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WAYFARER – A Romance With Violence (2020)

(6.571) Schaacki (10/10) Post Black Metal


Label: Profound Lore Records
VÖ: 16.10.2020
Stil: Post Black Metal

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Dass Amerika in Sachen Black Metal längst kein Geheimtipp mehr ist, dürfte wohl inzwischen durchaus bekannt sein, gibt es doch viele verdammt starke Bands des Genres aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wer aber nicht immer sofort an Musik denkt, der mag wohl eine andere Assoziation mit dem Fleck Erde jenseits des Atlantiks haben: Genau, ich rede vom fernen, wilden Westen. Überlegt man, was man mit Amerika verbindet, denken sicher so einige an „Cowboys & Indianer“ und die vielen tollen Geschichten. Dass diese aber gar nicht so toll waren und vor allem die Ureinwohner Amerikas um ihr Land betrogen und abgeschlachtet wurden und die großen Geschichten von John Wayne und Co eine ziemlich verdrehte Wahrheit erzählen, prangerten WAYFARER bereits auf ihrem Album „World's Blood“ aus dem Jahr 2018 an. Und auch 2020 entzaubert das Quartett aus Denver, Colorado die beschönigte Geschichte ihres Landes.

A Romance With Violence“ liefert dazu bereits einen deutlichen und kräftigen Titel. Die Songs handeln von eben jenen romantischen Geschichten, die einst mit blutiger Hand geschrieben wurden – und die Musik spiegelt dies wieder. Auch wenn „World's Blood“ sicher keinen Kuschelrock enthielt, so ist der Klang von „A Romance With Violence“ noch etwas direkter, roher und aggressiver. Den veränderten Sound hat man dem wohl nicht gerade unbekannten V. Santura (u.a. DARK FORTRESS) zu verdanken, der hier wieder einmal eine Band mit einem großartigen Mastering versehen hat. Doch natürlich heißt aggressiv im Falle von WAYFARER nicht stumpf. Und so kommen wir nun (endlich) mal aufs Songwriting zu sprechen…

Nach einem kleinen Intro, das wie aus einem urigen Westernstreifen klingt, baut sich mit „The Crimson Rider“ gleich mal ein vielschichtiger, anspruchsvoller Epos auf. Er ist der erste von insgesamt drei 10-Minuten-Tracks und bietet durch seine Länge so einige Facetten. Dabei werden, wie von diesen Amis bekannt, Genregrenzen komplett ignoriert, was einfach nur richtig und erfreulich ist. Wer sich immer fragte, was man unter dem Präfix „Post“ vor der Genrebezeichnung Black Metal verstehen soll, bekommt hier eine echte Blaupause. WAYFARER zeigen dem Hörer einfach, was alles auf dem Grundgerüst des BM so alles gebaut werden kann, wenn man die Scheuklappen abwirft und mutig fremde Wege betritt. Es gibt da sicher noch viele andere Bands, die dies ebenfalls bereits gut vollbracht haben, doch allein dieser Opener kann eben als tolles Vorbild genommen werden. Sprach ich eben noch von vielen Facetten, so könnte ich also die Kombination aus modernem Riffing und groovenden Drums zum Songbeginn nennen, das progressive Zwischenspiel im Mittelteil, das neben coolen Bass Licks auch den Western Sound super einfließen lässt, auflisten oder den brachialen und atmosphärischen Ausklang zu Buche führen – und das war nur ein grobes Umreißen des Gesamtwerkes. Und nun möchte ich nochmal wiederholen, dass die ganze Scheibe gleich drei solcher Brocken enthält! Doch keine Sorge, ich werde nicht alle so im Detail durchleuchten, sonst nimmt das hier ja gar kein Ende.

Zu erwähnen bleibt aber, dass die vier Herren es ebenfalls beherrschen, einen verhältnismäßig kompakten Song zu schreiben. Ok, im Falle von „The Iron Horse“ sind es zwar immer noch knappe sechseinhalb Minuten, doch geht die Nummer deutlich straffer voran und hat auch gegen ein paar nackenbrechende Stampfer nichts einzuwenden. Dieser Zug, also dieses „Eisenpferd“, überrollt einen mit voller Kraft und schnaufenden Kesseln. Nachdem diese Dampfwolke sich langsam verzogen hat gewähren WAYFARER uns eine Verschnaufpause und zeigen in der Ballade „Fire & Gold“, dass sie auch vor Country und Gothic Sounds nicht zurückschrecken. Die wirklich interessante Nummer erinnert an die Engländer MY DYING BRIDE und A FOREST OF STARS.

Danach folgen dann die von einem Instrumental unterbrochenen anderen beiden 10-Minüter, die ich euch aber, wie gesagt, im Detail nicht vorweg nehmen möchte. Schließlich sprenge ich (wieder einmal) bereits den Rahmen für ein Review, doch bei so vielen Eindrücken, so viel Musikalität, so viel Hintergrund und Tiefgang und so viel Arbeit muss ich einfach den verdienten Respekt zollen. Wer es aber gern kurz und knapp mag, dem sage ich zu diesem Album nur eins: Anhören! Ok, Puristen, die es schroff mögen und nichts hören, das nicht wie Anfang der 90er aufgenommen klingt, mögen wohl weniger Freude haben oder schlicht überfordert sein, wer aber einen erhöhten Anspruch an extreme Musik hat, wird voll bedient und entdeckt in WAYFARER vielleicht sogar eine neue Liebe.


Bewertung: 10 von 10 Punkten


Tracklist:
01. The Curtain Pulls Back
02. The Crimson Rider (Gallows Frontier, Act I)
03. The Iron Horse (Gallows Frontier, Act II)
04. Fire & Gold
05. Masquerade of the Gunslingers
06. Intermission (Instrumental)
07. Vaudeville




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