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A TOUR FOR THE DEMENTED

ANNIHILATOR | ARCHER NATION

26.11.2019 - Berlin @ Lido


Eklig nasskalt war es an diesem Dienstagabend in der Hauptstadt. Von daher traf es sich vorzüglich, dass man sich im pickepacke vollen Lido bei der kanadischen Thrash Legende Annihilator ein wenig aufwärmen konnte, die mit einem satten Jahr Verspätung nun endlich im Rahmen ihrer „A tour for the demented“ Halt in Berlin machten. Ganz ehrlich, ich war überrascht, dass sich so viele Leute in der Grenzregion zwischen Kreuzberg und Treptow einfanden, denn die Kritik vieler Fans nach dem letzten Auftritt als Support von Testament vor fast exakt 2 Jahren war zum Teil nicht gerade schmeichelhaft, womit man ein volles Haus nicht unbedingt erwarten konnte. Doch siehe da: Jeff Waters und seine Bande zieht halt immer noch und ich freute mich auf einen lauschigen Abend.

Als erstes musste ich aber die Kalifornier von Archer Nation über mich ergehen lassen, die mit ihrem 08/15 Hardrock/Metal Mischmasch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei waren. Die Mucke war relativ belanglos, lediglich Drummer Keyhan Moini war ein Blickfang, da sich dieser mit Tier aus der Muppet Show über die gesamte Spieldauer ein Look-a-like Contest lieferte und somit zumindest ein wenig für Erheiterung bei mir sorgen konnte. Die Leute gaben dem Trio dennoch anständigen Applaus, obwohl ich diesen in weiten Teilen als nicht unbedingt gerechtfertigt ansah. Aber egal, wir waren ja nicht wegen dem Support hier.

Pünktlich um 21 Uhr erklangen die ersten Riffs von „Betrayed“ vom selbstbetitelten 2010er Album und vom ersten Ton hatte Gottfried Wassers das wogende Lido im Griff. Der Chief of staff der Mannen aus dem hohen Norden scherzte mit dem Publikum, war gesanglich absolut auf der Höhe und brillierte ganz nebenbei auf der Klampfe, der er leicht und locker die schrägsten Töne entlockte, die von der Masse begeistert aufgenommen wurden. Überhaupt befanden sich Annihilator in absoluter Spiellaune, begeisterten mit einem schönen satten und fetten Sound und die Setlist war ebenfalls zum Zungeschnalzen, denn wer hat schon erwarten können, dass sogar der musikalische Witz namens „The trend“ Einzug ins Programm halten würde? Eben. Es gab sowieso eine Menge Überraschungen, denn wann gab es letztmals „Schizos (are never alone)“, „Ultraparanoia“ oder „Burns like a buzzsaw blade“ vom legendären 89er Debüt live zu erleben? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, obwohl ich Annihilator in meinem Leben schon ziemlich oft vor die Linse bekam, sie aber selten so stark erlebte, wie an diesem Abend.

Natürlich durfte die gesamte Litanei an Hits wie „W.T.Y.D.“, „Phantasmagoria“, „Set the world on fire“, „King of the kill“ und natürlich das obligatorische und abschließende „Alison hell“ nicht fehlen, zu dem Jeff nur meinte, dass der im letzten Jahr leider viel zu verstorbene erste Frontmann der Band, Randy Rampage, diesen Song von Beginn an nicht mochte, ihn sogar fast hasste. Überhaupt gab der sympathische Vortänzer eine Menge Anekdoten zum Besten und gedachte somit sehr stilvoll seinem ersten Stimmbandakrobaten. Leider verging die Zeit dabei so dermaßen im Fluge, dass ich mir nach 17 Songs tatsächlich verwundert die Augen rieb und nicht wahrhaben wollte, dass dieser fantastische Auftritt von Annihilator bereits vorbei sein sollte. Das war eine richtige Machtdemonstration und wenn der neu aufgeführte Song „Psycho ward“ vom bald erscheinenden neuen Album „Ballistic, sadistic“ hält was er verspricht, können wir uns auf einen fetten Brocken gefasst machen. Dieser Abend jedenfalls war definitiv ein Highlight im Konzertjahr 2019.

Betrayed
King of the kill
No way out
One to kill
Set the world on fire
Ultraparanoia
The trend
Schizos (are never alone) Part I & II
Drum Solo
Knight jumps queen
Twisted lobotomy
Psycho ward
Tricks and traps
Phantasmagoria
Burns like a buzzsaw blad
W.T.Y.D.
Alison hell



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