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GUTE VORSÄTZE UND FRÜHSTÜCKSORGIEN - DAS IN FLAMMEN 2018


DONNERSTAG

Wie schon in den Vorjahren zog es uns so gegen Mitte Juli nach Torgau zum In Flammen Open Air. Das Line-Up zur 13. Ausgabe war wieder einmal so vielversprechend, dass man sich kaum entscheiden konnte, wo man mal Pause machen sollte. Da es schon Wochen vorher der Sommer sehr gut gemeint hatte, wurde kurz zuvor die Parole „keine Grills, Feuer sowieso nicht“ ausgegeben, denn das Festivalmotto wollte keiner so buchstäblich erleben. Zum Glück gab es am Donnerstag einen kleinen Schauer - das gab es auch noch nicht, dass man sich beim Open Air Festival über Regen freut.

Überhaupt, der Donnerstag: bisher fand der Donnerstag als Warm-Up im Zelt statt. Da in diesem Jahr CANNIBAL CORPSE der Donnerstags-Headliner waren und – erwartbar – deutlich mehr Leute schon donnerstags anreisten, war diesmal die Hauptbühne an allen 3 Tagen im Einsatz. Dummerweise war der Einlass dem Ansturm nicht gewachsen, wobei das Nadelöhr nicht die Autokontrolle, sondern die Bändchenausgabe war. Ich meine, voriges Jahr hätten zu der Zeit an der Stelle 6 Personen Dienst gehabt, diesmal waren es nur 3 für viel mehr Besucher – das lässt sich im nächsten Jahr sicher anders lösen. So kam es, dass wir weder CARNATION noch PILLORIAN sehen konnten (dass wir es wahrscheinlich nicht rechtzeitig zu HUMAN PREY schaffen, war uns fast klar), weil wir noch im Anreisestau steckten. Dann schnell das Zelt aufgebaut und ab zur Bühne, denn CANNIBAL CORPSE als letzte Band des Abends standen bereits 20:45 auf den Brettern. (J)

Der wohl evlt. für mich größte Headliner des Festivals dieses Jahrs direkt zum Warm-Up? Kann das sein? Ja natürlich und CANNIBAL CORPSE haben den Frust des Zeltaufbauens am Abend perfekt entlohnt. Man war das eine Wucht! Es ist mein erstes In Flammen und trotz der anfänglichen Skepsis bzgl. der Mainstage und der Soundanlage haben die brutalen Death Metaller bei brillantem Sound der Menge und mir sowas von eingeheizt, sodass die Messlatte für die folgen Tage und Bands mehr als nur hochgelegt wurde! (C)

Anschließend hätte man an der Bar zur Froschkotze bis zum Morgengrauen feiern können, wir haben aber erst einmal die Betten fertig gebaut, etwas feste Nahrung zu uns genommen und spontan den CANNIBAL CORPSE-Gedächtnis Cocktail erfunden: Bloody Cumshot (eine Kirsche, Eierlikör, Sauerkirsch-Likör und Sahnehäubchen). So kam es, dass wir an dem Abend doch nicht mehr den Weg aus unserem Camp herausgefunden hatten. (J)


FREITAG

Als erste Band am Freitag heizten SPACE CHASER um kurz vor 13 Uhr die Stimmung an und diesen Job erledigten sie sehr gut. Es gab groovigen Old School Thrash Metal auf die Löffel, Shouter Siggi spielte den Madman sehr überzeugend, die ganze Show war kurzweilig und machte einfach Spaß.

Die Italiener BLASPHEMER wirkten sehr böse und spielten finsteren okkulten Death Metal, hatten aber auch einen interessanten Humor. „We ain’t Jesus but we love you anyway“. Danke gleichfalls, die Band behalte ich gern im Auge. Trotzdem sind wir nicht bis zum Schluss geblieben, denn FAANEFJELL, die erste Band im Zelt, schien mir auch interessant zu sein. Nun ja, interessant war es auch, aber nicht gut. Anhand des Namens und der Bühnendeko hätte ich sie mir viel hymnischer vorgestellt, eher in Richtung Pagan, aber sie waren vor allem laut und für meinen Geschmack zu modern. Passend dazu war auch gleich beim ersten Lied der Strom alle und es dauerte eine ganze Weile, bis die technischen Probleme gelöst werden konnten. Selbst fürs Auge waren sie eher die grobe Kost: alle Mann nicht eben zierlich, aber oberkörperfrei, teils mit einer Art Fleischerschürze (inspired by Rammstein?) und einer trug Fuchsschwänze am Gürtel, sowohl aus Pelz vom Tier als auch die gleichnamige Säge. Ein kurzer Blick zur Hauptbühne verriet mir, dass SPASM auch nicht hübscher aussahen, sodass ich erst einmal was gegen den Flüssigkeitsverlust tun musste. (J)

Ein bisschen Spaß muss sein und daher zog es mich zu den Tschechen von SPASM. Lustig, grindig und vor allem sehr viele Songs wurden geboten und das Publikum hat fröhlich zu den eigentlich teils fiesen und makabreren Themen im Moshpit mitgetanzt. Highlight im Pit war für mich übrigens der Lauch und das Kunsttier, welcher über der Staubwolke thronten. (C)

Wer genau mich warum zu SHADE EMPIRE überredet hat, weiß ich nicht mehr, immerhin ist „Symphonic Extreme Metal“ (Melodic Death Metal mit Keyboard) nicht unbedingt meine Leib- und Magenmucke, aber die Finnen haben mit Spielfreude und Professionalität überzeugt insgesamt eine gute Show abgeliefert. So gut, dass sich mich sogar entschlossen habe, CALLIOPHIS im Zelt zu verpassen. Durch die Stromausfälle im Zelt verschob sich jedoch der Zeitplan dort, denn die Ausfallzeiten sollten nicht zu Lasten der Spielzeit gehen, damit jede Band dennoch ihr Set durchziehen kann. Daumen hoch für diese Geste der Fairness und ein großes Glück für mich, denn eigentlich taperte ich genau in dem Moment zur Zeltbühne, als CALLIOPHIS planmäßig zu Ende gewesen wären, um den Anfang von DEKADENT zu sehen, bevor ich zu NORDJEVEL wechsele (oder vielleicht auch dort kleben bleibe).

Tatsächlich habe ich aber noch mindestens eine halbe Stunde CALLIOPHIS sehen dürfen. Das Leipziger Death-Doom-Geschwader ist noch nicht vielen ein Begriff, die lege ich aber jedem ans Herz, der mit schweren, langsamen Tönen was anfangen kann. Das war dermaßen fesselnd und dabei noch wunderschön, dass es für mich eins der Highlights des ganzen Festivals war. Das einzig Dumme dabei war, dass ich nun doch nicht DEKADENT sehen konnte, aber das hole ich im Oktober im Skullcrusher Dresden beim alljährlichen „Metal gegen Krebs“–Festival nach. (J)

In bester Gesellschaft des Skullcrusher-Bookers Enni sind DEKADENT angereist, um zu überzeugen und das haben sie auch geschafft. Als ob es im Zelt nicht schon heiß genug gewesen wäre, haben hier die Slowenen ein akustisches Inferno entfacht und gezeigt, warum sie als eine der Hoffnungsträger im extremeren Metal Bereich gehandelt werden. (T)

Parallel zu DEKADENT und bei weitem seltener auf hiesigen Bühnen zu sehen, spielten die Norweger NORDJEVEL auf. Klassisch-grimmiger Black Metal, dem selbst die Nachmittagssonne nichts anhaben konnte. Noch nicht einmal die augenscheinlich gute Laune der Musiker hat das Bild gestört. Per Valla (VREDEHAMMER und eben NORDJEVEL) habe ich auf der Bühne zwar nicht entdecken können, dafür war kurzfristig Destructhor (ZYKLON und MORBID ANGEL zu „Ilud...“-Zeiten) eingesprungen – na das gab ein Hallo, als er und sein alter Boss sich backstage begegnet sind. Jedenfalls waren NORDJEVEL einer der vielen Geheimtipps des Festivals und unter denen, die sie gesehen hatten, gab es einige „beste Band“-Kommentare.

Nach diesem Auftritt mussten wir erst einmal eine längere Pause machen: später angereiste Kollegen im Camp begrüßen, Platz für unerwartet große Zelte schaffen, ohne die Fluchtwege zu verbauen (Security is watching you, ist ja auch richtig so, miteinander statt gegeneinander), Melonenbowle schnitzen…. So kam es, dass keiner von uns UNDERGANG, URN, CHAOS AND CONFUSION oder GOREPHILIA gesehen hat. Zumindest von CAC kann aber Clemens aus Musikerperspektive berichten. (J)

Nun soll es für mich selber auf die Bühne gehen und die Aufregung, ob und wie viele sich unser HYPOCRISY Tribute anschauen, stieg in das Unermessliche. Aus der Sicht einer Band kann ich sagen, hat einen das In Flammen Team so gut umsorgt und war vorbereitet auf jede Frage, sodass man sich von der ersten Sekunde an professionell und sicher verpflegt gefühlt hat. Auch wenn man selber ein Teil einer kleineren Covercombo gewesen war, habe ich keinen Unterschied zu den großen Acts gespürt und somit lief der Gig mehr als reibungslos und wir waren überwältigt, wie viele mit uns zusammen gefeiert haben und dass uns das Team rund um Thomas diese Chance ermöglicht hat!! (C)

DREAD SOVEREIGN durfte ich vor einigen Jahren in einem winzigen Berliner Club mit einer Handvoll Zuschauer zusammen sehen, als die kleine „Schwester“-Doomband von Nemtheanga/Averill gerade auf der Bildfläche erschien. Damals noch etwas unausgereift aber vielversprechend im Ansatz. Nun ist die Band mittlerweile grösser und bekannter geworden und spielte dementsprechend auch auf der Hauptbühne vor einer ganz ordentlichen Menge an Zuschauern. Die Band stagniert jedoch meines Erachtens zu sehr, hat seit damals keinen wirklichen Qualitätssprung nach vorne gemacht und lebt eigentlich nur von der Präsenz des PRIMORDIAL-Fronters. Bei Tageslicht verpufft jedoch leider auch so etwas wie leicht anklingende Doomatmosphäre im Nirgendwo. Die Stücke, die dazu weder besonders doomig noch besonders aufregend im weiten Rund erschallten, langweilten mich mit zunehmender Spieldauer immer mehr und Averills dämliche „Fuck Jesus blablabla“ Ansagen wirkten obendrein prollig und peinlich, sodass ich nach 2/3 des Gigs etwas ernüchtert den Gang Richtung kleines Zelt antrat. (N)

Schon lange kein Geheimtipp mehr, sind BÖLZER eines der Highlights auf dem diesjährigen In Flammen gewesen. Wieviel Boshaftigkeit und musikalische Klanggewalt dieses Duo auf die Bühne bringt, ist immer wieder aufs Neue beeindruckend. Natürlich wurden viele Lieder des aktuellen Albums "Hero" gespielt und selbst schwerwiegende technische Probleme konnten die Herren professionell überspielen. Chapeau! (T)

Auf die HATE-Jungs aus Polen habe ich mich sehr gefreut, da es nicht das erste Mal sein soll, dass ich die Truppe live erleben dürfte. Leider hat irgendwie etwas am Sound nicht gestimmt und die Motivation der Band kam nicht rüber. Der Funke war da, wollte aber nicht überspringen. Sehr schade, da die Band doch sehr viel Potenzial und ein paar starke Alben abgeliefert hat. (C)

Abgehalfterten All-Star-Auftritten oder künstlichen Revivals, die alte Zeiten wiederaufleben lassen sollen, darf man getrost skeptisch gegenüberstehen. Ex-MORBID ANGEL-Fronter und umstrittene Kultfigur David Vincent war angetreten, um mit einigen ausgewählten Mannen als I AM MORBID die ersten 4 MORBID ANGEL Platten wiederaufleben zu lassen. Für meine Begriffe bis heute das Alpha und Omega des Death Metals. Da geht nichts mehr drüber. Genau deshalb konnte diese etwas künstliche geplante Aktion natürlich auch umso schlimmer in die Hose gehen. Tat es aber nicht.

Zwar ist nach all den Jahren die Düsternis verflogen, wofür auch Vincent etwas Pate steht, denn die Ausstrahlung von damals hat er natürlich nicht mehr. Aber was zählt, ist die musikalische Performance an sich. Mit einem klasse Sound unterlegt, durfte man sich wieder zurück zum Anfang bis Mitte der 90er beamen. Mit Songgranaten wie „Rapture“, „Pain Divine“, „Where the Slime live“, „Blessed are the Sick“, und natürlich den Großtaten des alles überstrahlenden „Altars of Madness“ kann man auch mehr als 2 Jahrzehnte später nichts falsch machen. Klar würde man sich hier einen Trey Azagthoth an der Gitarre wünschen; Chaos, Wahnsinn und Dunkelheit hatte diese Performance nämlich wirklich nicht zu bieten. Trotzdem durfte man auch mit den Leistungen der Mannen um Vincent an diesem Tag sehr zufrieden sein. Trotzdem sollten Auftritte dieser Art nicht überstrapaziert werden; das hätte dann nämlich was von Ausverkauf und Leichenfledderei. Das darf bei Über- Songs wie dem frühen MORBID ANGEL-Material nämlich nicht geschehen, um sie nicht ihrer Magie zu berauben. (N)

TARANTEL war eine bislang mir unbekannte Band und die 2te. Coverband neben meiner eigenen Combo auf dem Festival. (bzw. die 3. Coverband, je nachdem, wie man zu I AM MORBID steht – J) Zur Liebe meiner Freundin haben wir uns das IRON MAIDEN- Spektakel angeschaut und konnten die „kleine“ MAIDEN-Version perfekt unter die Lupe nehmen. Immerhin haben wir das Original einige Wochen zuvor in Berlin bestaunt und letztendlich, wenn man die Augen zu gemacht hat, kam man sich genau wie in der Waldbühne in Berlin vor, nur dass eben TARANTEL auf der Bühne standen. Okay es war nicht 100%ig übereinstimmend. Aber Hey, die Mukke funktioniert auch ohne Eddie und sämtliche Bühnendeko und Show, da die Truppe einfach eine Energie rübergebracht hat und die Fans sofort ab Sekunde 1 mitgenommen hat und zum Mitsingen eingeladen hat. Hut ab, die Jungs wissen wie eine Coverband läuft und worauf es ankommt! (C)


SAMSTAG

Den Samstag ließen wir ganz gemütlich anlaufen. Allen guten Vorsätzen zu Trotz habe ich auch in diesem Jahr nicht beim In Flammen Hangover Run mitgemacht (1x um den See, gemütlich 8km joggen inkl. Verpflegung und Teilnehmer-Patch, organisiert von Ketzer Records), denn das campeigene Kochstudio war noch mit der Frühstücksorgie beschäftigt, da rennt man nicht einfach weg. Auch FUBAR hörten wir uns nur von ferne an, das klang aber auch ziemlich anstrengend, mehr Core als Grind und kein bisschen spaßig.

Eine weitere verrückte Tradition auf dem In Flammen ist die Heavy Metal Kaffeetafel, wo es selbstgebackenen Kuchen und Kaffee für umsonst gibt. Diesmal haben es die Kuchenteller jedoch mitunter gar nicht bis auf den Tisch geschafft, da so viele Menschen sehr hungrig waren oder zumindest gierig. Das fand ich in diesem Jahr etwas unschön, ist wohl aber der gestiegenen Besucherzahl geschuldet. Es wäre schade, wenn diese an für sich schöne Geste in eine hässliche Schlacht am kalten Buffet ausartet oder in kommenden Jahren darauf verzichtet werden müsste, weil es mit dem „gemütlich zusammen Kaffeetrinken“ nicht mehr viel gemein hat.

SERRABULHO sollten eigentlich letztes Jahr zum Frühstücksgrind aufspielen, dann kam was dazwischen und nun waren sie da, damit man sich Kaffee und Kuchen gleich wieder von der Hüfte tanzen kann. Mikro an einer Sandkastenschaufel befestigt- check, Flamingo-Schwimmring – check, diverse andere Utensilien und Verkleidungen im Publikum – check, denn auch Metaller wollen mal ins Bällebad und albern sein. Die Musik konnte man sich auch anhören, da gibt es im Grind-Sektor wahrlich schlimmeres als die Portugiesen und schon hatte man die Leute wieder auf Betriebstemperatur. Das besondere Highlight war, dass In Flammen-Chef Thomas bei einem Lied mitgesungen hatte (wie man im Death/Grind-Bereich halt so singt) und es einen Heiratsantrag auf der Bühne gab. Wer sagt denn, dass solche Mucke nicht romantisch sein kann? (J)

Die Zeltbühne überrascht mich wieder mal positiv, da hier oftmals mir bis dato unbekannte Bands exzellente Auftritte abliefern. Auch GRIM VAN DOOM (geiler Name) fallen in diese Kategorie und laufen mir sogleich vorzüglich rein. Die Sludge/Doom-Lava der Band aus Wuppertal drückt einem wirklich die Trommelfelle bis zum Anschlag durch. Die Band wirkt zudem sehr fokussiert und motiviert und kann die Zuschauer begeistern. Auch hier kommen ab und an Passagen ohne Gesang aus, während die fetten Riffs einem das Hirn durchbrutzeln. Am Ende habe nicht nur ich das Gefühl, dass der Auftritt noch eine ganze Weile länger hätte dauern dürfen. Die Truppe sollte man sich merken und hinter diese sehr gelungene Performance am heutigen Tage einen fetten Haken machen. (N)

Ich bin, nicht ohne Bedauern, nach anderthalb Liedern von GRIM VAN DOOM wieder zur Hauptbühne getigert, denn NERVOSA wollte ich auf keinen Fall verpassen. Was die drei Mädels für eine Thrash-Granate abfeuerten, war unklar. Wenn Fernanda mit den Augen funkelt und schreit, dazu alle breitbeinigen Posen draufhat und nebenbei auch noch Bass spielt wie eine Göttin, überstrahlt ihr Charisma zwar ihre beiden Kolleginnen etwas, bringt das Gesamtpaket NERVOSA aber gewaltig nach vorn. Sehr geil, selbst für Leute, die eigentlich keine Thrash Metal Maniacs sind oder nur deshalb ins Sabbern geraten, weil da weibliche Wesen zu sehen sind.

Zurück ins Zelt zu AD CINEREM. Hier kann ich als mitgereistes Musikerweibchen nicht neutral berichten. Weder möchte ich mehr schwärmen als angebracht noch auf jeden Verspieler aufmerksam machen, den außer den Musikern und dem engsten Kreis keiner bemerkt hat. Das Zelt war jedenfalls proppenvoll, es stand auch draußen noch eine Traube Menschen, die sich nicht reinquetschen, aber dennoch der Band lauschen wollten. Der Black-Death-Doom-Funeral (welche Schublade man auch immer für passend erachten möchte) Metal der Dresdner trifft einen Nerv, der die Leute wegdriften und anschließend ausrasten lässt. Es gab Tränen der Ergriffenheit im Publikum, zwischen zwei Songs fragte jemand laut „Könnt ihr bitte für immer spielen?“ und nach dem Auftritt wurde ihnen förmlich der Merchstand eingerannt. Für eine doch eher unbekannte Band, die finstere Musik nachmittags kurz nach 4 im Zelt spielt, war dieser Auftritt phänomenal und ein riesiger Erfolg. (J)

VENENUM sind ohne Frage eine der frischsten und interessantesten neueren Düsterbands. Eine Band, von der in Zukunft noch sehr viel erwartet werden kann. Und auch live ist die Band genau das, was man sich von so einer Truppe erwartet. Düster, ohne Genregrenzen oder Scheuklappen, ohne langes Rumgelaber, auch optisch top und gnadenlos ihren Stiefel runterdrückend. Die Band schafft es sogar, bei Tageslicht eine Menge Düsternis und Atmosphäre zwischen die Zuschauer zu drücken, was nicht jeder Band an diesem Tag gelingt. Die Stücke wirken durch die längeren Instrumentalpassagen zwischendurch manchmal fast jamlastig und werden trotzdem zu keiner Sekunde langweilig. Schon ein sehr gelungenes, jedoch nicht einfach zu konsumierendes Potpourri aus Progressivität, purem erdigen Death Metal und düsterer Keller-Atmosphäre. In dieser Form sehe ich auf VENENUM noch größere Weihen zukommen. Ganz klar einer der besten Auftritte des gesamten Festivals. (N)

MOSAIC
sind immer wieder ein Erlebnis. Bereits das voll ausgespielte Intro aus Stanley Kubricks Meisterwerk "Eyes Wide Shut" lässt vermuten, dass hier alles eine Ecke anders gehandhabt wird, als es der normale Black Metal vermuten lässt. Auch musikalisch wurde es experimentell und eher rockig, mit vielen Midtempo-lastigen Liedern statt wilden Blastbeats. Dennoch ging dabei nie die unheilige und vor allem mystische Aura verloren, die MOSAIC perfekt verstehen zu erzeugen und für sich sprechen zu lassen. (T)

Auch ich war von MOSAIC so sehr in Bann gezogen worden, dass ich, nachdem ihr Auftritt vorbei war, nur noch das letzte halbe Lied von GODTHRYMM sehen konnte. Der Bandname ist unbekannt, dahinter verbergen sich aber Leute von MY DYING BRIDE und VALLENFYRE. Es soll sehr gut gewesen sein, schön doomig, wurde mir von Freunden gesagt, die sich (ähnlich wie ich, nur andersrum) dachten „Schaumermal hier und wechseln dann zur anderen Bühne“, aber hängengeblieben sind. (J)

Fast hätte ich GOD DETHRONED verpasst, die ich mir eigentlich dick markiert hatte. Naja, zum Glück ist man nie alleine unterwegs und so konnte ich die Band endlich zum ersten Mal live erleben und es hat sich gelohnt. Gespielt wurde querbeetein das wichtigste, was man in der Spielzeit unterbringen könnte. Super Sound, vor allem an der Gitarrenfront, sodass es ein wahrlicher Hörgenuss in das Ohr beim headbangen eindrung! (C)

Derweile nahmen GOATH das Zelt auseinander. Herrlich roh, böse und hässlich, genau wie es sich für Death Metal im Spektrum zwischen ANGEL CORPSE und DEICIDE gehört. Eigentlich war das Zelt ein wenig zu klein dafür oder GOATH schon zu groß, denn es platzte förmlich aus allen Nähten. Dennoch ist es mir mit etwas Schultereinsatz gelungen, in die vorderen Reihen zu kommen und eine weitere Band zu feiern, über die ich schon viel gehört hatte, aber bisher noch nicht live erleben konnte. Und wenn ich einmal da war, wollte ich zumindest ein wenig SAOR sehen. Diese hatten aber einen elend langen Soundcheck mit technischen und wahrscheinlich auch Verständigungsschwierigkeiten. Theoretisch hätten sie schon seit einer halben Stunde spielen sollen, als dann endlich der Backingtrack lief und auch der Geigist auf seinem In-Ear-Monitor etwas hörte, da verloren wir die Geduld und verließen das Zelt (nicht ohne den Kalauer „Ich werd gleich richtig SAOR“ anzubringen) in Richtung Hauptbühne, um uns von „We are IMPALED NAZARENE and you are not!“ fachgerecht das Trommelfell verprügeln zu lassen. (J)

Was waren IMPALED NAZARENE mal für eine Band... Wie ein Kometeneinschlag aus der Hölle schlug die Band aus Finnland damals ein und hinterließ mit den ersten drei Alben nur Schutt und Asche. Völlig durchgedrehte, hysterische Performances machten die Band zudem zu einem Augenschmaus für Fans von special interests. Davon ist leider nicht mehr viel übriggeblieben. Ich bin traurig, das konstatieren zu müssen. Nachdem sie auch mit jedem Album Stufe um Stufe im Ranking abzurutschen scheinen, wirkt die Band live fast nur noch wie eine Karikatur ihrer Selbst. Mika Luttinen hat im Prinzip mittlerweile gar keine Stimme mehr (wen wunderts...), er krächzt und krakeelt nur noch semi-stupid vor sich hin, während die Songs vom Rest der Band insgesamt scheppernd und lieblos runtergerotzt werden. Mich packt die Truppe, die ich mal so frisch, krank und affengeil fand, mittlerweile ungefähr gleich nullkommanull. Tut mir leid, ihr verrückten Hunde, aber vielleicht ist es Zeit für eine (endgültige) Pause. Im Vergleich zu einigen anderen Bands wirken die Finnen heute wie eine Amateursäufertruppe, die ihre Instrumente malträtiert. Soumi Finland Perkele...(N)

Wenn TAAKE schon mal spielen, nimmt man die Truppe gerne mit. Was kommt, war klar: eine saftige Portion Black Metal ohne unnötige Verzierungen oder Verschleierungen. Einfach nur Black Metal wie man es gerne hat und heut zu Tage gar nicht mal mehr so oft zu hören bekommt. TAAKE wurden daher ihren Ruf gerecht und haben eine Hammer Show samt Performance abgeliefert. Sehr zu empfehlen. (C)

Und noch immer gab es keine Pause, denn CANDELMASS wollten wir auch unter keinen Umständen verpassen. Die Schweden spielten ein herrliches Old School Set voller Klassiker, so viel wie sich in einer Stunde Spielzeit unterbringen lassen. Sicher gibt es immer wieder Nörgler, die CANDLEMASS nur mit Messiah Marcolin als CANDLEMASS akzeptieren. Mir gefällt die Stimme von Mats Levén sogar besser, er macht nen super Job als Frontmann und die Show war stimmig. Genau das, was ich in dem Moment wollte. Nebenbei soll es im Herbst endlich ein ganzes neues Album geben, ich bin sehr gespannt. (J)

Einmal muss ich NAPALM DEATH doch mal sehen. Damals, Wacken 2007 geschah dies nur während der Autogrammstunde von SODOM im Hintergrund und mittlerweile sind ja auch noch paar Jahre in das Land gezogen. Und letztendlich ärgert es mich, dass ich sie bis dato immer wieder verpasst oder nicht für voll genommen habe, denn auf dem In Flammen zeigte sich eine brachiale Show mit viel Energie und Spaß an der Freude, wie ich sie selten bei einer Band je gesehen habe. Barney springt, hüft und fliegt wie ein Flummyball über die Bühne umher und hat einfach Spaß, während er teilweise wirklich sozialkritische und wichtige Inhalte rüberbringt. Die beste Kombi ever!

ATTIC hatte ich auf dem Party San das erste Mal mit dem damaligen Debüt-Album gesehen und nun endlich mit dem 2tling eine erneute Chance gehabt, da mir Album Nummer 2 wirklich mehr zusagte. Leider war es die letzte Band für das gesamte Festival und direkt nach NAPALM DEATH war die Zeit doch knapper als gedacht. Und da die Zeiten zum Ende eingehalten werden müssen, wurde das Set spürbar spontan gekürzt und damit ist das Dilemma nicht mal groß genug. Denn der Frontmann betrat die Bühne in einem leicht angeschlagenen Zustand nach einer Krankheitsphase, sodass das Markenzeichen, die KING DIAMOND ähnliche Stimme ein wenig gelitten hat. Aber sie haben ihren Job dennoch professionell durchgezogen und hätten eine andere Spielposition bestimmt besser zu ihren Gunsten umsetzen können. Etwas schade, aber die Jungs haben es drauf und die halbe Show wird sicherlich für mich noch ein anderes Mal nachgeholt. (C)

So ging das 13. In Flammen Open Air dann auch zu Ende, alle waren glücklich und geschafft und keiner musste frieren. Es war wie immer so entspannt, wie ein Metalfestival der Größenordnung sein kann. Die Crew, egal ob Security, Bar oder sonst irgendwo, besteht zum größten Teil aus ehrenamtlichen Helfern, die sich den Arsch aufreißen und Thomas ist mittendrin und überall selbst mit am rödeln. Dafür ein riesigengroßes Dankeschön, das kann man nicht genug würdigen. Auf der anderen Seite wächst das Festival langsam auf eine Größe heran, die nur schwer mit einer Handvoll Kumpels zu stemmen geht, hier müssen wir beobachten, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Es soll schon laut über ein Ticketlimit nachgedacht worden sein.

Wir werden ziemlich sicher wiederkommen. Das nächste In Flammen findet am Wochenende 11.-14. Juli 2019 statt und als erste Band wurde UNLEASHED bestätigt. Nur noch knapp 11 Monate … (J)


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