich Ewigkeit
04. Nychthemeron
05. Grenzgaenger
06. Die Waisen des Daidalos
07. Die längste Nacht
08. Zu Grabe

Pavor Nocturnus
09. Veritas Mutabilis
10. Pavor Nocturnus
11. Agrypnie
12. Neon
13. Sinnflut
14. Augenblick
15. 16[485] – Brücke aus Glas
16. Fenster zum Hof
17. Cogito Ergo Sum

 


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